Das debitistische Modell der Wirtschaftserklärung

Heute Morgen habe auch ich mich kurz mit Karl Marx befasst. Eine der Fragen für ihn war, wie es den Kapitalisten gelingt, mehr aus dem Kreislauf heraus zu nehmen, als hereinzutun. Ein Thema, welches meines Erachtens nur mit der Zunahme an Geld (über die schuldenbasierte Geldschöpfung) erklärt werden kann.

Ich hatte bei bto dazu eine ausführliche Besprechung und Diskussion im Februar 2017, aus der ich eines der ausführlicheren Stücke heute nochmals bringe. Es läuft bei bto (und nicht nur dort) unter dem Begriff → Debitismus und ich greife auf einen Auszug aus meiner Dissertation aus dem Jahr 1990 zurück:

Deflationäre Depression – Konsequenzen für das Management

Es ist der Originaltext ergänzt um a) Hervorhebungen und b) Anmerkungen aus heutiger Sicht.

Grundlagen

Basis dieser umfassenden Wirtschaftstheorie bilden die Untersuchungen von Gunnar Heinsohn und Otto Steiger, die in einer Analyse von Entstehung und Funktionsweise der Geldwirtschaft aufzeigen, dass die nur in einer Privateigentümergesellschaft bestehende Überschuldungsgefahr zu Mehrarbeit und Produktivitätssteigerungen zwingt. Die einem derartigen Wirtschaftssystem inhärente Dynamik erklärt dessen Überlegenheit gegenüber allen anderen Wirtschaftsformen.[i]

Die Entwicklung der Geldwirtschaft geht mit der Entstehung der griechischen Stadtstaaten (Polis; ca. 700 v. u. Z.) einher, die nach dem Zusammenbruch der davor bestehenden Feudalherrengesellschaft gegründet wurden. Auslöser für den Aufstand der Leibeigenen waren vermutlich heftige Naturkatastrophen, die zu einer Zersetzung der vorherrschenden Gesellschaftsformen beigetragen haben.[ii]

Im Zuge der erfolgreichen Revolution der Leibeigenen kam es zu einer völlig neuen Gestaltung der Eigentumsverhältnisse: Im Bestreben, nicht erneut einem Feudalherren dienen zu müssen, erfolgte eine gleichmäßige Aufteilung von Grund und Boden auf die beteiligten Revolutionäre.

Die Privateigentümer genossen fortan nicht mehr die Sicherheit des Kollektivs mit gemeinsamer Lagerhaltung und waren gezwungen individuelle Vorsorge für den Fall von Notlagen (Missernten etc.) zu treffen, weshalb sie Vorräte anlegten. Diese sollten ihr “existenzielles Risiko” absichern.[iii]

Geriet ein Privateigentümer dennoch in Not, so konnte er sich von einem anderen Saatgut und Lebensmittel leihen. Da der Kreditgeber damit jedoch seine Reserve aus der Hand gab, verlangte er eine Liquiditätsprämie, die ihn für das Existenzrisiko entschädigte, welches er durch Preisgabe seines Notvorrates einging. Mit der sofortigen Schuldknechtschaft seines Schuldners (und meist auch dessen Familie) sicherte sich der Gläubiger gegen das Risiko ab, “(…) dass er vor Fälligkeit seines weggeborgten Vorrats in Not gerät (…).”[iv] Die Schuldknechtschaft fungierte also als erste Materialisierung der Liquiditätsprämie und damit als Vorstufe des Zinses.

Nach Abschaffung dieser Form der Schuldknechtschaft musste der Kreditgeber in anderer Weise für die Aufgabe seiner Sicherheit entschädigt werden. Diese Entschädigung war der Zins, der damit erfunden wurde. Es genügte nicht mehr, wenn der Schuldner die ursprünglich geliehene Menge eines Gutes zurückerstattete, hinzukam eine im Voraus festgelegte Menge als Zins. Auf diese Weise entstand Leistungsdruck, da der Schuldner gezwungen wurde, ein Mehrprodukt zu erzeugen.[v]

Mit zunehmender Kreditvergabe stieg das Bedürfnis nach Dokumentation und Beurkundung durch einen neutralen Dritten, eine Aufgabe, die meist den Priestern übertragen wurde, was zu einem Aufgabenwandel der Tempel beitrug. Immer mehr übernahmen diese auch die Aufbewahrungsfunktion für die privaten Eigentümer, die sich so von der Vorratsbewirtschaftung entlasten konnten.[vi]

Wachsende Lagerhaltung der Tempel, die praktisch Banken gleich zu setzen waren, führte wegen der Verderblichkeit der gelagerten Waren zu steigenden Kosten. Dies war der Grund dafür, dass Metalle als Warenersatz verwendet wurden. Knappheitserscheinungen und fehlende Rechtssicherheit führten letztlich zur Entstehung von Münzen im Sinne von “gesetzlichen Zahlungsmitteln”.[vii]

Der Schuldner musste nunmehr einen bestimmten Geldbetrag (Anzahl Münzen) bei Fälligkeit der Schuld zahlen, welchen er durch Verkauf seiner Waren am Markt beschaffen konnte. Der Markt ist folglich Ort der Beschaffung von Schulddeckungsmitteln und damit “(…) kein Tauschplatz, wo verknappte Güter ihren Besitzer wechseln, sondern die Institution, wo Schuldner ihr Produkt gegen das Medium verkaufen müssen, in dem sie ihre vertraglichen Verpflichtungen eingegangen sind”. (Geld ist folglich nichts anderes als „umlauffähig gemachte Schulden“).[viii])

Der Schuldner steht unter dem Druck, Käufer für seine Produkte zu finden, was gleichzeitig eine Erklärung für den technischen Fortschritt und den intensiven Wettbewerb in Geldwirtschaften liefert: Durch das Entdecken neuer Produkte und Produktionsverfahren versucht er, die Produktivität zu steigern, um die Kosten der Vorfinanzierung zu senken.[x]

Dies ist im Kern die Entwicklungsgeschichte von Zins und Geld und damit des “kapitalistischen” Wirtschaftssystems.

Martin erklärt die Einführung des Zinses damit, dass im Verlauf der Erntezyklen heftige Preisschwankungen der Agrarerzeugnisse aufgetreten sind. Der Besitzer eines Getreidevorrats nach einer Missernte musste damit rechnen, dass die kreditierte Menge Getreide im darauffolgenden Jahr, nach einer guten Ernte, deutlich weniger wert war als zum Zeitpunkt der Kreditvergabe. Diesen Verlust wollte er durch den Zins ausgeglichen wissen, was die hohen Zinssätze der Antike erklärt.[xi] Mit Einführung der Metallmünzen kam es zu deutlichen Zinsrückgängen, was auf deren Optionscharakter zurückgeführt werden kann. Letztlich wurde das Preisrisiko auf den Schuldner überwälzt, der am Markt die erforderlichen Preise erzielen musste, weil er ja einen bestimmten Geldbetrag schuldig war.[xii]

Meines Erachtens ist Martin zuzustimmen, wenn er die Schuldknechtschaft erst im Zeitpunkt der Zahlungsunfähigkeit des Schuldners und nicht schon bei Eingehen des Schuldverhältnisses annimmt.[xiii] Zinsen werden folglich gleich zu Beginn der Privateigentümergesellschaft erhoben, wobei diese zuerst als die Liquiditätsprämie zu werten sind. Erst nach der Erfahrung heftiger Preisschwankungen kommt es zu höheren Zinsforderungen, quasi als Zuschlag für zu erwartende Wertverluste der kreditierten Ware.

Der Zins setzt sich folglich aus zwei Elementen zusammen, der Liquiditätsprämie und der Risikoprämie zum Ausgleich von Preisschwankungen. Mit Einführung des Metallgeldes kann auf Letztere weitgehend verzichtet werden, da zwar der Preis des einen oder anderen Gutes bei einer guten Ernte verfallen wird, der Gläubiger jedoch nicht verpflichtet ist, eine bestimmte Ware zu beziehen. Münzen geben ihm ein Optionsrecht, dass er zu einem ihm genehmen Zeitpunkt ausüben kann.

Aufbauend auf dieser wirtschaftshistorischen Untersuchung, entwickelt Martin einen neuen Erklärungsansatz für die bestehende Wirtschaftsordnung, den er als Debitismus bezeichnet und der im Folgenden charakterisiert werden soll.

