Den Märkten schmeckt die US-Ver­schuldung nicht

„The bond vigilantes are back“ ist ein Kommentar in der FINANCIAL TIMES (FT) betitelt. Die „Bond-Vigilanten“ sind Investoren, die auf steigende Risiken – zum Beispiel wegen nicht nachhaltigen Staatsfinanzen – mit dem Verkauf von Anleihen, damit also einer Zinssteigerung reagieren.

Genau das scheint sich mit Blick auf die US-Schulden zu ereignen:

  • „I first wrote about the bond vigilantes on July 27 1983 as follows: ‚So if the fiscal and monetary authorities won’t regulate the economy, the bond investors will. The economy will be run by vigilantes in the credit markets. Currently, monetary policy has been on the right course, with the Federal Reserve focusing on fighting inflation, which soared in 2021 and 2022 after Yellen’s Treasury department provided a third round of pandemic relief cheques to millions of Americans in early 2021. That fuelled a consumer buying binge that was already under way in response to the first two rounds of cheques under the Trump administration during 2020. The buying binge caused prices to soar.‘“ – bto: Das ist eine ganz klare fiskalische Inflation.
  • „(…) the Biden administration succeeded in enacting fiscal spending programmes that significantly worsened the projections for the federal budget over the next 10 years. (…) This year, inflation caused the government’s outlays on social security to rise more rapidly since they are indexed to inflation. More worrisome is that the Fed’s interest rate increases in response to inflation are causing the Treasury’s outlays on net interest to soar. Meanwhile, tax revenues have turned down following last year’s temporary windfall. So the federal deficit has ballooned to $2tn over the past 12 months through August.“ – bto: 2.000 Milliarden Dollar Defizit, rund acht Prozent vom Bruttoinlandsprodukt, werden erwartet.
  • „In recent weeks, the bond vigilantes have been challenging Yellen’s policies by raising bond yields to levels that threaten to create a debt crisis. In this scenario, higher yields crowd out the private sector and trigger a credit crunch and a recession. Since the root cause of the problem is profligate fiscal policy, the government would have to cut outlays and boost taxes to placate the bond vigilantes, which would exacerbate the recession.“ – bto: Das ist doch mal ein interessantes Szenario. Die Zinsen steigen wegen des Defizits, das führt zu einem höheren Defizit, was zu noch höheren Zinsen führt. Das wiederum zwingt zu Sparmaßnahmen, die dann die Wirtschaft in die Rezession stürzen und Defizit und Schuldenquoten weiter erhöhen. Das ist ein spannendes Szenario, vor allem wenn dann noch die FED wieder Anleihen kaufen muss, um dem Staat zu helfen…
  • „Bond yields rose along with the federal funds rate until the summer of 2022, when the yield curve inverted as the bond yield rose less rapidly than the federal funds rate. In the past, an inverted yield curve signalled that bond investors anticipated that if the Fed continued to raise short-term rates, something would break in the financial system resulting in a widespread credit crunch and recession. (…) But the yield curve started to disinvert in June, with the bond yield rising faster than the federal funds rate as the bond vigilantes became increasingly alarmed and animated about profligate fiscal policy.“ – bto: Es ist also kein Zeichen, dass die Inflation besiegt ist und es eine weiche Landung gibt, sondern ein Zeichen, dass es Sorgen gibt bezüglich der Staatsfinanzen der USA.
  • „The bond yield has gone vertical in recent weeks, jumping to 4.80 per cent on Tuesday. If it continues to soar up to 5 per cent or higher, Yellen should meet Biden to explain that the bond vigilantes are about to trigger a crisis that could derail his chances of winning another term.“ – bto: Und eine Rezession macht es auch nicht wahrscheinlicher.

ft.com (Anmeldung erforderlich): „The bond vigilantes are back“, 4. Oktober 2023

Kommentare (8) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Thorsten Schuppenhauer
    Thorsten Schuppenhauer sagte:

    die Staatsschulden (und die übrigen Schulden der Unternehmen und privaten Haushalte) sind so hoch, dass sie nicht mehr regelkonform zurückgezahlt werden können. Entweder Staatsbankrott oder Inflation sind die einzigen Auswege. Die Zentralbanken werden den Staatsbankrott verhindern, also wird die Inflation als “Lösung” gewählt werden. Gold schützt.
    Thorsten Schuppenhauer
    k3 mapa GmbH
    Wiesbaden

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  2. foxxly
    foxxly sagte:

    “”Den Märkten schmeckt die US-Verschuldung nicht””

    kapieren die märkte endlich,
    -dass die verschuldung mit diesen geldsystem zwangsläufig stärker steigen muss, als die wirtschaftsleistung (incl der produktteuerung, was real keine leistung ist!).
    -dass die realwirtschaft sich bald nicht mehr rentiert, wenn die kosten (zwangsläufig) steigen.

    interessant ist in diesen zusammenhang, dass gerade die usa jahrzehnte lang von den rohstoffdollar, rund 3 bis 5 bill (europ.) dollar jährlich!!, prächtig leben konnten und sie trotzden gewaltige verschuldungen angehäuft haben.

