12 beeindruckende Zahlen zu Schulden und Finanzsystem

Vor einigen Tagen bin ich über einen Eintrag bei Zero Hedge gestolpert, der beeindruckende Zahlen beinhaltet. Da er ursprünglich von einem Blog mit dem vertrauenserweckenden Namen The Economic Collapse blog stammt, war ich mir nicht so sicher, ob es meinen Ansprüchen an Faktenqualität genügt. Mein Kollege Shirish Pandit war so nett, die Originalquellen zu suchen. Hier also die Kernaussagen mit der jeweiligen Originalquelle. Kurz gesagt, die Zahlen stimmen oder waren, wenn aktueller verfügbar, nicht besser.
Michael Snyder schreibt, “dass die Zahlen erschreckend sind”. Für ihn der Beweis, dass das globale Kettenbriefsystem viel größer und damit gefährlicher ist, als wir alle denken. Die weltweiten Schulden entsprechen mehr als dreimal dem weltweiten Bruttoinlandsprodukt. Was nichts ist im Vergleich zum gesamten ausstehenden Volumen an derivativen Finanzinstrumenten in den Finanzmärkten – was auf 710 Billionen US-Dollar geschätzt wird. Dem gegenüber steht eine verschwindend kleine Menge an Zentralbankgeld (worüber wir ja sonst am meisten diskutieren).
Die zwölf Fakten zum Nachdenken:

Und hier der Originalartikel von Zero Hedge:

Zero Hedge: 12 Numbers About The Global Financial Ponzi Scheme That Everyone Should Know, 12. Juni 2014

Kommentare (11) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Christoph Stein
    Christoph Stein sagte:

    2. Kommentar:
    Sie schreiben: “Ich finde es interessant, dass Sie die Forderungen der Fed gleich saldieren. Damit sind Sie auf dem “richtigen” Weg, wird doch genau dies zunehmend gefordert.”

    Die Notenbank ist ein Teil des Staates. Das Geld ist eine staatliche Institution, es wurde vom Staat erfunden und wird seit der Antike vom Staat produziert. Schulden des Staates bei der Notenbank sind also Schulden des Staates bei sich selbst.

    Was also “zunehmend gefordert” wird, ist die Aufgabe einer illusorischen Geldtheorie, der Theorie, nach der das Geld “irgendwie” ein Produkt irgendwelcher Märkte sei.

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    • Daniel Stelter
      Daniel Stelter sagte:

      Naja. Eigentlich ist Geld schon das Produkt eines privaten Kreditaktes. Die Notenbanken refinanzieren das anschließend. Das ist o. k., solange es gegen gute Sicherheit mit ernsthafter Rückzahlungsabsicht erfolgt. Hier würde es aber anders sein. Es wäre ein offener Erlass und damit Geld ohne die o. g. Kriterien. Das ist das Problem!

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      • Dimitry Coleman
        Dimitry Coleman sagte:

        “..Geld schon das Produkt eines privaten Kreditaktes.” Absolut!
        Genau hier liegt der Hund begraben. Spannend wird es, wenn man der Sache auf den Grund geht wie “federal” das Federal Reserve System wirklich ist.
        Das gerade die US-Notenbank ein Teil des Staates ist, darf ernsthaft bezweifelt werden.

  2. Christoph Stein
    Christoph Stein sagte:

    Ein Posten verstehe ich nicht:
    “Nichtausgewiesene Verbindlichkeiten für künftige Pensionen, Gesundheitsversorgung. Schätzungen gibt es. Ich sage mal locker 10.”
    In Ihrer Buchhaltung gilt also: Vertragliche Verbindlichkeiten = Schulden
    Beispiel: Ein Unternehmen mietet/pachtet langfristig eine Gewerbeimmobilie für 1 Mill € pro Jahr, Vertragslaufzeit 20 Jahre. Nach Ihrer Rechnung müsste das Unternehmen also 20 Mill € Schulden ausweisen? Wenn man so rechnet steigt die Verschuldung tatsächlich ins Unermessliche …

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    • Daniel Stelter
      Daniel Stelter sagte:

      In der Tat ist es so, dass, wenn Unternehmenen beispielsweise Immobilien verkaufen und dann langfristig zurückmieten (sale and lease back), dies wie eine neue Verschuldung bei der Unternehmensbewertung berücksichtigt wird. Wenn Staaten langfristig Autobahnen etc. von anderen finanzieren lassen gegen Ertragsgarantie ist das wirtschaftlich auch das gleiche. Was bei den Pensionen so schlimm ist: Im Unterschied zu Autobahnen und Häusern gibt es kein Asset, was dagegen steht. Nur die Verpflichtung zu zahlen ‒ und zwar aus laufenden Einnahmen! Also Steuern. Diese müssten aber massiv sein und würden so das Vemögen des Privatsektors reduzieren. Weil: Weniger Etrag nach Steuern ist auch weniger Wert.