Der Debitismus

Ausgangspunkt bildet die Überlegung, dass ein Unternehmer gezwungen ist, seine Produktion vorzufinanzieren, und er demnach mehr aus dem Wirtschaftskreislauf entnehmen will und muss, als er an Faktorentgelten eingeleitet hat (auf diesen Aspekt hatte auch schon Schumpeter hingewiesen).[xiv] Dieses “Mehr” dient Zinszahlungen beziehungsweise Eigenkapitalverzinsung. Gleichzeitig setzt ihn die Zinsverpflichtung unter Druck, sodass er gezwungen ist, zumindest in dieser Höhe ein Mehrprodukt zu erzeugen, was denn auch die Ursache des Wirtschaftswachstums ist, wobei dieses Wachstum der Summe der Vorfinanzierungskosten entspricht. „Das Schuldverhältnis wird somit zum Bestimmungsgrund für die Produktivität der Arbeit“, d. h. der Schuldner “muss heute die Liquiditätsprämie für den Gläubiger zusätzlich aufbringen und kann mit seiner Leistung von gestern nur noch untergehen”.[xv]

Das Problem liegt nun darin, dass der Unternehmenssektor nur dann mehr aus dem Kreislauf entnehmen kann, als er an Faktorentgelten ausbezahlt hat, wenn jemand bereit ist, sich in dieser Höhe zu verschulden. Die neu eingegangenen Schuldverhältnisse müssen also mindestens so hoch sein, “dass die Zinsverpflichtungen aus den früheren Schulden bedient werden können”.[xvi] Wird diese Bedingung nicht erfüllt, kommt es zu einer Krise im System.

Diese Zusammenhänge sollen nun anhand von Beispielen verdeutlicht und diskutiert werden. Ausgangspunkt der Überlegungen ist das Kreislaufmodell der Nationalökonomie, welches nach wie vor Basis der volkswirtschaftlichen Ausbildung ist.

  1. Das Kreislaufmodell in der traditionellen Nationalökonomie

Beispiel: Geschlossene Volkswirtschaft, 1 Unternehmen, 1 Produkt, nur Arbeitseinsatz, nur eine Periode, Ersparnisse der Arbeiter = 0, Unternehmer finanziert alles unentgeltlich.

Abb. 1: Kreislaufmodell in der traditionellen Nationalökonomie

 

Quelle: Daniel Stelter, Deflationäre Depression

Grundüberlegung ist hierbei, dass sämtliche Kosten gleichzeitig Einkommen sind und folglich die Produktion sich ihre Nachfrage selber schafft. Diese Annahme wird immer aufrechterhalten, auch dann, wenn Vorfinanzierungskosten (=Zinsen und Gewinne) anfallen. Kritik an diesem Ansatz, der auf Say[xvii] zurückgeht, wird unter anderem wegen der Vernachlässigung der Zeitverschiebung zwischen Ersparnisentstehung und Ersparnisbenutzung geübt. Wie sich aus der nachfolgenden Diskussion ergibt, ist dies der zentrale Kritikpunkt am volkswirtschaftlichen Kreislaufmodell, da gerade die Vernachlässigung des Zeitablaufs das Modell in dieser Form ad absurdum führt.

B) Erste Erweiterung der Modellannahmen

Nunmehr wird von dem realistischen Fall ausgegangen, dass der Unternehmer eine Entschädigung für das von ihm eingegangene Risiko verlangt. Davon ist besonders dann auszugehen, wenn man sich vor Augen hält, dass es sich hierbei um einen Privateigentümer handelt, der sich vorübergehend von seinem Notvorrat trennt. Dafür wird er, wie oben gezeigt, eine Liquiditätsprämie fordern, den Gewinn. Wiederum soll der Zusammenhang am Kreislaufmodell aufgezeigt werden.

Beispiel: Geschlossene Volkswirtschaft, 1 Unternehmen, 1 Produkt, nur Arbeitseinsatz, nur eine Periode, Ersparnisse der Arbeiter = 0, Unternehmer finanziert alles vor, kalkulierter Gewinn 10 %.

 

Abb. 2: Kreislaufmodell mit Gewinnstreben

 

 Quelle: Daniel Stelter, Deflationäre Depression 

Offensichtlich bleibt der Unternehmer auf einem Teil seiner Produktion sitzen, da die Konsumenten nur in Höhe der von ihm ausgezahlten 100 Geldeinheiten konsumieren können. Ersparnisse bestehen gemäß den getroffenen Annahmen nicht, und selbst wenn sie bestünden, würde dies bedeuten, dass die Arbeiter in jeder Periode entsparen, was sie nur begrenzte Zeit (ebenso lange die Ersparnisse genügen) tun können. Folglich kann der Unternehmer nur einen Gewinn in Form von Waren erzielen (Warenüberschuss), jedoch keinen Geldgewinn. Sein Ziel ist es aber, eine Liquiditätsprämie auf dem eingesetzten Geldbetrag zu erwirtschaften. Mit dem so erzielten Überschuss vermag er nichts anzufangen, da er bereits ein Unternehmerlohn bezieht (enthalten in der Lohnsumme von 100), den er zum Konsum eigener Produkte verwendet.

Ist die geschilderte Lage im Fall einer 100%ige Eigenfinanzierung für den Unternehmer tragbar, so stellt sich die Situation im Falle einer völligen oder teilweisen Fremdfinanzierung gänzlich anders dar:

C) Zweite Modifikation der Modellannahmen

Diesmal erfolgt eine Vorfinanzierung durch einen Dritten zu 100 %. Der Zinssatz liegt bei 10 % und ist gemeinsam mit der kreditierten Summe am Ende der Periode an den Kreditor in Geldeinheiten zu leisten. Die übrigen Modellannahmen bleiben unverändert.

Abb. 3: Kreislaufmodell mit Vorfinanzierung

Quelle: Daniel Stelter, Deflationäre Depression  

An dieser Stelle ist folgender Einwand zu erwarten: Die vom Unternehmer zu leistenden Zinszahlungen stellen ebenfalls Faktoreinkommen dar und gehen (wenn auch mit einer Periode Verzögerung) in den Wirtschaftskreislauf ein. Diese Annahme trifft auch die traditionelle Volkswirtschaftslehre, die Zinseinkommen der laufenden Periode in ihren Darstellungen berücksichtigt. Hier liegt jedoch meines Erachtens das grundlegende Problem der Erklärung wirtschaftliche Zusammenhänge. Gerade der time-lag zwischen Zinseinkommen und dem daraus resultierenden Konsum stellt den Unternehmer vor ein unlösbares Problem. Sein Gläubiger wird, wenn überhaupt, erst in der nächsten Periode seine Waren nachfragen. Entspräche der Konsum der Höhe des vereinbarten Zinses, so hätte auch er sein Ziel, eine Liquiditätsprämie in Geld zu erhalten, nicht erreicht.

Entgegen der Auffassung der Neoklassik kann man eben nicht von Zeitverschiebungen abstrahieren. Der verschuldete Privateigentümer (Unternehmer) muss am Ende der Periode einen bestimmten Geldbetrag leisten, den er durch Verkäufe am Markt, wie gezeigt, nicht realisieren kann. Zinseinkommen werden eben frühestens in der nächsten Periode nachfragewirksam.

Nimmt man nun jedoch an, dass sich dieser Prozess jede Periode wiederholt, so könnte man argumentieren, dass jeweils die Zinseinkünfte auf Ausleihungen der letzten Periode in der laufenden Periode nachfragewirksam werden. Unterdessen vergeht jedoch Zeit. Wie soll der Unternehmer diese überbrücken? Leiht er sich wiederum Mittel, um diese Lücke zu schließen, so sind zu einem späteren Zeitpunkt mehr Zinsen fällig, was zu einer immer größeren Zusatzverschuldung des Unternehmers führen muss.

Nun kann sicherlich eingewendet werden, dass die Annahme nur eines Unternehmers zu restriktiv ist, weshalb nachfolgend eine Gruppe von Unternehmungen betrachtet wird.

D) Dritte Modifizierung der Modellannahmen

Mehrere Unternehmen (zehn) finanzieren sich zu 100 % mit Fremdmitteln vor. Die übrigen Annahmen bleiben unverändert.

 

Abb. 4: Kreislaufmodell mit mehreren Unternehmen

Quelle: Daniel Stelter, Deflationäre Depression  

Die Problematik stellt sich in diesem Modell genauso, wie in den zuvor betrachteten. Der Unternehmenssektor als Ganzes muss am Ende der Periode 100 Geldeinheiten zusätzlich erwirtschaftet haben, um seinen Verpflichtungen nachkommen zu können. Doch auch hier stellt sich die Frage, woher die Unternehmer die benötigte Liquidität bekommen.

Wären alle Unternehmer zu 100 % mit eigenen Mitteln ausgestattet (wie oben im Modell B), so könnten sie den erzielten Warenüberschuss untereinander tauschen.[xviii] Dadurch könnten sie zwar ihren individuellen Nutzen erhöhen, Liquidität im Sinne von Schulddeckungsmittel erhalten sie dadurch jedoch nicht.

