bto 2018: Protektionismus bleibt ein Thema

Ist das Wachstum schwach, drücken die Schulden, was liegt näher als der Versuch, die eigene Wirtschaft über Protektionismus zu stärken? Seit 2009 ist die Zahl der protektionistischen Eingriffe weltweit deutlich gestiegen. Mit der (unweigerlichen) nächsten Rezession wird das Thema deutlich an Gewicht gewinnen.

Derweil arbeitet Donald Trump an der Umsetzung seiner letztlich protektionistisch wirkenden Steuerreform. Die FT diskutiert:

  • “One of the many ways in which it is bad, is the way it treats international economic activity. Consider first the unconscionable tax holiday granted to US multinationals “repatriating” past profits made abroad. (…) many companies have chosen to wait in the hope of a lighter treatment. That hope is now on the cusp of being fulfilled, as the Republican plan is to tax this money at only about 14 per cent, less than half the rate under existing rules. (…)  this may amount to a windfall of $47bn for just one company: Apple.” bto: Das könnte man ja noch verwinden. Wobei es natürlich dumm ist, Unternehmen, die schon heute nicht wissen, wohin mit dem Geld, noch mehr Geld zu geben. Eigentlich müssten die mehr Steuern zahlen.
  • “The plan also reforms business taxation of multinationals going forward, by removing the standard corporate tax liability for foreign profits altogether in what is known as a “territorial system” combined with an alternative minimum tax. (…) because of the way the minimum tax is calculated, a company can effectively use physical investment and production abroad to offset any US tax on intangible profits in low-tax jurisdictions. The reform, in other words, creates an incentive to move real activity to other jurisdictions, even those with middling corporate tax rates. That is not, to put it mildly, what Donald Trump has promised.” bto: Das wäre ja noch nicht so schlimm.
  • “(…) the congressional tax plans contain provisions crudely aimed at promoting exports, including an excise tax on cross-border purchases. The finance ministers of the five biggest European economies havewritten to Washington to complain: export subsidies are after all illegal under international trade law. Even if they pass legal muster, it is hard to see such provisions as anything else than moves in the direction of a trade war. In any case, they are designed to make cross-border supply chains costlier.” bto: Und da haben wir dann genau die protektionistische Wirkung.

“That may be precisely what the Trump administration wants. It is torn between two different protectionist impulses: to bully others into taking more US exports — which would expand overall trade — and to retrench back behind national borders by importing less — which would shrink trade flows. The latter, the economic nationalists, seem to be winning. If not resisted, they may well succeed in reversing the integration of supply chains with other economies.” bto: und damit ein weiterer Schritt in die Richtung Handelskrieg. Mehr kommt 2018 …

FT (Anmeldung erforderlich): “A US tax plan for economic nationalism”, 13. Dezember 2017

Kommentare (6) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Wolff Baer
    Wolff Baer sagte:

    Wenn sich das unsägliche Brexit-Gezerre zwischen unseren undemokratischen EU-Moloch und den Briten erledigt hat und die Briten erleichtert die islamisierte und terrorisierte Transfer- und Schulden-Union verlassen haben, wird das geschehen, was in Brandy-Junckers Steueroase Luxemburg, Irland und Holland seit vielen Jahren praktiziert wird:

    Die gnadenlose Senkung aller Unternehmens-Steuern!

    Der Standort GB mit seiner Welt- und Finanz-Metropole London und den Commonwealth-Steuer-Oasen werden uns Resteuropa-Dummies so richtig einheizen und viele Weltkonzerne anlocken.

    Die Briten wiederum können sich die verlorenen EU-Beiträge sparen, ihre Einwanderung so regeln, wie das vernünftige Regierungen wie USA, Kanada, Australien etc. handhaben und endlich eine eigenständige Politik zum Vorteil ihrer Bürger machen.

    Im Gegensatz zum Weltsozialamt Deutschland werden die Briten dann endlich wieder die Einwanderer begrüßen können, die dem Land von Nutzen sind.