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      • Christoph Stein
        Christoph Stein sagte:

        Sie vergessen schon wieder die Gegenbuchung:
        Die Pensionszahlung ist eine Einnahme für den privaten Sektor!
        Aber um die Sache auf ein theoretisches Niveau zu bringen: Der private Sektor kann nur in dem Maße Nettovermögen aufbauen, wie der staatliche Sektor im Defizit ist. (Wenn wir für einen Augenblick annehmen, dass die Aussenhandelsbilanz ausgeglichen ist.) Ein steigendes Defizit des Staates ist daher eine unumgängliche Notwendigkeit für eine wachsende Wirtschaft.
        Ein ausgeglichenes oder gar positives Budget ist ein sicherer Weg in die Deflation. Dies deshalb da die Staatsschuld der einzige Weg einer Nettogeldschöpfung ist.
        Zwei Lektüretips:
        Wolfgang Stützel: Volkswirtschaftliche Saldenmechanik.
        Ein Beitrag zur Geldtheorie.
        Mohr (Siebeck). Tübingen 1958, Nachdruck der 2. Auflage. Tübingen 2011.

        L. Randall Wray
        Credit and State Theories of Money
        Hier online:
        http://ebookbrowsee.net/wray-credit-and-state-theory-of-money-2004-a-pdf-d15741798

      • Christoph Stein
        Christoph Stein sagte:

        Um Sie auf das Buch von Wray neugierig zu machen, ein Zitat:
        Bond sales are not really a borrowing operation but are instead an interest rate maintenance operation. Obviously, however, banks are not the only entities in the private sector that would like to earn interest by holding government IOUs. Indeed, households and firms generally like to accumulate a portion of their net wealth in the form of interest-earning government debt. In a growing economy, the outstanding stock
        of government IOUs (both interest-earning and non-interest-earning) will need to grow to keep pace with the demands of the private sector. This means that a government deficit should be the ‘normal’, expected, situation. In contrast, sustained budget surpluses can be achieved only by draining the government IOUs held as net wealth. This is why government budget surpluses usually cannot be sustained for long – they
        reduce the private sector’s disposable income (because taxes exceed government spending) and destroy private net wealth (by draining government IOUs), and hence set off tremendous deflationary impacts on the economy.

      • Christoph Stein
        Christoph Stein sagte:

        … man kann leider nicht nachträglich editieren:
        Das Zitat von Wray findet sich auf Seite 258 des Originals, S. 228 der verlinkten pdf

  3. Christoph Stein
    Christoph Stein sagte:

    Die Zahlen sind offenbar Bruttowerte.
    Beispiel: US-Regierung:
    Federal Securities ………………………. $17,824,071
    Held by U.S. Government accounts …. §5,039,265
    Held by Federal Reserve banks ………. $2,767,288
    Held by private investors ……………… $10,017,518
    davon:
    Foreign and international ……………….$ 6,013
    http://www.fiscal.treasury.gov/fsreports/rpt/treasBulletin/current.htm

    43,8 % der Schulden der US-Regierung sind also Schulden der Regierung bei sich selbst, 56,2 % Schulden bei anderen, 33 % der Schulden hält das Ausland. Würde man diese Titel näher betrachten, würde man feststellen, dass ein gut Teil davon sich netto gegen Null rechnet, nach dem Modell:
    A schuldet B $100, B schuldet C $100, C schuldet A $100, Bruttoschulden $300, Nettoschulden $0.
    Bruttozahlen besitzen keinerlei Aussagewert.
    Merksatz: Denke stets an die Gegenbuchung.

    Antworten
    • Daniel Stelter
      Daniel Stelter sagte:

      Das ist eine richtige Beobachtung ‒ aber nicht ganz vollständig. Wenn wir auf die wahren Größen kommen wollen, müsste die Rechnung anders aussehen:

      Ausgewiesene Schulden: 17.
      Davon Forderungen der Systeme, die für die alternde Gesellschaft sparen: 5.
      Echte Schulden (kameralistisch): 12.
      Nichtausgewiesene Verbindlichkeiten für künftige Pensionen, Gesundheitsversorgung. Schätzungen gibt es. Ich sage mal locker 10.
      Tatsächliche Schulden bei ordentlicher Buchhaltung: 22.

      Ich finde es interessant, dass Sie die Forderungen der Fed gleich saldieren. Damit sind Sie auf dem “richtigen” Weg, wird doch genau dies zunehmend gefordert.

      Merksatz: Buchführung statt Kameralistik. Und da, denke ich, sind wir uns einig.

      Danke für Ihren Kommentar.

      DSt

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  4. Dieter Krause
    Dieter Krause sagte:

    Danke für die Zahlen – und die Links, Herr Stelter! Man sollte sie jedem Bundestagsabgeordneten mal auf den Tisch legen. Und ihn fragen, was diese Zahlen wohl bedeuten – und welche Folgen Sie für Deutschland haben könnten. – Die Antwort können Sie sich dann aber gleich selber geben, weil so gut wie kein Abgeordneter die Zusammenhänge versteht! Man könnte Apokalyptiker werden…

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