Eine Möglichkeit der Problemlösung wäre der Konkurs einer beteiligten Unternehmung, die gar nichts verkauft hat. Dann konzentriert sich die Nachfrage der Konsumenten auf nur 9 Unternehmen, die dann den Zinskostenzuschlag am Markt realisieren können (gilt nur unter der Annahme, dass die entlassenen Arbeiter dennoch ihren ganzen Lohn zum Konsum verwenden). Selbstverständlich sind beliebige Kombination denkbar (neun Unternehmungen, Verlust, eines Gewinn, etc.).

Folge einer derartigen Entwicklung wäre ein Konzentrationsprozess in der Wirtschaft, bis letztlich nur noch ein Unternehmen verbleibt. Dieses wäre dann jedoch in der Position der oben dargestellten Unternehmung.

Ziel dieser ausführlichen Darstellung war es, dem Leser vor Augen zu führen, dass im “debitistischen” System, also unserer Wirtschaftsordnung, immer Liquidität fehlt. Niemals können (unter diesen Annahmen) alle vorfinanzierten Unternehmer ihre Vorfinanzierungskosten im Markt realisieren.

Denkbar wäre jedoch, dass die Kreditgeber, in Erwartung zukünftiger Zinsen, bereits heute konsumieren und damit die Erarbeitung der Zinsen erst ermöglichen. Es ist allerdings davon auszugehen, dass die heutige Wirtschaftsordnung im Kern der hier behandelten entspricht, weshalb kaum erwartet werden kann, dass die Kreditgeber ihre Liquiditätsprämie bereits vor deren Erhalt verbrauchen.

Bedenkt man nun, dass die Wirtschaftssubjekte danach trachten, ihr Geldvermögen zu erhöhen, was zum Beispiel mit dem gestiegenen Wohlstandsniveau begründet werden kann, sie also sparen, so erkennt man schnell, dass Nachfrage fehlt. In der Nationalökonomie wird angenommen, dass in Höhe der Ersparnis Investitionen getätigt werden. Ex post ist dies auch in den hier dargestellten Modellen der Fall. Derartige unfreiwillige Lagerinvestitionen sind für einen vorfinanzierten Unternehmer jedoch nicht tragbar. Wie soll er seinen Schuldverpflichtungen nachkommen?

E) Der Lösungsansatz: Nachverschuldung

In diesem Fall ist ein Wirtschaftssubjekt bereit, sich zur Nachfrage der angebotenen Güter zu verschulden. Tut es dies in Höhe der Zinsschulden des Unternehmers, so befindet sich das System in einem Gleichgewicht in dem Sinne, dass der Unternehmer die Möglichkeit hat, am Ende der Periode die vereinbarte Summe in Geldeinheiten an den Kreditgeber weiterzugeben.

Folge dieser Neuverschuldung ist wiederum ein neuer Schuldendruck, da jetzt ein weiterer gezwungen ist, den Zins in Geldeinheiten am Markt, durch Arbeit oder Verkauf selbst erstellter Waren, zu realisieren. Damit er dies kann, muss sich erneut jemand bereitfinden, Schulden einzugehen. So ergibt sich die Notwendigkeit ständigen Schuldenwachstums in dieser Wirtschaftsform.

Abb. 5: Kreislaufmodell mit Nachverschuldung

 Quelle: Daniel Stelter, Deflationäre Depression 

Die Praxis scheint diese Schlussfolgerung zu bestätigen, ist doch das Verhältnis von Schulden zu Sozialprodukt in den USA über Jahrzehnte konstant bei etwa 1,4 zu 1 geblieben. Dass dieses Verhältnis nicht mehr Gültigkeit besitzt, hat andere Ursachen, die im nachfolgenden Abschnitt behandelt werden.

Der freie Markt ist folglich ein Ort der Schuldenregulierung, wo die verschuldeten Unternehmer einen Dritten zur (notwendigen) Neuverschuldung animieren wollen, da sonst niemals alle Schuldner in der Lage sind, die benötigten Schulddeckungsmittel zu beschaffen.[xix]

Verschuldetes Privateigentum (Kapital) und der damit verbundene Schuldendruck, d. h., der Zwang, einen Nachschuldner zu finden, kennzeichnet also das in den westlichen Industrienationen bestehende Wirtschaftssystem. Aus dem bisher Gesagten ergibt sich als Schlussfolgerung zum einen, dass die Schulden mit der Zeit immer größer werden (absolut, relativ zum BIP können sie stagnieren oder gar sinken), zum anderen, dass es in diesem System niemals ein Gleichgewicht (wie es die Nationalökonomie definiert) geben kann, da erst die Zusatzverschuldung den störungsfreien Ablauf des Prozesses ermöglicht. Nur der Konsum der Gläubiger im Sinne einer als endgültig akzeptierten Leistung führt zu einem Schuldenabbau, sodass sich die Existenzberechtigung des Systems wie folgt formulieren lässt:[xx]

Abb. 6: Die Formel des Debitismus

Quelle: Martin 1986  

Die Ursache der kommenden Krise

Nun tritt im oben beschriebenen System der Staat als vermeintlich infallibler Schuldner auf, was dazu dient, den debitistischen Prozess der Neuverschuldung möglichst lange fortzuführen, also den üblichen Ausgleich durch Leistung (Konsum) beziehungsweise Forderungsvernichtung hinauszuzögern.[xxi] Erste Folge staatlichen Schuldenmachens ist ein Anstieg des Preisniveaus (Inflation), da der Staat im Gegensatz zu Privatschuldnern nicht verpflichtet ist, eine zusätzliche Leistung zu erbringen. Dieser fehlende Druck führt darüber hinaus zu einer entsprechenden Verlangsamung des Wirtschaftswachstums.

In einem staatsfreien debitistischen System ist das stabile Preisniveau per saldo der Normalzustand, da zwar jeder Kredit zu zusätzlichem Geld und damit zu einer zeitweisen inflationären Nachfrage führt, gleichzeitig jedoch der Schuldner zu zusätzlicher Produktion verpflichtet ist, mit der Folge eines entsprechenden deflationären Angebotsüberhangs. Meines Erachtens besteht in diesem Fall sogar, bedingt durch technischen Fortschritt und Produktivitätszuwächse, eine anhaltende Preissenkungstendenz. Dies würde auch erklären, weshalb in den von Kondratieff aufgezeigten langen Wellen der Konjunktur die Preise für gleichartige Güter jeweils wieder ein wenig unter den vorausgegangenen Tiefpunkt gefallen sind.

Abb. 7: Typisierte Preisentwicklung im gesunden debitistischen System


Quelle: Daniel Stelter, Deflationäre Depression  

Die vom Staat in Gang gesetzte Inflation wird durch private, auf einen weiteren Preisanstieg spekulierende, Verschuldung zusätzlich verstärkt[xxii], sodass sich die Gesamtverschuldung im System am Ende der Inflation auf ihren Höchststand befindet. Da jede Inflation zwangsläufig dann, wenn “die Kosten einer weiteren Inflationierung (…) höher sind als die Gewinne aus der Inflationierung” in eine Deflation umschlagen muss, kommt es zum offenen Ausbruch einer Schuldenkrise. Die Kosten bestehen zu Hauptsache aus Zinsen, da “jede Inflation einen Kredit voraussetzt”. [xxiii] (Aus heutiger Sicht fehlt in dieser Diskussion natürlich die Asset-Preis-Inflation, die wir in den letzten Jahrzehnten erlebt haben. Dahinter steckt m. E. die Globalisierung mit dem Angebotsschock von Millionen neuer Arbeitnehmer, der die klassische Inflation unterdrückt hat. Dennoch gilt die hier dargelegte Mechanik natürlich gleichermaßen).

Abb. 8: Preisniveauentwicklung im Fall von anhaltender Verschuldung ohne Leistungszwang

 Quelle: Daniel Stelter, Deflationäre Depression 

Der Übergang von Inflation zu Deflation stellt sich im Detail wie folgt dar:[xxiv]

Die staatlich verursachte inflationäre Entwicklung entlastet in der Anfangsphase die Unternehmungen, da es leichter wird, die Kosten der Vorfinanzierung zu realisieren. Mit der Zeit kommt es zu einem Anstieg von Zinsniveau und Kosten (Löhne, Vorleistungen), was den Schuldendruck wieder erhöht. Dies besonders dann, wenn die Unternehmungen im Hinblick auf eine Fortsetzung der Inflation ihren Fremdkapitalanteil ausgeweitet haben. (Was sie gemäß Martin auch müssen, da sie sonst im Wettbewerb mit verschuldeten Unternehmen nicht bestehen können. Eine Einschätzung, die ich teile und die wir heute sehr gut auch am reinen “Financial Engineering” wie z. B. Aktienrückkäufen beobachten können.)

