Die bleibenden Schäden der Finanzkrise
Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat nicht nur unmittelbare Folgen für Wirtschaft und Bevölkerung, sondern wirkt auch nach. Folge: Die Wirtschaft bleibt unter ihrem Potential. Dabei wird bei solchen Rechnungen der Vor-Krisen-Trend fortgeschrieben und eine Lücke zum Ist festgestellt. Diese Lücke ist der Verlust durch die Krise. Die Ursachen hinter diesem Verlust fasst die FINANZ und WIRTSCHAFT so zusammen:
- Ein geringerer Kapitalstock: Im Zuge einer Wirtschaftskrise und je länger diese dauert, fallen neue Investitionen aus, da Unternehmen angesichts der gedrückten Absatzchancen einen geringeren Anreiz dafür haben und weil besonders nach Finanzkrisen die Kreditvergabe restriktiver ist. Tiefere Investitionen führen aber zu einem kleineren Kapitalstock, als er ohne die Krise aufgebaut worden wäre und damit ebenfalls zu einem tieferen Produktionspotenzial.
- Eine geringere Gesamtproduktivität («Total Factor Productivity») der Wirtschaft: Sie kann einerseits ein Ergebnis des geringeren Kapitalstocks sein, der verlorenen Qualifikation der Arbeitnehmer (entsprechend dem klassischen «Hysterese-Effekt») oder von weniger technologischen Innovationen in einer lange andauernden Krisenphase. Allerdings kann der Untergang der schwächeren Unternehmen in der Krise und das Überleben der stärkeren die Gesamtproduktivität für sich genommen steigern.
- Schließlich kann eine lang anhaltende Krise dazu führen, dass die Beschäftigungsquote abnimmt (gemessen an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter), weil sich viele gleich gänzlich aus dem Arbeitsmarkt zurückziehen. Auch das ist mit einem Verlust an Produktionspotenzial verbunden.
Daraus wird dann abgeleitet, dass nur eine aktive Konjunkturpolitik, wie sie zum Beispiel in den USA praktiziert wurde, den Schaden begrenzen kann. Umgekehrt hätte die Krisenpolitik in Europa die Lasten einseitig auf die Krisenstaaten gelegt. Ein Leser schrieb dazu: “Wasser auf die Mühlen für Gabriel und jene, die den Stabilitätspakt aufweichen wollen.” Mag sein.
Ich finde zwei Dinge bedenkenswert:
- Wer sagt, dass der Vor-Krisen-Trend der richtige ist? War dieser “Trend” nicht die Folge der schuldenfinanzierten Party? Fallen wir damit nur auf das normale Niveau zurück, welches nun mal einem gemächlicheren Tempo entspricht?
- Ist es wirklich ein Zeichen guter Politik, die Verschuldung weiter (schneller) zu steigern als die Wirtschaftsleistung?? Neueste Zahlen für die USA hier.
Unabhängig davon verdeutlichen die Zahlen, dass die Krise noch lange nicht vorbei ist.
→ FINANZ und WIRTSCHAFT: Die bleibenden Schäden der Finanzkrise, 18. Juni 2014