    Antworten
  2. Wolff Baer
    Wolff Baer sagte:

    Wenn man sieht, daß die Waren bei Wal Mart USA zu 75% aus China stammen und der Amerikaner auf die zurückkehrenden Containerschiffe nur Metallschrott nach China exportieren kann, kann man Trumps Protektionismus verstehen.

    Während Ford in Mexico geplante neue Fabriken jetzt doch in den USA errichtet und Apple zukünftig Handy-Fabriken in den USA unterhalten wird, scheuen sich unsere BMW-Manager nicht, neue Fabriken in Mexico dicht an der Grenze zu den USA zu bauen.

    Selbstverständlich muß Trump dann auch sein Wahlversprechen einlösen und den frechen BMW-Fritzen die versprochene 20% Einfuhr-Steuer abknöpfen.

    Dagegen müssen die Abgas-Betrüger von VW immer noch mit Verhaftungen der Manager rechnen, die für die idiotische Software-Manipulation bei ihren Dieseln verantwortlich waren.

    Jeder, der sich über den USA-Protektionismus lautstark beschwert, sollte einmal versuchen, bei einem Umzug innerhalb der EU-Transfer- und Pleiteunion, sein in seinem Heimatland gekauftes Fahrzeug z.B. in Finnland, Dänemark oder Schweden einzuführen und dort zuzulassen.

    Auch in fast allen anderen EU-Ländern fallen nach einer gewissen Zeit bei der Zulassung Importsteuern an.

    Haha, und das in unserem tollen Sch..-Europa!

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  3. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    >bto 2018: Protektionismus bleibt ein Thema>

    Bleiben?

    Meiner Einschätzung nach wird es ein ZUNEHMEND dominanteres Thema.

    Die Spirale des Steuerwettbewerbs ist noch nicht einmal richtig in Gang gesetzt worden.

    Die Gleichung ist einfach:

    Mehr Nationalismus bedeutet mehr Protektionismus.

    Und aller Orten geht es erkennbar um mehr Nationalismus.

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  4. Alexander
    Alexander sagte:

    Zitat Querschüsse:
    “November 2017 betrug das akkumulierte Leistungsbilanzdefizit unfassbare -13,885 Billionen Dollar”

    Welche Optionen hat ein Präsident (gleich welcher Partei) um diese Jahrzehnte alte Spirale zu durchbrechen? Die Deindustrialisierung ist so weit fortgeschritten, dass ich bezweifle wie man ohne Fachpersonal verlorene Wertschöpfung zu reinstallieren hofft. Zitat Querschüsse:
    ” Im August 2017 arbeiteten im Manufacturing nur noch 12,480 Millionen Arbeiter, immer noch um -4,785 Millionen bzw. -27,7% unter dem Niveau aus dem Jahr 2000!” ….nach 18 Jahren sind viele Fachleute nicht mehr verfügbar oder haben Qualifikation verloren.

    Protektionismus verstehe ich in doppelter Hinsicht schädlich. Er schützt miese Strukturen vor Anpassung (vgl. Volkswagengesetz) und falls das nicht genug Wirkung bringt, wirkt die Bereitschaft auch als Gefängnis für Geld (vgl. Finanzverkehrskontrollen, globale Steuerpflicht für US Bürger). Am Ende ist das Project “einer” Mauer nicht Schutz nach außen, sondern Gefängnis nach innen.

    Trübe Aussichten, denn auch unsere legitimen Fürsten haben ähnlich bescheidene Einfälle, wie der Abwertungswettlauf zwischen den Notenbanken zeigte.

    Nach den endlosen Jahren leerer Versprechen fehlt nun auch den Wählern die Geduld, die nötig wäre gesunden Strukturen zum Leben zu erwecken….

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  5. René
    René sagte:

    Wenn alle Länder auf das neue US-Steuersystem umstellen würden, gäbe es kein Prtektionismus-Problem und vor allem keine Steueroasen mehr. Territorialprinzip eben wie vor langer Zeit einmal.

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