Durch eine erneute Beschleunigung des Preisauftriebs (Verschuldung) kann dieser Druck zwar gemildert werden, da sich dieser Beschleunigungsprozess jedoch nicht dauerhaft fortsetzen lässt, steigt die Belastung erneut.

Dies zwingt den Unternehmer, seine Waren immer schneller abzusetzen, das heißt den Zinskostenanteil so gering wie möglich zu halten, um zahlungsfähig zu bleiben.

Zu gleicher Zeit befinden sich die Staatsdefizite auf noch nie gekannter Höhe, ohne aber den gewünschten expansiven Effekt zu erzielen, da der Großteil der Neuverschuldung Zinszahlungen dient, der Staat also aufschuldet. Dies führt, eventuell verschärft durch eine Sparpolitik, dazu, dass der im System erforderliche Nachschuldner fehlt. Für den verschuldeten Unternehmenssektor wird es zunehmend schwerer, die zur Bedienung des gestiegenen Fremdkapitalanteils nötigen Mittel zu erwirtschaften.[xxv] Mit dem Ende der Inflation werden die hohen Schulden, gepaart mit dem überhöhten Zinsniveau, zu einer immer stärkeren Belastung. Hier zeigt sich, dass Inflation nichts anderes als die Folge eines anhaltenden Aufschuldungsprozesses ist, bei dem die Selbstregulierung durch Leistung und/oder Forderungsvernichtung (Verzicht/Bankrott) nur aufgeschoben wurde.

Unternehmen und Konsumenten gehen im Verlauf der Inflation Verbindlichkeiten ein, was sie unter normalen Umständen niemals in diesem Maße getan hätten, bedeuten Schulden doch letztlich Leistungsdruck. Mit Ende des inflationären Preisauftriebs stehen die Schuldner vor der schwierigen Aufgabe, Mehrprodukt zu erzeugen, wobei dieser Leistungszwang, angesichts der aufgelaufenen Schuldenlast und der hohen Realzinsen, besonders hoch ist. Es wird zunehmend schwerer, neue Schuldner zu gewinnen, die eine Bedienung der alten Schulden ermöglichen. Zur Aufrechterhaltung ihrer Liquidität gehen sie dazu über, ebenso wie der Staat, Kredite zur Bedienung ihrer Schulden aufzunehmen. Dabei sind sie bereit, jeden Zins für sofort verfügbares Geld zu entrichten. (Heute haben wir die andere Strategie. Nachdem Banken und Schuldner gleichermaßen pleite sind, tut man mit Hilfe von Nullzinsen so, als wäre noch alles in Ordnung und hofft auf ein Wunder.)

Ist es nicht mehr möglich, Geld auf den Kapitalmärkten zu beschaffen (oder wird es einfach zu teuer), so setzen Notverkäufe ein. Die Unternehmer werden, im Bestreben der Illiquidität vorzubeugen, damit beginnen Preissenkungen vorzunehmen, die sofort von der Konkurrenz nachvollzogen werden. Es beginnt ein Preissenkungswettlauf, der seine Ursache im Versuch der Schuldner hat, “um jeden Preis” die zum Schuldendienst erforderlichen Mittel zu beschaffen. Die nun einsetzende Pleitewelle ist der Beginn einer deflationären Spirale, die so lange abläuft, bis alle jene Schulden verschwunden sind, die in der Inflation gemacht wurden, die also die Inflation überhaupt ermöglicht haben. (Heute droht diese Entwicklung, wie ich bei bto immer wieder diskutiere, unter anderem aus China.)

Dass der hier geschilderte Ablauf des Umschlags von Inflation in Deflation durchaus wahrscheinlich ist, zeigt ein Blick auf die Verschuldungslage US-amerikanischer Unternehmen. (Tja, da war ich damals schon viel zu früh dran. Zugegeben!)

Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch Unternehmen mit außerordentlich hoher Liquidität, wobei Siemens gerne als Beispiel genannt wird. Dabei handelt es sich jedoch nur um eine Minderheit von Unternehmungen, da sich der überwiegende Teil nicht in einer derart komfortablen Lage befindet. Letztlich ist dies das Spiegelbild zur Aufschuldung im System, da Schuldner (vor allem der Staat) die Zinsen zur Schuld schlagen und so ein exponentielles Wachstum ihrer Schulden (Zinseszinseffekt), damit aber auch der entsprechenden Guthaben, auslösen. Zudem ist Liquidität ein Zeichen für fehlende Investitionsbereitschaft, deren Ursache nicht zuletzt in dem durch staatliches Aufschulden bedingten hohen Realzinsniveau zu sehen ist.[xxvi] Aufgrund ihrer hohen Zinserträge neigen diese Unternehmen dazu, ihre Produktion zu subventionieren, was den „Überlebenskampf“ der anderen Unternehmungen zusätzlich erschwert. (Das ist so nicht eingetreten, vor allem dank des kontinuierlich sinkenden Zinsniveaus. Dennoch ist es richtig, dass es sich nicht lohnt, in echte Kapazitäten zu investieren, weil das Wachstum zu gering ist. Dieses ist tief wegen der demografischen Entwicklung, aber auch wegen der geringen Produktivitätszuwächse, die letztlich bedingt sind durch unzureichende Investition und Innovation. Die Schuldenlast wirklich zusätzlich wachstumshemmend, auch dies ist Lesern von bto wohlbekannt.)

Da, wie bereits erwähnt, die Deflation erst dann ihr Ende findet, wenn sämtliche in der Inflation angehäuften spekulativen Schulden beseitigt sind, muss dieser Schuldenvernichtung eine entsprechende Forderungsvernichtung gegenüberstehen. Dies bedeutet, dass die liquiden Mittel und Wertschriften der Unternehmen (“Kriegskassen”) im Laufe einer deflationären Entwicklung einer Verminderung unterliegen würden.[xxvii]

Die hier dargestellte Wirtschafts- und Krisentheorie ermöglicht auch eine Erklärung der oben festgestellten Häufung von Basisinnovationen in Zeiten von Depressionen beziehungsweise deren Rückgang im Zuge eines Wirtschaftsaufschwungs: Fehlt der Schuldendruck, was durch das Auftreten des Staates als vermeintlich infalliblen Aufschuldner und Inflationserzeuger erklärt werden kann, so sinkt die Neigung zur Innovation. Hinzukommt ein Anstieg des Zinsniveaus, der Finanzanlagen attraktiver macht. Es ist dann leicht, das erforderliche “Mehr” am Markt zu realisieren. Erst mit dem Ende der Inflation nimmt der Druck deutlich zu und löst einen Innovationsboom verschuldeter Privateigentümer (Unternehmer) aus, die ums Überleben kämpfen und versuchen, durch neue Produkte zum Kauf und damit zur Verschuldung zu animieren. (Heute sehen wir, dass es nicht nur die Inflation ist, die hilft, sondern “Financial Engineering” und immer tiefere Zinsen. Dies ändert jedoch nichts an der grundlegenden Mechanik.)

Gemäß den Analysen von Martin befindet sich die Weltwirtschaft zurzeit in der Umbruchsphase von Disinflation zu Deflation mit zu erwartender deflationärer Depression. Seines Erachtens wird die vor uns liegende Krise derart gravierende Auswirkungen haben, dass mit dem Zusammenbruch des bestehenden Wirtschaftssystems zu rechnen ist. Dies wäre nicht das erste Mal in der Geschichte, dass es zu einem Untergang dieser Wirtschaftsform kommt, da bereits in der Antike kapitalistische Gemeinwesen bestanden haben (Rom, Athen, Sparta), die dann jedoch an den immer schärferen Gegensätzen zwischen Gläubigern und Schuldnern zugrunde gingen. So ist Rom letztlich in einer Überschuldungskrise untergegangen.[xxviii]

Erst im 14. Jahrhundert kam es, nach der Aufhebung der Leibeigenschaft in England, zu einem kapitalistisch-debitistischen Neubeginn, dem Ausgangspunkt der heutigen westlichen Wirtschaftsordnung.[xxix]

Gerade die bereits angesprochene weltweite Ausschöpfung der Verschuldungskapazitäten lässt es immer schwerer erscheinen, Nachschuldner zu finden. So steigt der Liquiditätsdruck, der wirtschaftliche Turbulenzen und eine deflationäre Entwicklung zur Folge haben könnte. (Oh je, das war auf der Zeitachse natürlich völlig daneben. Es erschien damals undenkbar, dass es zu einer derartigen Fortsetzung der Schuldenwirtschaft kommen würde. So wie uns vieles von dem, was heute passiert, auch vor nur wenigen Jahren als völlig undenkbar erschien. Insofern kann es noch Jahre weitergehen.)

