„Demographics: From dividend to drag“
George Magnus von der UBS ist ein Meister des Blicks über das Tagesgeschehen hinaus. Hier beleuchtet er den Zusammenhang von demographischer Entwicklung und Finanzmärkten. Seine Schlussfolgerung: der Höhepunkt an den Finanzmärkten fällt mit dem Höhepunkt der Erwerbsbevölkerung relativ zur Gesamtbevölkerung zusammen. In Japan war das 1990, in Europa und den USA um das Jahr 2005 herum der Fall. Nun ist Korrelation bekanntlich nicht Kausalität. Dennoch spricht viel dafür, dass ein hoher Anteil der Erwerbsbevölkerung zu einem Boom in der Wirtschaft und damit an den Finanzmärkten führt. Ausgelöst durch mehr Wirtschaftswachstum und vermehrten Anlagebedarf der aktiven Bevölkerung.
Doch selbst wenn es diesen Zusammenhang nicht geben sollte, ist zu befürchten, dass ein Rückgang der Erwerbsbevölkerung zu weniger Wachstum führt, was es erschwert, mit den Folgen der Finanzkrise umzugehen. Die Wirtschaftskrise wiederum führt zu einer geringeren Erwerbsbeteiligung und weniger Investitionen in Bildung und Innovation, was das BIP/Kopf steigern könnte. Ein sich gegenseitig verstärkender negativer Kreislauf. Diesen müssen die betroffenen Länder, allen voran Europa, durchbrechen um zu höheren Wachstumsraten zurückzukehren. Denn Wirtschaftswachstum ist die eleganteste Weise, eine hohe Schuldenlast zu bekämpfen. Fehlt das, so bleiben nur Schuldenschnitte und Inflation. Tut man nichts, so besteht die Gefahr des japanischen Szenarios, wie andernorts schon diskutiert.
Interessant ist hierbei übrigens China: auch hier wird bald die Erwerbsbevölkerung schrumpfen. Verknüpft man dies mit der anhaltenden Diskussion zu Chinas wachsender Verschuldung und dem ungesunden Fokus auf Infrastruktur, Immobilien und Exportindustrie hat man ein bedenkliches Gemisch zusammen.
→George Magnus: „Demographics: From dividend to drag“, 19. Juni 2013