China: Minsky Moment und Wirkung auf den Londoner Immobilienmarkt
Die Schuldenproblematik in China ist nichts Neues. Interessant ist, wie offen nun auch renomierte Adressen vor den Folgen warnen. Die Investmentbank Morgan Stanley spricht sogar von einem “Minsky Moment”. Benannt nach dem verstorbenen Ökonomen Hyman Minsky, der drei Arten kreditbasierter Finanzierung unterschieden hat:
- Finanzierung zu Absicherungszwecken: Der Schuldner verfügt über genügend Einnahmen, um die Zinsen und das Kapital zurückzuzahlen.
- Spekulative Finanzierung: Der Schuldner kann aus seinen Einnahmen die Zinsen, aber nicht die Tilgung bestreiten. Er muss seine Verbindlichkeiten „rollieren“, wie der Banker sagt, also neue Schulden aufnehmen, um fälligen Verbindlichkeiten nachzukommen.
- Ponzi-Finanzierung: Der Schuldner verfügt nicht über genügend Einnahmen, um das Kapital und die Zinsen zu decken. Er hofft, dass der Wert des Vermögenswerts rascher ansteigt als die gesamten Finanzierungskosten und muss außerdem weitere Kredite aufnehmen, um seine Zinsen zahlen zu können. Er hofft letztendlich darauf, den Vermögenswert verkaufen zu können und so durch den Käufer vor dem Konkurs gerettet zu werden. Genauso wie in den berühmten Ponzi-Strukturen, wo ahnungslose Investoren ihr Geld verlieren, weil es erstens von Betrügern dazu genutzt wird, denjenigen, die vor ihnen investiert haben, Geld auszuzahlen und zweitens, um vor allem das eigene schöne Leben zu finanzieren. Auf Deutsch nennt man so etwas „Kettenbrief“ oder „Schneeballsystem“. Namensgeber war übrigens der Italo-Amerikaner Charles Ponzi in den 1920er-Jahren.
Als “Minsky Moment” wird der Zeitpunkt bezeichnet, in dem die Ponzi-Finanzierung platzt. In China scheint das jetzt der Fall zu sein:
→ Zero Hedge:China’s “Minsky Moment” Is Here, Morgan Stanley Finds, 19. März 2014
Die Wirkung ist dabei nicht auf China beschränkt. Chinesen waren aktive Immobilienkäufer in der westlichen Welt. So haben sie zum “Vermögenseffekt” beigetragen. Nur, es kann auch in die andere Richtung gehen: