Euro/CHF wieder bei 1.20? ‒ Gold becomes the ultimate hedge ‒ Equities Will Be Devastated
Freitags bringe ich immer gerne einen Blick auf die Finanzmärkte als Gedankenanstoß für das Wochenende. Heute mit zwei kleinen Beobachtungen. Zunächst die Frage nach dem Schweizer Franken. Seit der Freigabe des Wechselkurses hat dieser deutlich hinzu gewonnen. Die Frage ist, wie geht es weiter. Niemand kann Wechselkurse ernsthaft vorhersagen. Einen Interessanten Blick auf die Fragestellung habe ich bei John Hussman gefunden. In seinem Kommentar schaut er auf die Wechselkursrelationen von US-Dollar, Euro und Schweizer Franken. Aus seiner Sicht hat der Franken seit der Freigabe den richtigen Kurs zum Dollar gefunden. Jedoch der Euro nicht. Diesem gegenüber bliebe der Dollar wie gegenüber den meisten Währungen deutlich überbewertet. Schlussfolgerung: Der Franken könnte, sobald der Dollar schwächer wird, auch gegenüber dem Euro wieder an Wert verlieren. Immerhin bis auf 1,20, also den bisherigen von der SNB verteidigten Kurs. Ob es so kommt? Ich weiß es nicht. Eine Korrektur im Dollar erwarte ich hingegen schon.
→ Hussman Funds: QE and the ECB: “Authorize” is a Slippery Word, 19. Januar 2015
Noch interessanter finde ich, dass sich die FT für den Kauf von Gold ausspricht. Normalerweise ist die FT, was Gold betrifft, skeptisch: unproduktiv, keine Verzinsung. Doch nun ganz andere Gedanken:
- Eigentlich gibt es für Gold keine Rolle, seitdem es Staatsanleihen mit Inflationsindex gib. (bto: Das habe ich immer als völlig lächerlich empfunden! Zum einen kann der Staat die Inflation manipulieren und zum anderen ist Inflation nicht die einzige Gefahr für Vermögen.)
- Wer zum Höhepunkt des Goldpreises 1980 gekauft hat, verlor real gerechnet 80 Prozent seines Vermögens in den nachfolgenden 20 Jahren.
- Gold reagiert nicht mehr auf geopolitische Krisen. Es ist also keine Versicherung mehr.
- Auf der anderen Seite ist Gold “niemals pleite” gegangen. Es hat immer einen Wert gehabt und wird deshalb in unserem Leben immer einen Wert haben.
- Der Bestand an Gold ist relativ stabil und pro Jahr kommt nur wenig dazu.
- Damit ist Gold unabhängig vom Wirtschaftszyklus und eine gute Diversifikation im Portfolio.
- Gerade in Zeiten der Deflation gewinnt Gold an Attraktivität: Eigentlich wäre Cash das beste Investment, aber da Zentralbanken in einen Währungskrieg einsteigen und mit negativen Zinsen arbeiten, ist Cash nicht mehr so gut.
- Auch Anleihen (bto: von soliden Schuldnern, die auch in deflationären Zeiten bezahlen können!) wären eine Alternative, doch auch diese weisen in vielen Ländern schon negative Zinsen auf. Sollten die Zinsen wieder steigen, käme es zudem zu großen Verlusten.
- Bei negativen Zinsen sind die Opportunitätskosten für Gold nicht mehr gegeben, vor allem wenn die Alternativen teuer und unattraktiv sind.
- Wichtiger: Es ist eine Versicherung gegen Fehler der Notenbanken und “monetary disfunction”. Und wenn die letzten Jahre etwas gezeigt haben, dann, dass die Notenbanken wenig verstehen, wie die Wirtschaft in der “Nachkrisenzeit” funktioniert. (bto: Müßig zu erwähnen, dass m. E. die Krise noch lange nicht vorbei ist.)
Fazit: Trotz aller Risiken ist Gold eine der weniger schlechten Optionen in der heutigen Welt.
→ FT (Anmeldung erforderlich): Lenin’s despised gold becomes the ultimate hedge, 25. Januar 2015
Angesichts der Unsicherheit an den Börsen sicherlich zu Recht. Ich selber denke zwar, dass Qualitätsaktien in jedes Portfolio gehören und gute Unternehmen in jedem Szenario ein gutes Investment sind. Dies bedeutet jedoch nicht, dass man mit ihnen nicht Geld verlieren kann. Der Sturz der Microsoft-Aktie um rund zehn Prozent an einem Tag ist hier eine gute Warnung. Drastischer fällte die Warnung des Hedgefund-Managers Crispin Odey (immerhin 12 Milliarden verwaltetes Vermögen) aus: Er sieht schwarz für die Weltwirtschaft und die Aktienmärkte. Allen Bemühungen der Zentralbanken zum Trotz wird man sich an den kommenden Abschwung noch in 100 Jahren erinnern. Noch sieht man die Entwicklung des Schweizer Frankens als Ausnahme. Ebenso den Ölpreis. Sie sind aber Bestandteile desselben Bildes. Die Geldpolitik hat die Munition verschossen. Im nächsten Abschwung kommt die Pleitewelle. Es ist eine so gute Zeit “short” zu sein, wie zuletzt 2007.