BIS chief fears fresh Lehman – IMF warns ECB credibility at risk – Mark Carney blasts BIS – Allianz CIO spricht es aus
Ich habe den aktuellen Jahresbericht der BIS bereits kommentiert und die Sichtweise von Martin Wolf von der FT zusammengefasst. Heute nun der O-Ton des BIS-Chefs im Telegraph. Er wiederholt weitgehend die Aussagen des Berichts und stellt sich den Kritikern. Kernaussage bleibt: Eine Schuldenkrise durch noch mehr Schulden bekämpfen, funktioniert nicht. Die BIS geht sogar so weit, das globale Finanzsystem für fragiler zu halten als vor dem Ausbruch der Lehman-Krise wegen der weiter gestiegenen Verschuldung. Zugleich haben die Industrieländer die Schuldenwirtschaft in die Schwellenländer exportiert (mit voller Absicht, wie hier bereits diskutiert), weshalb diese nicht mehr stabilisierend wirken, sondern selbst Krisen verstärken und auslösen können. Mit Blick auf China ist die BIS besonders skeptisch, ob eine “harte Landung” verhindert werden kann. Die Kritik an der Politik der Notenbanken wird wiederholt. Sie sind einseitig immer eher geneigt, Geld noch billiger zu machen und erhöhen damit Instabilität und Krisengefahr. Mit Blick auf die letzten 30 Jahre hält die BIS fest, dass Finanzkrisen nicht seltener wurden und die Verschuldung ungebremst gestiegen ist. Die bessere Erholung in den USA ist demnach nicht die Folge der aggressiven Politik der Fed, sondern der konsequenteren Bereinigung der faulen Schulden (das bezweifle ich stark). Gefragt, ob der Vorschlag des IWF, das Problem über Inflation zu lösen, der richtige sei, kommt starker Widerspruch. Richtig, funktioniert auch nicht, wie wir sehen und würde nur funktionieren, wenn das Vertrauen in unsere Geldordnung zerrüttet würde. Was getan werden müsste und wen es wie viel kostet, wird – wieder einmal – dezent verschwiegen.
→ The Telegraph: BIS chief fears fresh Lehman from worldwide debt surge, 13. Juli 2014
Als ob man sich gar nicht ernsthaft mit den Thesen der BIS auseinandersetzen müsste, meldet sich gleich der IWF wieder zu Wort. Nur massives Quantitative Easing könne die Eurozone aus der Stagnation befreien. Blasen-Gefahren gäbe es keine. Überhaupt sei das Grundproblem zu wenig Kreditwachstum. Sobald dies wieder anspringe, müsse man sich keine Sorgen mehr machen. Was für ein Blödsinn. Geldpolitik wirkt nicht bei Überschuldung. Wie der IWF sehe ich durchaus die Deflationsgefahr. Wie die BIS halte ich die Notenbanken für machtlos. Sie können lediglich Zeit kaufen und weitere Blasen aufpumpen.
→ The Telegraph: IMF warns ECB credibility at risk over deflation paralysis, 14. Juli 2014
In das gleiche Horn bläst der Chef der englischen Notenbank Mark Carney. Er hält die Warnungen der BIS für ungerechtfertigt und außerhalb jeglicher ökonomischer und politischer Realitäten. Der Report der BIS sei “interessant”, aber in einem Vakuum geschrieben, “ohne Verpflichtung gegenüber dem Parlament und dem Volk bei der Erreichung bestimmter Ziele”. Dabei räumt er allerdings ein, dass durchaus Risiken aus hoher Verschuldung resultieren könnten …
→ The Telegraph: Mark Carney blasts BIS for calling for rate rises in a “vacuum”, 15. Juli 2014
Tröstlich ist in diesem Zusammenhang, dass auch die Profis dies erkennen. So meint der Chief Investment Officer der Allianz, dass die Krise nicht gelöst sein kann, solange die Schulden schneller wachsen als die Wirtschaft: “Wenn die Verschuldung nicht sinkt, werden wir am Ende ein Problem haben.” Stimmt. Traurig ist, dass die Allianz es zwar richtig analysieren kann, zugleich aber vom Regulierer gezwungen wird, das Geld schlecht anzulegen.