„Verwirrung am Markt und das Ende des Superschuldenzyklus“
Interessanter Kommentar von Steen Jakobsen in der Schweizer Handelszeitung. Er berichtet von einer Investorenkonferenz in den USA und die dortige Einschätzung zu Weltwirtschaft, Schwellenländern und China. Ein paar Highlights:
- „Niemand versteht China voll und ganz, aber eine Sparquote von 55 Prozent und die komplette Seidenstrasse zu ignorieren, ist völliger Unsinn. Die geldpolitische Lockerung muss ausserdem noch viel stärker werden, wenn China es wirklich ernst damit meint (…).“ – bto: also eine optimistische Einschätzung zu den Möglichkeiten Chinas, stabilisierend einzugreifen.
- „Der CNY wird nicht ‚abgewertet‘, bevor nicht die SDR-Einbindung erfolgt ist, wird danach jedoch um +10 Prozent schwächer notieren – eine natürliche Folge von offeneren Kapitalkonten und vom innenpolitischen Druck.“
- „Kein Untergang, aber sicher auch kein vollends düsteres Szenario. Michael Pettis kommt da mit seinem Kommentar schon recht nah: ‚China wird weder sanft noch hart landen, sondern lange!‘“
- „Short-Wachstumsmärkte und Long-USD waren mit Abstand die am stärksten bedrängten Handelsbereiche, die ich aus den USA mitgenommen habe.“ – bto: Damit will er sagen, dass der Konsens so denkt und es genau deshalb nicht so kommen wird. Er erwartet eher einen billigeren Dollar unter anderem auch wegen des beginnenden Quantitative Tightenings.
- „Die Notenbank ist orientierungslos, und die ‚mangelnde Lenkung‘ bringt die Finanzmärkte völlig aus der Fassung. “ – bto: So ist das eben, wenn man am Ende des Schuldensuperzyklus steht …
- „Die Welt ist gerade einen Schritt näher an die globale Deflation herangerückt, wodurch eine ‚einfachere Geldpolitik‘ anscheinend die Reaktion der Stunde in einer Welt wird, die keine Möglichkeit einer finanzpolitischen Expansion mehr hat.“ – bto: Das ist ziemlich schlecht übersetzt. Ich nehme an, es geht nicht um einfachere Geldpolitik, sondern um Helikopter-Geld.
- „Die Daten für China werden für den Rest des Jahres 2015 überraschend stark anziehen.“ – bto: Das liegt am Handlungsspielraum. Allerdings ist auch eine lange Landung nicht so erfreulich! Schon gar nicht für die Weltwirtschaft.
„Die Welt steht kurz davor, in die Realität zurückzufinden. Ist das der letzte Strohhalm, an den wir uns klammern, bevor wir zur eigentlichen Tagesordnung übergehen – Forderungsausfälle in Kauf nehmen und Reformen einleiten?“ – bto: Darauf können wir noch lange warten.
→ Handelszeitung: „Verwirrung am Markt und das Ende des Superschuldenzyklus“, 9. Oktober 2015