Würdigung

Diese Krisentheorien und besonders die Kritik am Kreislaufmodell der traditionellen Nationalökonomie verdient meines Erachtens eine gründliche Untersuchung und Prüfung. Aus meiner Sicht ist sie in sich konsistent und einleuchtend. Erstmals ist es möglich, eine Erklärung für die Dynamik des westlichen Wirtschaftssystems, aber auch für das Auftreten von Krisen abzugeben.

Soweit der Auszug aus meiner Dissertation aus dem Jahre 1990. In der kommenden Woche beschäftigen wir uns dann näher mit der Kritik von Michael Stöcker.


[i] (Heinsohn 1984) Heinsohn, G., Privateigentum, Patriarchat, Geldwirtschaft – Eine sozialtheoretische Rekonstruktion zu Antike, Frankfurt 1984

[ii] (Heinsohn/Steiger 1985) Heinsohn, G., Steiger, O., Marx, Keynes und die Lösung des Geldrätsels, in: Öffentlicher Sektor, Heft 4, Dezember 1985, S. 3-40

[iii] Heinsohn/Steiger 1985

[iv] Heinsohn/Steiger 1985

[v] Heinsohn 1984

[vi] Heinsohn/Steiger 1985

[vii] Heinsohn/Steiger 1985

[viii] (Martin/Lüftl 1984) Martin, P., Lüftl W., Die Pleite – Staatsschulden, Währungskrise und Betrug am Sparer, München 1984, S. 190

[ix] Heinsohn/Steiger 1985, S. 22f

[x] Heinsohn/Steiger 1985, S. 21

[xi] (Martin/Lüftl 1986) Martin, P., Lüftl W., Der Kapitalismus – ein System das funktioniert, München 1984, S. 164

[xii] Martin/Lüftl 1986, S. 170 iV.m. 137

[xiii] Martin/Lüftl 1986, S. 172f

[xiv] Martin/Lüftl 1986, S. 29

[xv] Heinsohn 1984, S. 113

[xvi] Martin/Lüftl 1986, S. 43

[xvii] siehe z. B. (Say, 1979), Say, J., Briefe an Maltus, auszugweise editiert in Wirtschaftskrisen (Hrsg.: Diehl, K/Mombert, P.), Frankfurt, Berlin, Wien 1979, S. 53-87

[xviii] „Tauschen“ ist hier m. E. das richtige Wort, da kein Schuldendruck hinter den Transaktionen steht; im Unterschied zum Markt, auf dem nicht getauscht, sondern gekauft wird, im Sinne eines Prozesses der Beschaffung von Schulddeckungsmitteln und der Neuverschuldung.

[xix] Martin/Lüftl 1986, S. 80

[xx] Martin/Lüftl 1986, S. 188

[xxi] Martin/Lüftl 1986, S. 235

[xxii] Martin/Lüftl 1986, S. 242

[xxiii] Martin/Lüftl 1986, S. 180

[xxiv] Martin/Lüftl 1986, S. 241ff

[xxv] Martin/Lüftl 1986, S. 243

[xxvi] (Martin 1985), Martin, P., Cash – Strategie gegen den Crash, München 1985, S. 110ff.

[xxvii] Andernfalls werden die Unternehmen zu Investitionen gezwungen, (Martin 1988) Martin, P., Aufwärts ohne Ende – eine neue Theorie des Reichtums, München 1988, S. 196 und S. 406

[xxviii] Martin 1988, S. 149 (FN 44), S. 150 und S. 188ff.

[xxix] Heinsohn 1984 S. 158f

Kommentare (23) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. weico
    weico sagte:

    In Venezuela wird gerade die Theorie des Debitismus und das “ungedeckte ZB-Geld” ge-bzw. erlebt . Da druckt die eigene Zentralbank wie von Sinnen “GELD”…und die Leute können sich dann ,mit diesem “erschaffenen GELD”, nicht einmal Klopapier kaufen.Das “GELD” wiegt schlussendlich mehr als das Klopapier (siehe Hyperinflation Weimarer Republik) !
    Frage:Warum nur bekommt man für dieses “geschaffene Geld” praktisch NICHTS (auch wenn noch so hohe Zahlen aufgedruckt sind) und für wenige USD, EUR, SFR, usw. praktisch ALLES ? Antwort: Steht ALLES in der Literatur von Leuten wie :Heinsohn,Steiger,Stadermann,Steuart usw. ..!!

    Antworten
  2. Straus
    Straus sagte:

    “Kein Starterpaket, auch nicht 1949, wurde ohne Gegenbuchung ausgegeben. Genau diesen Irrtum hat P.C.Martin aufgeklärt. Falls so ein Geschenk praktiziert wurde, möge man mir den Buchungssatz erklären…” So sieht´s aus.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Straus

      Sie müssen schon beim Thema bleiben.

      Es geht nicht um Gegenbuchungen, sondern darum, ob es erforderlich ist, dass eine ZWANGSHYPOTHEK aufgenommen werden muss, wenn die Notenbank eine neue Währung schaffen willen.

      Antworten
      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Dietmar Tischer

        Die doppelte Buchführung kennt keinen Posten – Startergeld an Bürger gegen Geschenk und bucht im Anschluss sauber jeden Position. Die Bilanzseiten wären unausgeglichen.

        Selbst wenn eine neue Währung mit Geldgeschenken (z.b. 5000€ an jeden) gestartet wird – ohne Gegenposition ist das nichts im Vergleich zum Geldbedarf, damit Wirtschaftskreisläufe leben können.

        Der Staat ist auch in der kommenden Währung der Initiator allen wirtschaftens, aufgrund Geldmonopol-Machtmonopol. Der Staat zahlt sofort seine Beamten und Demokratiekaste und verschuldet sich – vor – möglichen Steuerzahlungen seiner Steuerpflichtigen. Bevor Bürgern eine Steuerschuld nachgewiesen wird, müssen Einnahmen erfolgen, die woher stammen?

        Der erste Auftraggeber im neuen Geld ist der Staat selbst durch seine erste Kreditaufnahme (“Wiederaufbau” = Gilgamesh Epos – Bau der Mauer), danach kann ein Markt beginnen Eigentum zu verpfänden um Produktion vor zu finanzieren. Ohne Initialzündung keine Kreditwirtschaft.

        Anders wäre es, wenn es kein Geldmonopol gäbe. Dann könnte Steuer in Naturalien bezahlt werden und Preise frei von Steuerzahlungsmittel gefunden werden. Dann könnte jede Nachfrage die Eigentumsökonomik in Gang setzen.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Alexander

        >Der Staat zahlt sofort seine Beamten und Demokratiekaste und verschuldet sich – vor – möglichen Steuerzahlungen seiner Steuerpflichtigen.>

        Wir reden einander vorbei.

        WIESO verschuldet sich der Staat und bei wem sollte er sich überhaupt verschulden, wenn ihm SEINE Notenbank von IHR geschaffenes Geld – geschaffen in beliebiger Menge OHNE Verschuldung – es ihm in Lastwagenfuhren anliefert?

        Wieso kann er das Geld seinen Beamten nicht einfach so auszahlen?

        DARAUF ist zu antworten, wenn man die anstehende Frage klären will,

        Gefühlt jeder dritte Beitrag befasst sich an diesem Blog mit Helikoptergeld.

        Die Erstausstattung des Systems ist im Grunde nichts anderes.

        Wenn SPÄTER die Geschäftsbanken durch Kreditgewährung in die Geldschöpfung eintreten, sind wir im Schuldgeldsystem – SPÄTER.

        Lassen Sie es sich von M. Stöcker erklären.

        Der ist bei diesen Fragen sehr kompetent.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @ Dietmar Tischer
        Nach den geldpolitischen Zaubertricks der vergangenen 25 Jahre ist die Gesellschaft gespalten in Schuldner und jene, die ihr Eigentum zu den aktuellen Bedingungen nicht verpfänden.

        Obwohl jedes Zahlungsmittel keinen inneren Wert besitzt, vertrauen wir alle in seinen Charakter Werte auf zu bewahren, weil seine Knappheit zu einem späteren Zeitpunkt = Kaufkraft ist.

        Egal ob bei Erstemission aufgrund Endlosgeschenke oder durch Helikoptergeld in die Kernschmelze, verliert Geld seinen Wertaufbewahungscharakter und absolut niemand wird mehr freiwillig Eigentum verpfänden (vgl. Zwangshypotheken).