    die besitzer des großkapitals sind die alten und neuen welt-herrscher!

    eigentlich

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  3. Alexander
    Alexander sagte:

    Finanzmarktwelt – Käufer-Streik bei US-Schulden…30 jähriger Laufzeit:
    https://youtu.be/ObruPE4-7Ys?si=JMSE5KBHXXBF-y_i

    US Verschuldung in den letzten 25 Tagen + 500Mrd.$ auf 33.55 Billionen US$
    alleine seit 2008 + 24 Billionen US$ Neuverschuldung ……

    Lösung?
    Bto:
    “Die Zinsen steigen wegen des Defizits, das führt zu einem höheren Defizit,
    was zu noch höheren Zinsen führt und zwingt zu Sparmaßnahmen,
    die dann die Wirtschaft in die Rezession stürzen und Defizit und Schuldenquoten weiter erhöht. ”

    Läuft nicht.

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  4. komol
    komol sagte:

    Das Risiko, auf welches reagiert wird, ist, dass das Land von innen her zerissen wird. Es ist i. e. L. ein pol. Risiko, kein genuin ökonomisches. Hätten die Amis nicht andererseits die großen Tecs, also die Zukunftsunternehmen, und damit auch die im Wert als mehr als Gold geltenden Verhaltensdaten der halben Welt, wären die Zinsen noch viel viel höher, denn das pol. Risiko ist enorm – ich würde es auf weit mehr als 50 % einschätzen. Denn ob nun Trump das nächste Mal drankommt oder später sowas passiert, bedeutet eigentl. nur eine Frage der Zeit. Man muss sich ja nur anschauen was mit der GOP los ist (das ist ein verzweifelter Überlebenskampf gegen die Zeichen der Zeit).

    All das ist der Wandel von G3 zu G4 durch die Komm. der Internettechnologien – das läuft jetzt schon 25 Jahre. Erste Turbulenzen betrafen und betreffen die Wirtschaft. Dann kam die Politik in der 10er Jahren dran, und dort steht die nächsten 10 Jahre die finale Phase an (übrigens nat. weltweit; und auch bei uns wird es so krass werden wie jetzt schon bei den Amis). Normalerweise läuft das, wie es uns die Synergetik und Theorie dissip. Strukturen zeigt, so, dass es zu einer klass. Bifurkation mit anschließendem Strukturbruch kommt. Die Bifurkation hat sich bei den Amis schon aufgebaut, bei uns noch nicht ganz (hier sind noch zu viele feine Unterschiede im Spiel die eine Rolle spielen..).

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    • JürgenP
      JürgenP sagte:

      @Komol “Verschuldung” einer Großmacht Bifurkation komplexer Systeme … das muss man erst mal innovativ zusammenbringen. Zwangsläufig werden solche Überlegungen spontan als Nachweis von Spätfolgen von Corona oder ständigem Besäufnis eingeordnet. Und zwar von Leuten, die “Innovation” von “der Politik” fordern, selbst aber nicht gewillt sind, kreativ zu werden und über den eigenen Tellerrand hinauszublicken.

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      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        @ JürgenP

        Familie Kowalski ist seit 2015 innerlich zerrissen, um bei @Komols Bild zu bleiben.
        Auslöser war der innovative Einfall von Familienvater Willi im Januar 2010, seine berufliche Kreativität durch ein paar leichte Whiskys täglich zu steigern. Der Erfolg war anfangs scheinbar signifikant, bis der Kipp-Punkt erreicht war und den Mann zum physischen und psychischen Wrack machte.

        Lösung ?
        Eine neue Innovation, die darin besteht, dass Willi mit dem Dauerbesäufnis aufhört und alkoholmässig erst mal zurück zum Zustand Dezember 2009 kommt. Heißt im Klartext, Innovation kann auch im Rückschritt bestehen, in der Korrektur von falschen Entscheidungen. Die “Bifurkationen” der Vergangenheit sind nicht immer unumkehrbar.

        Bei Merkel waren es einige wenige einsame Entscheidungen, die extreme Folgewirkungen hatten.
        Wäre sie heute Kanzlerin und würde anordnen, die Grenzöffnung und die Energiewende “das muss rückgängig gemacht werden”, die Herren Politiker-Pantoffelhelden der Blockparteien würden willig mitmachen und auf einmal wäre möglich, was heute unmöglich ist.

  5. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    Vielleicht würde es helfen, wenn die USA wieder ein paar der klassischen Werbeposter für US-Staatsanleihen neu auflegen? ;)

    “Buy War Bonds” Replica WWII Propaganda Poster
    https://store.nationalww2museum.org/buy-war-bonds-replica-wwii-propaganda-poster/

    (Ich hab immer gedacht, dass Uncle Sam auf dem Poster seine zusammengeplünderte Kriegsbeute in der US-Flagge zusammengeschnürt hat und Huckepack trägt, aber da steht ja, es sei “a stirring image of Uncle Sam standing in the clouds holding a billowing U.S. Flag”. Tja.)

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