Die Geld­illusion der Deutschen

Wir wissen, dass die Deutschen das Geld falsch anlegen und sich damit noch ärmer machen. Die WELT erinnert dennoch:

  • „Auf dem Papier ist Deutschland so reich wie nie zuvor. Gerade auch das Geldvermögen (ohne Immobilien, Autos oder Kunst) erscheint mit 7254 Milliarden Euro riesig. Doch in den vergangenen Jahren schreitet der Kaufkraftverlust unseres Geldes schneller voran, als die Bundesbürger durch Sparen und Investieren neues Vermögen aufbauen.“ – bto. Es ergeht uns wie den Eichhörnchen. Wir sparen unter dem Kopfkissen und werden systematisch ärmer.
  • „Bereinigt man das Vermögen der Deutschen um diese Geldillusion, mutet der Reichtum weniger imposant an. In der Kaufkraft des Jahres 1999 haben die Bundesbürger lediglich 4742 Milliarden Euro auf der hohen Kante (…). Die Diskrepanz von 2,5 Billionen (also rund 2500 Milliarden) Euro ist praktisch die Geldillusion.“
  • „Das Jahr 1999 bietet sich deshalb als Bezugspunkt an, weil die Deutsche Bundesbank hier die Vermögensstatistik beginnen lässt. Außerdem ist 1999 die Geburtsstunde des Euro als Buchgeld, die Banknoten und Münzen wurden erst 2002 eingeführt.“ – bto: Das ist ein guter Startpunkt, denn es ist das Ende der geldpolitischen Autonomie im Land.
  • „Das Gros der Kaufkraftverluste ist in den zurückliegenden zwei Jahren entstanden. (…) Seit Mitte 2020 (dem ersten Pandemie-Sommer) haben die Bundesbürger wie in den Jahren und Jahrzehnten zuvor weiter eifrig Geld aufs Konto gepackt oder in Form von Scheinen gehortet: Insgesamt war ihr Vermögen in Form von Bankeinlagen und Bargeld bis Ende 2022 um 370 Milliarden Euro angeschwollen, rechnerisch also um 4400 Euro je Einwohner.“ – bto: Das klingt zunächst gut, war es auch eine Folge des Zwangssparens in der Pandemie.
  • „In der realen Betrachtung – nach Abzug der Inflation –, war der imposante Betrag von zuletzt 3114 Milliarden auf Konten und Schubladen kaum mehr wert als die 2744 Euro vom Sommer 2020.“ – bto: Das ist eben eine Folge der Dummheit der Bürger, wenn es um das Thema Geldanlage geht.
  • „Ende 2022 entfielen ganze 43 Prozent des Geldvermögens auf Bargeld und Einlagen. Private Renten- und Lebensversicherungen standen für rund ein Drittel des Geldvermögens (31 Prozent). Auch diese Anlageklasse warf in der langen Zeit der Niedrigzinsen deutlich weniger ab, als die Geldentwertung an Kaufkraft auffraß, was viele Versicherungskunden auf ihren Standmitteilungen schwarz auf weiß nachlesen können.“ – bto: Das trifft überwiegend die Bürger mit kleinem bis mittleren Einkommen.
  • „Laut einer Erhebung (…) liegen 30,9 Prozent als Bargeld und Sichteinlagen auf dem Girokonto unverzinst herum. Weitere zwölf Prozent sind als Spareinlagen bei Banken deponiert, deren Ziel primär nominaler Vermögenserhalt bei höchster Sicherheit sowie bei Tagesgeld die tägliche Verfügbarkeit ist.“ – bto: Es ist ein Verarmungsprogramm erster Güte.
  • „Realer Werterhalt jedoch sei vor allem mit Immobilien möglich. Aber auch Edelmetalle, Aktien und Investmentfonds könnten langfristig zum Vermögensaufbau beitragen. Zwar haben 2022 die meisten Aktien und Investmentfonds an Wert verloren, langfristig haben Börsenpapiere (gerade wenn sie zu einem gemischten ‚Korb‘ zusammengestellt wurden) deutlich besser entwickelt als die Inflation.“

welt.de: “Deutschlands Reichtums-Illusion fliegt jetzt auf”, 29. Juni 2023