        Helikoptergeld rettet Zombies und stürzt die Gesellschaft in die Tauschwirtschaft zurück, weil Fressalien eine längere Halbwertszeit haben werden….

        Ich zweifle nicht daran, dass die Zentralbanken das versuchen werden.

        Mir selbst ist es extrem schwer gefallen zu akzeptieren, dass unsere Preisfindung in Steuerzahlungsmittel gemessen erfolgt und schon bei Ausgabe des “Geldes” staatswirtschaftliche Strukturen wirken, wie vor Aufklärung im Absolutismus.

        Wir Individuen sind die Sicherheit des Geldes, d.h. unser Besitz (!)+unsere Leistungsfähigkeit und unser Leistungswille. Insofern sind Schutzsuchende aus shitholes der Alptraum für unsere Zukunft, denn sie zerreißen die fragile balance. Was dann noch kommt ist BGE, d.h. Endlosgeschenke aus dem nichts.

  3. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    @ Dr. Stelter

    Habe keine Ahnung, frage aber dennoch mal ganz frech:

    1. Was ist die Erklärung, d. h. der Mechanismus dafür, dass die USA nach WKII ihre extrem hohen Schulden abbauen konnten? Wie lässt er sich in der “Formel des Debitismus” abbilden?

    2. Inwieweit beeinflussen Insolvenzen, d. h. die Tatsache, dass Kredite nicht bedient und diese nicht zurückgezahlt werden, die „Formel des Debitismus“?

    Stimmt dann noch die Aussage:

    >Nur der Konsum der Gläubiger im Sinne einer als endgültig akzeptierten Leistung führt zu einem Schuldenabbau,>

    oder gibt es im Kapitalismus keine Insolvenzen?

    Antworten
    • Kurt Wollmer
      Kurt Wollmer sagte:

      @ DT

      Zu 1: Relevant sind nicht nur die Staatsschulden, sondern die gesamte volkswirtschaftliche Verschuldung. Der Privatsektor war nach der Weltwirtschaftskrise weitestgehend entschuldet und nach dem Krieg musste in Europa alles wieder neu aufgebaut werden. Die Bedingungen waren somit ideal für ein langfristiges privates Aufschulden, was es dem Staat ermöglichte, sich zu entschulden (relativ zum BIP). Heute ist die Lage ganz anders, die Gesamtverschuldung ist so hoch wie noch nie.

      Zu 2: Insolvenzen sind freilich auch eine Form des Schuldenabbaus, nur eine äusserst schmerzhafte.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Kurt Wollmer

        Sie haben natürlich recht damit, dass nicht nur die Staatsschulden relevant sind.

        Das könnte heißen:

        Abbau der Staatsschulden und in gleichem Ausmaß Aufbau der Schulden des privaten Sektors.

        Ich habe keine Daten gefunden, die das belegen würden.

        Es ist keineswegs ausgeschlossen.

        Plausibel wäre als Erklärung die Umstellung von Kriegswirtschaft mit hoher Staatsverschuldung auf die privatwirtschaftliche Produktion langlebiger Wirtschaftsgüter.

        Erstaunlich ist die Entwicklung auf jeden Fall:

        https://www.cfr.org/backgrounder/us-deficits-and-national-debt

        Nahezu kontinuierlicher Abbau der Staatsverschuldung von ca. 1945 (ca. 120% von GDP) bis ca. 1975 (weniger als 40% des GDP)

  4. Johann Schwarting
    Johann Schwarting sagte:

    Prof. Binswanger ist am 18. Januar 2018 gestorben

    Prof. Binswanger und Prof. Malik haben die Promotion von Daniel Stelter veranlasst und abgenommen. Dr. Stelter zeigt in seiner Arbeit, dass der Debitismus (= Zwang zur Nachschulderfindung) widerspruchsfrei formuliert ist. Ackermann, der ebenfalls von Binswanger promoviert wurde, spricht in seiner Arbeit “von [der] größter Tragweite für die ökonomische Theorie” und nähert sich schon ansatzweise den debitistischen Deutungsversuchen. Binswanger vertieft und erweitert die Einsichten von Ackermann in seinem 2006 erschienen Werk “Die Wachstumsspirale” wesentlich – kann sich aber wohl nicht gänzlich von den Ideen des Vollgeldes lösen.

    Paul C. Martin hat am 08.02.2009 im Gelben in ‘Ackermann und Robinson’ dazu einige weitere Ausführungen gemacht.

    http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=80100&page=0&category=0&order=last_answer

    Antworten
  5. Johann Schwarting
    Johann Schwarting sagte:

    Mit der Angabe der Quelle möchte ich nur dazu

    “… Eine der Fragen für ihn war wie es den Kapitalisten gelingt, mehr aus dem Kreislauf heraus zu nehmen, als hereinzutun.”

    etwas schreiben. Karl Marx beantwortete die Frage:

    “Wie kann nun die ganze Kapitalistenklasse beständig 600 Pfd. St. aus der Zirkulation herausziehn, wenn sie beständig nur 500 Pfd. St. hineinwirft?”,

    die er in der Mitte der Seite 332 in ‘Das Kapital – Kritik der politischen Ökonomie, Zweiter Band: Der Zirkulationsprozeß des Kapitals’

    https://marxwirklichstudieren.files.wordpress.com/2012/11/mew_band24.pdf

    stellte, auf Seite 335 unten mit:

    “In der Tat, so paradox es auf den ersten Blick scheint, die Kapitalistenklasse selbst wirft das Geld in Zirkulation, das zur Realisierung des in den Waren steckenden Mehrwerts dient. Aber notabene: sie wirft es hinein nicht als vorgeschoßnes Geld, also nicht als Kapital. Sie verausgabt es als Kaufmittel für ihre individuelle Konsumtion. Es ist also nicht von ihr vorgeschossen, obgleich sie der Ausgangspunkt seiner Zirkulation ist.”

    Die richtigen Antworten gelingen erst mit der von Paul C. Martin begründeten Machttheorie des Geldes und dem Debitismus – der “Beschreibung, was sich ergibt, sofern Schulden existieren”. Der Nachschuldner, dessen Suche mit Unsicherheit und Ungewissheit verbunden ist, ist zur Realisierung des Mehrwertes von 100 Pfd. St. zwingend nötig – er schuldet den Mehrwert. Gelingt es nicht, einen Nachschuldner zu stellen, kommt es unvermeidbar zur Krise. Das ist der kapitalistische Kettenbrief. Paul C. Martin: “Kredit auf Kredit – es funktioniert so lange, bis es nicht mehr funktioniert.”

    Marx hatte wohl schon in seiner ‘Zusammenbruchstheorie’ mit der ‘fallenden Profitrate’ bei zunehmender Akkumulation erkannt, dass – je mehr Kapital eingesetzt wird –, desto geringer (relativ) die Rendite wird.

    Marx war von den Geldsendungen seines Freundes Engels abhängig. Engels war bis zum Verkauf seines Besitzes selbst kapitalistischer Unternehmer. Danach lebte er von den Zinsen aus britischen ‘Consols’ – also aus ‘arbeitslosem Einkommen’.

    Antworten
  6. foxxly
    foxxly sagte:

    in unseren perfiden Schuldgeldsystem ist unsere Arbeitsleistung mit Hände und Kopf, – letztlich schon beim Entstehen der Leistung, mit einer Zinsschuld belastet. Das kann doch nicht sein!!!!!!!
    Aber die Initiatioren (-nachfolger) und der heutigen Verteidiger dieses Ausbeutesystems, verdienen prächtig dabei. Das Schuldgeld ist das Machtinstrument der parasitären Eliten.
    Aus Unkenntis der Masse und Feigheit spielen wir alle mit, bis zu einem erneuten Zusammebruch (Krieg)

    Antworten
    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      @foxxly: ich denke, damit machen Sie es sich etwas zu einfach. Sehr viele Menschen aus allen Einkommensschichten wünschen sich staatlichen und privatwirtschaftlichen Konsum auf Pump, gerne auch zu Lasten künftiger Generationen. Die von Ihnen genannten Nutznießer gibt es natürlich auch.

      Antworten
    • Lenz
      Lenz sagte:

      @foxxly Und bei den Nutznießer gilt es den Gewinn abzuschöpfen. Bei den Sparkassen wandert es im wesentlichen an Angestellte, die oft wenig sinnvolle Tätigkeiten ausführen – vorlesen im Altersheim wäre besser. Aus einem staatlichen Oligopol (erschaffen von Giralgeld) dürfen keine XL Gewinne/Löhne gezogen werden. Wobei ich ja früher (ja, sicher unkorrekt …) mit einem Wechsel als Privater sogar ähnliches machen konnte – ging übrigens ohne Staat, weil die Gegenseite hier Überwacher war – im Zweifel war sein Geld weg.

