Der Erfinder des Schrumpfgeldes
Ein weiteres Zeichen dafür, dass allgemeine Ratlosigkeit herrscht, wie wir aus der Schuldenkrise herauskommen, ist die Rückbesinnung auf frühere Ideen, die in ähnlichen Zeiten geboren wurden. Trotz aller Bemühungen der Zentralbanken will sich ein Aufschwung einfach nicht einstellen, stattdessen gibt es immer mehr Nebenwirkungen, wie selbst die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich mahnt. Ursache ist die immer weiter fallende Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Aus diesem Grunde wurden schon ein Bargeldverbot und Zwangskredite gefordert. Hier nun die Rückbesinnung auf die Steuer auf Geld. Ich persönlich finde die Idee sehr charmant, allerdings wäre mir eine grundlegendere Reform unseres Geldwesens lieber.
→ F.A.Z.: Der Erfinder des Schrumpfgeldes, 5. Juli 2014
Einen schönen Überblick über die Sichtweisen der Geldtheoretiker findet man hier. Allerdings werden Konzepte wie das von mir mehrfach diskutierte Vollgeldsystem nicht adressiert.
→ F.A.Z.-Blog: Die große Konfusion: Die Liberalen und die Geldpolitik, 3. Juli 2014
Die Kakophonie in der Geldpolitik, bei der selbst Wirtschaftsnobelpreisträger völlig gegensätzliche Meinungen vertreten, zeigt, in welch konfusen Zeiten wir leben: „Es ist eine etablierte wissenschaftliche Wahrheit, dass die Geldpolitik in den Vereinigten Staaten seit der Gründung der FED im Jahre 1913 keinen Einfluss auf das Wirtschaftswachstum oder die Beschäftigung hatte“, sagte der Nobelpreisträger Ed Prescott noch in diesem Jahr in einem Gespräch mit der „New York Times“. – „Durch Kunstgriffe der Bank- und Währungspolitik kann man nur vorübergehende Scheinbesserung erzielen, die dann zu umso schwererer Katastrophe führen muss.“ Die zugrunde liegende Lehre heißt die “Österreichische Schule” und da sie vorwiegend in den Vereinigten Staaten beheimatet ist, nennen sich ihre Anhänger “Austrians”. Mit Friedrich von Hayek stellten sie im Jahre 1974 einen Nobelpreisträger. – In den vergangenen Jahren hat sich eine dritte liberale Sicht des Geldes und der Geldpolitik herausgebildet. Ihre Anhänger bezeichnen sich als „Marktmonetaristen“, lehnen hohe Steuern und hohe Staatsschulden ab, sehen aber die Zentralbanken in der Pflicht, durch eine aggressive Geldpolitik eine Wirtschaft aus einer Krise herauszuführen. Sie verweisen gerne auf Äußerungen des verstorbenen amerikanischen Nobelpreisträgers Milton Friedman (1912 bis 2006), der den Japanern vor rund fünfzehn Jahren Käufe von Staatswertpapieren durch die Zentralbank zur Bekämpfung der Deflation empfohlen hatte. Friedman hatte auch die Ansicht vertreten, die amerikanische Große Depression in den Vereinigten Staaten der dreißiger Jahre sei das Ergebnis einer zu restriktiven Geldpolitik gewesen. – Was alle drei ganz offensichtlich – in unterschiedlichem Maße – vergessen sind Schuldenstand von Staat, Privathaushalten und Unternehmen, die schlicht die weitere Verschuldungsfähigkeit begrenzen. Dazu die demografische Entwicklung (stark gesättigte Märkte!) und die Bildungs- und Infrastrukturinvestitionen. – Im Kern kann intelligente Politik wirtschaftlich wesentlich mehr bewirken als die Geldpolitik einer Zentralbank. Zum Beispiel auch über floatende Steuerquoten. Darüber müsste man auch mal diskutieren!