“The greed-fear cycle is alive and kicking”

Es ist so banal: Nach neun Jahren Aufschwung an der Börse ist doch klar, es geht nur weiter. Wer bis jetzt noch nicht verstanden hat, dass die Börsen von den Notenbanken auf immer neue Höhen geführt werden, gestützt von der zusätzlich weltweit starken Konjunktur, der hat nun wahrlich keine Ahnung. Oder?

Schön, dass es immer wieder eigentlich recht banale Erinnerungen gibt, dass dem nicht so ist!

  • “I think there are two bubbles. We have a stock market bubble and we have a bond market bubble,” said former Federal Reserve chairman Alan Greenspan on Bloomberg Television last month, just six days before the Dow Jones index plunged 1,175 points, the largest one-day absolute fall on record. But markets bounced back (…).” bto: Klar, es war doch eine super Kaufgelegenheit, dachten viele!
  • “Markets are back in fairyland again. For many investors, the regret of missing out on what may well be a once-in-a-generation bull market overshadows any anxiety about the next crash. Animal spirits are all too evident.” bto: Natürlich, denn diesmal ist es die größte Blase von allen: die offizielle Notenbankblase!
  • “Nothing seems to deter investors: the Brexit vote, fears of trade wars after the latest wave of tariffs on steel and aluminium by President Donald Trump, two North Korean missiles flying over the Japanese land mass, the debt python constricting the global economy, the rollercoaster ride of the cryptocurrencies, covenant-lite loans, IPOs with no voting rights — the list goes on. For all we know, risk is being stacked up like a wedding cake.” bto: weil wir dazu getrieben werden, auch aus Angst um das Finanzsystem.
  • “Far less attention is being paid to how, behind the euphoria, the current investment regime is being reshaped by (…): the rise of populism, as we enter a new era of beggar-thy-neighbour populist policies; the unwinding of quantitative easing, as the central bank stimulus approaches the point of diminishing return; and the end of deflation, as a synchronised global recovery starts to boost employee earnings and commodity prices.” bto: Das mit der Inflation müssen wir noch sehen, aber es stimmt. Wir erleben eine Zeitenwende in einem Eiszeit-Umfeld.
  • “(…) investors continue to engage in crowded convictionless trades, despite red flags. Psychological biases that make investors act in ways contrary to their best interest are at work.” bto: Und diese Biases sind weit verbreitet.
  • “The first one is recency bias: uncritically projecting the here and now into the future. Quantitative easing has provided an epic joyride, such that many investors now believe that central banks may well continue to control volatility and keep a floor under asset prices, no matter what they say in public.” bto: Ja, das ist das, was man von überallher hört.
  • “(…) bandwagon effect: doing things because others are doing them. This faith in the wisdom of the crowd ignores Warren Buffett’s famous advice: be greedy when others are fearful and fearful when others are greedy.” bto: Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer das fällt!
  • “(…) confirmation bias: consciously searching for information that confirms investors’ points of view, while tuning out contrary opinions.” bto. Das kann man mir natürlich auch vorwerfen. Nicht zu unrecht bearbeite ich die Themen auf bto!
  • “Investing is as much about emotion as reason. The scale was predicted to tip towards reason, after investors were put through the ringer by two punishing bear markets in the short span of seven years in the last decade. But the age-old greed-fear cycle is as alive as ever. One lesson we learn from history is that investors don’t learn from history.” bto: So ist es. Ich denke aber, der nächste Sturm wird so verheerend, dass er Jahrzehnte prägend wirkt.

FT (Anmeldung erforderlich): “The greed-fear cycle is alive and kicking”, 16. März 2018

Kommentare (7) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Georg
    Georg sagte:

    Ein wichtiger Punkt, warum die nächste Krise alle anderen in den Schatten stellen wird, wurde an einem anderen Punkt auch schon genannt: Demographie. Wir werden in den nächsten Jahrzehnten in den meisten Volkswirtschaften wenig wachsende bis schrumpfende Bevölkerungszahlen sehen – insbesondere Deutschland wird davon betroffen sein. Wenn die Blasen (Aktien, Immobilien, Anleihen…) platzen, wird in vielen Bereichen, e.g. Immobilien die Nachfrage schwächer sein als in der Vergangenheit. Das wird zu Wertverlusten führen und eine Kettenreaktion in Gang setzen.

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  2. Wolfgang Selig
    Wolfgang Selig sagte:

    Der nächste Sturm kann wohl noch am ehesten mit dem von 1929 verglichen werden und wird daher sicher mehrere Jahrzehnte wirken. Ich denke sogar, dass er über 1929 hinausgehen wird, da dieses Mal die Notenbanken ganz tief mit verstrickt sind und die Geschwindigkeit der Ansteckung technologisch bedingt weltweit deutlich schneller sein wird. Außerdem stehen so viele politische Umwälzungen vor uns wie schon lange nicht mehr. Der Osten hat sich zuletzt 1989 massiv geändert, der Westen abgesehen vom Brexit sogar seit den 40ern nicht mehr komplett. Das kocht mit der Krise hoch. Weder EU noch WTO noch NATO haben eine Überlebensgarantie, von untergeordneten Regeln wie Schengen ganz zu schweigen. Und ganz schwierig wird es für Staaten, deren Sicherheit amerikanische Streitkräfte garantieren müssen, weil sie es aus inneren oder äußeren Gründen selbst nicht können: Südkorea, Taiwan, Saudi-Arabien, VAE, Irak, u.ä. Wenn den USA Geld und Lust ausgehen, Weltpolizist zu spielen, müssen sich die diese Länder etwas einfallen lassen. Ein Donald Trump in einer massiven Wirtschaftskrise würde sich noch ganz andere Sachen einfallen lassen als zur Zeit. Denn wenn das reale Militärbudget der USA gezwungenermaßen schrumpfen muss, verschiebt sich alles.