      Was her muss, ist eine Haftung der Banker für Kredite, gute Banken sollen die Boni erst nach Ende der Geschäfte auszahlen. Warum werden Banker nicht im wesentlichen mit Aktien bezahlt, die diese mindestens 10 Jahre nach ausscheiden halten müssen und natürlich nicht beleihen / auf Termin verkaufen dürfen.

      Das z.B. der Funke von der Hypo nicht sofort bei Hartz IV landete ist der Skandal (für die jungen http://www.manager-magazin.de/finanzen/artikel/hans-georg-funke-der-duemmste-banker-des-jahrzehnts-a-1139532.html)

      Und Investmentbanken sollen doch machen, was Sie wollen, wenn da keiner für haftet – insbesondere keine “Spargroschen”. Wo wäre das Problem wenn foxxly mit mir morgen um 10 Mio auf ? wetten? Einer hätte später eine “wertarme” Forderung.

      “Ausbeutesystem” Meine Eltern (nun um die 78/80) haben NIE mehr ausgegeben als Sie hatten, kleine Wohnung, kein Anschaffung/Urlaub o.ä. auf Kredit. So kann man auch leben und heute sind die frei, blöde Altbauwohnung 300 € Miete – da bleibt sogar bei unseren Mini Renten noch was über. Meine Kinder werden das hoffentlich aus nicht, zinsfreies Startgeld gibt es von Papa ;-)

      Antworten
  7. Alexander
    Alexander sagte:

    Kein Kommentar kann in wenigen Zeilen angemessen auf das Thema eingehen.
    Deshalb dieser Versuch.

    – Die erste Buchung jeder Zentralbank ist Geld an den Staat gegen Schuld besichert durch Steueraufkommen. Hier greift das staatliche Geldmonopol (kommunistisches Manifest §5) in dem jeder Bürger seine Steuerschuld zu zahlen hat.
    – Der Staat bezahlt seine Diener als Grundlage der Ordnung, d.h. Schutz aller von ihm eingeräumten Rechte (Sicherheit, Eigentum)

    Jeder Bürger, welcher im zugehörigen Staat Eigentum für sich beansprucht hat Steuerschuld und bezahlt bei Fristverletzung mit seinem Eigentum.

    Dieses Fristenproblem sorgt für den ökonomischen Druck sein Eigentum zu verteidigen.
    Darüber hinaus wirtschaften Unternehmen und Private für ihr Auskommen, wie von Hr. Stelter ausführlich beschrieben.

    (Anders als Staatsbürger verfügen die Schutzsuchenden über nichts besteuernswertes, folglich gibt es auch keinen Druck etwas zu tun, es sein denn freiwillig. )

    Der Staat als Zwingherr wird in allen klassischen ökonomischen Theorien nicht seiner Bedeutung gemäß bedacht. Sinken die Renditen aus dem Wirtschaftskreislauf und steigen die staatlichen Kosten (Steuern, Abgaben, Gebühren etc.) nimmt auch der Fristendruck für die Schuldner zu, denn Steuerschuld verfäll nie.

    Besonders nett, wenn der Staat auch als Kreditgeber (KfW) auftritt und über die Abschreibungsgesetze zusätzliche Verwirrung bei den Fristen bewirkt. Über die Dauer der Übung (Anzahl der Rezessionen) verlieren Private immer an die “Bank” und wächst der staatliche Sektor.

    Das ist in Ordnung, denn Eigentum entspringt dem staatlichen Gewaltmonopol und geht an dem Monopol auch zugrunde. Prof. Heinsohn hat deshalb 2011 folgerichtig für den Fall des Euroendes geschrieben:

    Aus Zukunft der Finanzkrise, Teil 3: http://www.achgut.com/artikel/die_zukunft_der_finanzkrise_teil_3
    –> Ein Neuanfang ginge dann nur noch über die Zwangsübertragung bisher nicht belasteten Bürgereigentums an den Staat, der damit eine neue Zentralbank ausstatten könnte, die mit diesem Kapital wieder eine besicherte Währung emittieren könnte. <–

    Antworten
    • Johann Schwarting
      Johann Schwarting sagte:

      @Alexander

      Genauso

      “Kein Kommentar kann in wenigen Zeilen angemessen auf das Thema eingehen. … Der Staat als Zwingherr wird in allen klassischen ökonomischen Theorien nicht seiner Bedeutung gemäß bedacht.”

      ist es. GRANDIOS erkannt – der Kapitalismus ist ohne die Macht des Staates nicht definierbar. Dazu @Ashitaka:

      “Wir haben hier, …, mit dem Debitismus eine unsere Wahrnehmung der Welt doch gewaltig verändernde Erklärung des Systems vor Augen. Der Debitismus ist wie die Offenlegung eines Codes. Es dauert nun einmal Jahre, bis man dieses Bild ausgemalt hat, bis auch der Code verstanden ist, mit dem die klassischen Theorien entschlüsselt werden. Das hat nichts mit der eigenen Auffassungsgabe zu tun, sondern schlicht und einfach mit den zunächst noch stark irritierenden Änderungen des Blickwinkels auf das Wirtschafts- und Finanzgeschehen.

      Je mehr man von diesem Code liest und zusammenfügt, desto weniger halten einen die Gravitationskräfte der klassischen Theorien gefangen.”

      Dem kann ich aus eigener Erfahrung nur zustimmen. “Als Debitist muss man da draußen sehr vorsichtig sein, wie man sich an solchen Diskussionen beteiligt”, wie @Ondoron mir gegenüber vor kurzem wieder bestätigt hat – macht aber nix.

      @Ashitaka am 27.05.2014 – vor vier Jahren – in:

      http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=315446

      “Ich habe zahlreiche Diskussionen mit Freunden darüber geführt, wie sie sich Kapital, Vermögen, Wirtschaft, Überschuss und den Grund des Wachstums der Wirtschaft und Schulden erklären. Als Debitist muss man da draußen sehr vorsichtig sein, wie man sich an solchen Diskussionen beteiligt. Je größer die Gruppe, desto schwieriger ist es, den Debitismus zu erklären. Denn dazu bedarf es einer von ganz unten aufbauenden Denkweise, die überhaupt nichts mit den klassischen Lehren zu tun hat und in keinem Studienfach auf dem Plan steht.”

      Und weiter als Konsequenz:

      “Die Sicherheit, um einen Kredit zum Zweck des Kaufes von Staatsanleihen aufzunehmen, ist die Staatsanleihe, die erst noch gekauft werden muss. Das ist völlig logisch und schlüssig, wenn man das System von Grund auf immer wieder durchdenkt und vorstellen kann. Die Bilanzausweitung der Notenbanken ist die Zerstörung des Vertrauens in das Abgabensystem (Geldsystem).”

      Antworten
      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Johann Schwarting

        Ich möchte gerne eine Textpassage von weissgarnix aus dem Jahr 2011 beisteuern. (“Geld = Kredit”)

        –> Zudem eröffnet die Geldemissions-Geschichte natürlich auch noch eine ganze andere Möglichkeit: Was, wenn der Gläubiger nicht durch “Eigentum” überzeugt, sondern durch simple Gewalt? Durch Macht? Braucht er dann überhaupt Eigentum? Wohl kaum. Denn wenn er der Stärkste und Mächtigste ist, dann gehört ihm implizit sowieso alles. ´

        Viel einfacher wäre es dann doch zu sagen:
        “Liebe Untertanen, es gefällt mir sehr, dass ihr Schweine züchtet und Weizen anbaut, Waffen schmiedet und Wein keltert – ich hätte gerne von all dem regelmäßig meinen Anteil. Dummerweise weiß ich aber nicht, wann ich was genau haben will und wie viel, zudem bin ich ein überaus launenhafter Herrscher und ändere kurzfristig auch schon mal meine Meinung; daher machen wir was ganz anderes: Hier, ich bin ein gütiger Herrscher
        und gewähre Euch Rechte gegen mich und mein ganzes Hab und Gut (wobei IHR SELBST natürlich mein Hab und Gut seid, aber a) sage ich Euch das nicht und b) kommt ihr mittelalterlichen Schwachköpfe von selber da eh nicht drauf, genauso wenig wie noch im 21. Jahrhundert dieses lustige Volk namens “Ökonomen”). Mit diesen Rechten könnt ihr machen was ihr wollt, Euch vergnügen, Euch gegenseitig bezahlen, sie im Spiel verwetten und im Suff verlieren – I couldn’t care less. Aber seid gewiss, liebe Freunde:
        Jeden Monatszehnten will ich von jedem von Euch, wie ihr da steht, sitzt und liegt, einen Teil dieser Rechte zurück. Diesen Teil wollen wir der Einfachheit halber “Steuer” nennen. Und wer ihn mir dann nicht wiedergeben kann, diesen Teil der Rechte, der blutet… Kapisch?”

