Die EZB sollte von Japan lernen
Bei dem Titel wurde ich sofort neugierig. Japan gilt gemeinhin ja nicht als das Vorbild in der Bekämpfung von Überschuldungskrisen, und Abenomics ist eher der verzweifelte Versuch, den Konkurs doch noch abzuwenden. Doch das Vorbild ist hier nicht Japan seit 1990, sondern Japan in den 1930er-Jahren:
“Ab 1931 drückten einige Notenbanken ihre Währung, taten aber wenig, um Bilanz und Geldangebot auszuweiten. Die niedrigeren Wechselkurse erhöhten den Druck auf ihre Handelspartner. Weil die Kreditbedingungen im Inland straff blieben, zogen diese Länder eher Kapital an, als es ins Ausland zu leiten. Eine für ihre Nachbarn ruinöse Strategie. Doch es gab auch Ausnahmen, und die herausragendste war – Japan. Unter seinem proto-keynesianisch gesinnten Finanzminister Korekiyo Takahashi senkte es nicht nur aggressiv den Yen-Wechselkurs, sondern vergrößerte ebenso massiv das Kredit- und Geldangebot. Anders als andere Länder, die ihre Währung ebenfalls abwerteten, agierte es deshalb nicht als Magnet für Kapitalzuflüsse. Seine Politik hatte keine Beggar-thy-Neighbor-Effekte auf die übrige Welt. Nicht von ungefähr war es auch diese Politik, der das Ende der Deflation und der Anstoß zu Japans Erholung von der Großen Depression zu verdanken waren.”
Der Autor meint also, dass es zu keinem Wärungskrieg kommt, wenn alle gleichzeitig massiv Geld drucken. Mich überzeugt es aber dennoch nicht. Denn zuvor betont der Autor: “Eine schwächere Währung ist genau, was Japan braucht, um sich aus der Deflationsfalle zu befreien. Ein schwächerer Yen bedeutet höhere Importpreise, was wiederum inländische Waren und Dienstleistungen verteuert. Ohne fallende Preise im Inland sind die japanischen Verbraucher weniger geneigt, Anschaffungen hinauszuschieben. Und da die japanischen Waren auf dem internationalen Markt an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen, werden auch die Exporte Japans angekurbelt – ein Anreiz für die Unternehmen, in Kapazitätsausweitungen zu investieren. Für Japan, das seit über einem Jahrzehnt in der Deflation gefangen bleibt, ist eine schwächere Währung das Erfolgsrezept.”
Und damit sind wir dann doch beim Abwertungswettlauf. Und wenn alle eine schwache Währung haben wollen, bleibt nur noch die viele neue Liquidität von den Maßnahmen übrig.