    Antworten
    • SB
      SB sagte:

      @Wolfgang Selig:

      “Der Osten hat sich zuletzt 1989 massiv geändert, der Westen abgesehen vom Brexit sogar seit den 40ern nicht mehr komplett.”

      Meiner Ansicht nach, hat sich der Westen seit 1989 komplett gewandelt. Er ist politisch (fast) schon das, was der “alte Osten” war. Die Bürgerinnen und Bürger dürfen aber immerhin (auf Pump) konsumieren und reisen. Viel mehr ist vom “alten Westen” nicht übrig geblieben.

      “Und ganz schwierig wird es für Staaten, deren Sicherheit amerikanische Streitkräfte garantieren müssen, weil sie es aus inneren oder äußeren Gründen selbst nicht können:…”

      Wie ist es in dieser Hinsicht um Deutschland bestellt?

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    • Johannes
      Johannes sagte:

      @WS: Ich denke ähnlich wie Sie und ich habe die Befürchtung, dass neben dem wirtschaftlichen Kollaps, der soziale Kollaps stärker als alles bisher dagewesene ausfallen wird. Zumal sich am Horizont abzeichnet, dass die UN mit einem neuen Migrationspakt das Problem verschärfen werden.

      https://www.tichyseinblick.de/meinungen/un-wollen-global-arbeitsmigranten-verschieben/

      “Er beginnt mit der pauschalen Behauptung, Migration sei „ein Motor des Wirtschaftswachstums, der Innovation und der nachhaltigen Entwicklung.“ Dies sei insbesondere in den Zielländern der Migranten inzwischen leider aus dem Blickfeld geraten. Dort werde Migration im öffentlichen Bewusstsein überwiegend als Risiko oder gar Bedrohung wahrgenommen. Es sei daher höchste Zeit, dies zu ändern, indem man sich verstärkt darauf konzentriert, „den Nutzen von Migration zu maximieren, anstatt sich obsessiv mit der Minimierung der Risiken zu befassen.“ Um dies zu erreichen, seien zusätzliche reguläre (legale) Wege der Migration zu schaffen, „die den Realitäten von Arbeitsangebot und –nachfrage entsprechen.“ Dabei sei stets die Verpflichtung zur Achtung des Völkerrechts und der Menschenrechte zu beachten. Die Zielländer und deren Bürger hätten zwar auch „berechtigte Gründe, sichere Grenzen zu verlangen und darüber zu entscheiden, wer ihr Hoheitsgebiet betreten und darin bleiben darf.“ Eine darauf ausgerichtete Politik sei jedoch kontraproduktiv und erhöhe „die Verwundbarkeit der Migranten.“”

      Wir haben hier auf bto schon lang und breit diskutiert, dass die wirtschaftliche Produktivtät das A und O einer jeden Wirtschaft und ihres Erfolges sind. Wir brauchen in Deutschland (und sicher auch nicht in anderen europäischen Ländern) nicht mehr “billige” Arbeiter sondern qualifizierte. Und unsere bisherigen Erfahrungen seit 2015 zeigen, dass diese Menschen mehrheitlich nicht kommen….

      Die USA haben sich diesem Ansinnen übrigens verweigert – man könnte fast ein wenig neidig werden.

      Antworten
      • Thomas
        Thomas sagte:

        Interessanterweise nicht nur die USA, sondern auch andere große Einwanderungsländer wie Kanada oder Australien. Aber diese wissen vermutlich einfach nicht, wie man Einwanderung richtig gestaltet.

        Die Irrationalität ist erstaunlich.

        Vielleicht sollte man als ehemaliger Auswanderungskontinent eher gucken, wie die Zielländer es machen, das kopieren und nicht selber neue Regeln aufstellen. Könnte sonst sein, dass sich wieder bestimmte große Zahlen der eigenen Leute in großer Zahl auf den Weg machen und auswandern.

      • Johannes
        Johannes sagte:

        Und nun ist es auch im Spiegel zu lesen ;-)

        “Die Studie zeigt allerdings auch, dass der technologische Wandel dennoch zu großen Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt führt. Die Jobs, die neu entstehen, stellen in der Regel deutlich höhere Anforderungen an die Arbeitskräfte. Der verstärkte Einsatz von “Industrie 3.0 und 4.0″-Systemen hat von 2011 bis 2016 dazu geführt, dass vor allem Jobs weggefallen sind, die stark durch wiederkehrende Routine-Tätigkeiten geprägt sind. Ein Beispiel dafür ist etwa der Ersatz menschlicher Arbeitskraft beim Zusammenbau schwerer Maschinen durch Industrieroboter.”

        http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/arbeitsmarkt-regierungsgutachten-rechnet-mit-job-gewinnen-durch-roboter-a-1200538.html

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