        Wenn Goethe in seinem Faust II also den Kaiser auf sein Papiergeld schreiben lässt:
        “Dieses Papier ist gedeckt durch Unzahl vergrabenen Guts im Land”, dann handelt es sich im Prinzip um nicht mehr als einen PR-Gag, der für einen tatsächlich mächtigen Herrscher keineswegs nötig erscheint. Das Papier wird von allen im Zahlungsverkehr verwendet werden, ausnahmslos; und zwar nicht aus Freude über die vergrabenen Schätze im Herrscherreich, sondern aus purer Angst, zum Steuerzahlungstermin nicht genügend davon zu haben. <–

        Wirtschaften aus Abgabendruck….

    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      >Ein Neuanfang ginge dann nur noch über die Zwangsübertragung bisher nicht belasteten Bürgereigentums an den Staat, der damit eine neue Zentralbank ausstatten könnte, die mit diesem Kapital wieder eine besicherte Währung emittieren könnte. <

      Das ist abenteuerlich.

      Der Staat GRÜNDET eine Zentralbank, d. h. er macht sie rechtlich funktionsfähig. Eine finanzielle Ausstattung ist überflüssig. Denn die Zentralbank bezahlt die Druckerei, die das Bargeld herstellt, mit einem Teil des hergestellten Bargelds. Materiell braucht die Zentralbank natürlich Schreibtische und Computer etc. Auch die bezahlt sie mit dem gedruckten Bargeld oder durch Überweisung, d. h. mit Datenveränderung in elektronischen Speichermedien, denen direkt oder indirekt die Konten zugewiesen sind, auf denen derartige Käufe betreffend Gutschriften zu leisten sind.

      Eine ZENTRALBANK muss nicht mit besicherndem Eigentum ausgestattet werden. Denn für die SCHAFFUNG von Zentralbankgeld braucht sie keine Besicherung. Sie schafft es einfach.

      Ich verstehe auch nicht, was eine „besicherte Währung“ sein soll.

      Nicht Währungen, sondern Kredite müssen besichert werden.

      Kaum zu glauben, dass Heinsohn dies wirklich gesagt oder gemeint haben soll.

      Antworten
      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Dietmar Tischer

        Heinsohn meint Zwangshypotheken auf Immobilien als Startgeld einer neuen Währung. Geld kommt immer durch Verschuldung in Umlauf…

        Der Staat kann zwar seine Bürger zwingen das Zahlungsmittel zu akzeptieren, aber keine Importhandelspartner – daher muss die Währung besichert sein, die Sicherheit einklagbar durch Rechtsstaatlichkeit. Da sich mittlerweile alle Staaten über alle Regeln hinweg setzen (Geldschöpfung, Bankenrettung) haben unsere Gesellschaften wirklich Neuland betreten.

        P.C.Martin folgert so:
        Macht — Zwang — Abgaben (Ur-Zins) — Preise.

        Die Auflösung will ich sofort zitieren:
        Quelle : http://www.dasgelbeforum.net/sammlung/Debitismus-PCM.pdf Seite 22ff.
        –> Die Weltgeschichte ist immer Machtgeschichte. Das Macht- und Gewaltmonopol des Staates wird – die Mißbräuche sind jeden Tag aufs Neue zu bestaunen (siehe USA, hier breitest diskutiert) – enden wie alle
        Monopole:

        Es wird in einer großen, weltumfassenden Revolution verschwinden. <–

        Wo wir wieder bei der Leserzuschrift von vergangener Woche wären.
        Es wird nicht einfach so weiter gehen…mit ausbuchen und vergessen.

      • Johann Schwarting
        Johann Schwarting sagte:

        @Dietmar Tischer

        “Kaum zu glauben, dass Heinsohn dies wirklich gesagt oder gemeint haben soll.”

        Es ist das sehr große Verdienst von Dr. Stelter, den Debitimus – als eine “reine Beschreibung, was sich ergibt, sofern Schulden existieren.” – auf die Ebene einer wissenschaftlichen Promotion gehoben zu haben. Natürlich würde Dr. Stelter heute einige Zusammenhänge nach der Recherchearbeit im alten Elliott-Wellen-Forum im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts anders formulieren. Das ist doch selbstverständlich.

        Obwohl Gunnar Heinsohn die Simulation des Geldes als ein Produkt zerstörte, war er zu weiteren Schritten nicht bereit, wie sein Satz:

        “Dies wird etwa von Paul C. Martin (2006) nicht erfaßt, wenn er gegen die Eigentumsökonomik damit argumentiert, daß Geld zuvörderst machtvolle Regierungen zur Voraussetzung habe.”

        zeigt, der auf der Seite 145 (Fußnote 146) des Buches ‘Heinsohn/Steiger: Eigentumsökonomik’ zu finden ist, der mich vor vielen Jahren sehr neugierig machte und der mich letztendlich zum Debitismus von Paul C. Martin führte.

        Das Mitglied des Vorstandes der CDU-Bundestagsfraktion Dr. Linnemann muss sein Bekenntnis: “Mir ist jedenfalls kein Beispiel auf diesem Globus bekannt, wo Verschuldung zu Wachstum und Beschäftigung geführt hat. Das Gegenteil ist richtig.” auch nicht ändern – stattdessen simuliert er sich die Macht. In

        https://think-beyondtheobvious.com/stelters-lektuere/und-taeglich-wachsen-die-schulden/#comment-38403

        offenbaren sich diesbezüglich die ehemaligen Bundestagsabgeordneten W. Bosbach und C. Ströbele, dass die Politik vollständig von den Ausarbeitungen der Beraternetzwerke abhängig ist.

        Der Debitismus und die Simulation spulen eben ihre Programme ab, ganz egal welche Tricks die Politik macht und wie die tauschtheoretischen ‘Mickey-Mouse-Ökonomen’ – jene, für die das Geld einfach ‘da ist’ und in der ‘Schatztruhe’ von Donald Duck liegt – ihre ökonomischen Theorien ‘wissenschaftlich’ ausformulieren.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Alexander

        >Heinsohn meint Zwangshypotheken auf Immobilien als Startgeld einer neuen Währung. Geld kommt immer durch Verschuldung in Umlauf…>

        Tut mir leid, das ist nicht richtig.

        Eine Notenbank muss sich NICHT verschulden, wenn sie, die Notenbank, eine neue Währung mit „Startgeld“ in die Welt setzt.

        Oder war das anders anlässlich der Währungsreform in Westdeutschland als nach dem Krieg jeder DM 40 in die Hand gedrückt bekam?

        Sagen Sie mir, warum es nicht möglich sein sollte, dass die Notenbank einfach einen Auftrag erteilt, Geldscheine herzustellen und diese dann verteilt.

        Was soll denn der Sinn einer Hypothek sein bei diesem Vorgang?

        Wer braucht eine materielle Sicherheit, damit das Drucken erfolgen kann?

        Heinsohn schreibt der Notenbank die Funktionsfähigkeit einer Geschäftsbank zu.

        Das ist falsch, eine Notenbank funktioniert anders als eine Geschäftsbank.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Dietmar Tischer

        Bisher wurde die EZB wie eine Geschäftsbank aufgestellt, mit Eigenkapitalanteilen der Nationalstaaten durch ihre Notenbanken.

        Wenn etwas “einfach so” ginge, könnte man sich überstaatliche Konstrukte mit Bürgschaften durch Nationalhaushalte wie den EFSF sparen?

        Kein Starterpaket, auch nicht 1949, wurde ohne Gegenbuchung ausgegeben. Genau diesen Irrtum hat P.C.Martin aufgeklärt. Falls so ein Geschenk praktiziert wurde, möge man mir den Buchungssatz erklären…

        Ein gedeckte Währung macht -de jure- Sinn um nach Hyperinflation neues Vertrauen zu generieren. Die Rentenmark aus der Währungsreform 1923 mit Grundschuld auf deutschen Boden und Anlagekapital ist so ein historisches Beispiel.

        Brasilien hat einfach so gedruckt und Anfang der 90er eine Inflation von 2400% erlebt. Es waren zwei Währungsreformen nötig und das Vertrauen ist heute noch angeschlagen….man hängt an Dollarkrediten.

        Ich sehe Heinsohn kritisch, hüte mich aber vor schnellen Urteilen, denn andere sind selten dümmer als ich.

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