Why Japan is vulnerable
Bisher war es eigentlich klar. Mit massiver Geldpolitik tut Japan alles, um den Yen zu schwächen und über diese Abwertung die Inflationsrate nach oben zu bringen und die Exporte und damit die Investitionen der Unternehmen zu steigern. Nicht wenige ‒ auch ich ‒ haben darin den Auftakt zu weiteren Abwertungen in anderen Regionen gesehen, mit der Folge einer weltweit verstärkten deflationären Tendenz.
Soweit ist es nicht gekommen (bis jetzt). Dank der Intervention der EZB sind sogar japanische Staatsanleihen wieder zu einem interessanten Investment geworden. Nicht schlecht für ein Land mit Staatsschulden von 226 Prozent des BIP. Geholfen hat dabei sicherlich, dass die ausländischen Investoren wissen, dass sie im Zweifel von der Bank of Japan herausgehauen werden. Eine ziemlich sichere Wette also.
Zum Jahreswechsel hielten Ausländer 9,3 Prozent der japanischen Staatsanleihen, ein deutlicher Anstieg in einem Markt, der bisher eher geschlossen war. Dies ist gut, weil so die Ausländer die auch demografisch bedingt rückläufige Nachfrage der Japaner auffangen. Andererseits erhöht sich zumindest theoretisch die Gefahr von plötzlichen Verwerfungen, sollten die Ausländer die Gelder wieder abziehen.
Der effektive Zins des japanischen Staates lag 2014 mit 0,9 Prozent auf dem tiefsten Niveau aller OECD-Staaten. Die Zinsaufwendungen des Staates lagen damit bei einem Prozent vom BIP, verglichen mit 1,6 Prozent im OECD-Durchschnitt. Würden die Zinsen auf drei Prozent steigen, wäre das Defizit des japanischen Staates bei 13 statt bei 8,5 Prozent vom BIP. Nachdem die japanischen Banken 29 Prozent der Staatsanleihen halten, würde ein Zinsanstieg auch bei denen zu erheblichen Problemen führen.
Fazit der FT: Der Zustrom ausländischer Mittel könnte wie ein Trojanisches Pferd die künftige Stabilität gefährden.
Fazit bto: Eben weil dies jeder weiß, wird die BoJ alles kaufen und einen Zinsanstieg unter keinen Umständen zulassen. Da fand ich diesen Kommentar besser: Is Japan in danger of a “fiscal crisis”? Antwort: nein.
→ FT (Anmeldung erforderlich): Why Japan is vulnerable, 28. April 2015