Deutschland – zu spät?

Rahim Taghizadegan war in meinem Podcast zu Gast → Alle werden zu Spekulanten und zum Thema Kryptowährungen → Krypto als Spitze der Spekulation?

Sehr hörenswert!

In der FINANZ und WIRTSCHAFT macht er sich Gedanken über Deutschland. Angesichts der (zunehmenden) Ehrerbietungen für Frau Merkel – gerade gestern hat sich auf LinkedIn ein sehr angesehener CEO eines deutschen Unternehmens so geäussert – lohnt es sich daran zu erinnern, wie wir in den letzten 16 Jahren abgewirtschaftet wurden. Das Märchen vom reichen Land beschreibt es, der Traum von einem Land versucht ein Sanierungskonzept aufzuzeigen, welches wohl kaum Chance auf Verwirklichung hat. Deshalb hier die andere Stimme: :

  • Die Aussichten der nahenden Bundestagswahl drängen deutsche Mittelständler zu Fluchtplänen. Grün-rot-dunkelrot weckt Ängste, noch mehr für Weltrettungspläne ausgenommen zu werden. Handelt es sich um unsoziale Ängste der Wutbürger? Gibt es tatsächliche Hinweise auf bestehende oder drohende Abwanderung von Unternehmern?” – bto: So beginnt er seine Ausführungen. Ich muss ihm zustimmen. Noch nie war so viel über Flucht und Auswanderung die Rede wie vor der Wahl. Das hat sich, nachdem RGR vom Tisch ist (etwas) gelegt.
  • “Einer der deutlichsten Indikatoren für Unternehmerabwanderung in diesem Jahr ist selbst wiederum ein wesentlich gewichtigerer Anlassfall, Fluchtpläne zu wälzen, als der mögliche Wahlausgang. Es handelt sich um die dramatische Verschärfung der ohnehin bereits vergleichsweise scharfen Wegzugsbesteuerung, die ab 1.1.2022 gelten wird. Damit bleibt nicht mehr viel Zeit für Deutsche mit Unternehmensbeteiligungen, dem Damoklesschwert hoher Ablasszahlungen zu entgehen. Alle, die sieben Jahre in Deutschland verbracht haben, werden damit wesentlich schlechter behandelt als Neuankömmlinge oder vorübergehende Gäste. Das Verlassen des Landes wird dann wie eine Unternehmensveräusserung betrachtet, die bisherige Steuerstundung auf unbeschränkte Zeit bei Verbleib in der Europäischen Union fällt weg.” – bto: Und das ist kein Zufall. Es geht darum, die Finanzierung des Staates zu sichern.
  • “Gäbe es diese Abwanderung nicht, wäre weder diese Verschärfung noch die an den Tag gelegte Eile in der Umsetzung erklärbar. Pro Jahr verlassen etwa 220’000 bis 300’000 Deutsche das Land (neben bis zu einer Million Nicht-Deutschen), netto verliert dadurch Deutschland pro Jahr etwa 50’000 Spitzenkräfte, die nicht wieder zurückkehren. Zahlen über Unternehmer liegen leider nicht vor, Berichte über steigende Zahlen abwandernder Millionäre sind schwer zu verifizieren – zumal insgesamt die Zahl der Millionäre durch die Vermögenswertinflation im Steigen begriffen ist.” – bto: wobei wir bei Letzterem nicht groß dabei sind wegen der geringen Aktien- und Immobilienquote.
  • “Noch immer gilt Deutschland als eines der begehrtesten Zielländer für Zuwanderer. Doch die Traumdestination Deutschland steht nicht im Widerspruch zum Abwanderungsland für Spitzenkräfte, diese Ströme in gegensätzliche Richtungen korrelieren. Die Zuwanderung in die Sozialsysteme bei schwindendem Sicherheitsgefühl durch Negativauswahl bei der Migration mag einer der Gründe sein, der bei deutschen Mittelständlern die Kosten-Nutzen-Rechnung zulasten der Heimat ausgehen lässt. Negativauswahl bedeutet vergleichsweise hohe Schwierigkeit bei der Einreise von Zuwanderern mit nützlichen Fertigkeiten und kultureller Kompatibilität, während Lügen über Identität und Fluchtgründe Aufenthaltsstatus plus finanzielle Unterstützung ermöglichen.”bto: Das hat er sehr schön formuliert.
  • “Eine empathische Betrachtung findet eine Fülle von subjektiv empfundenen Veränderungen, die für bürgerliche Deutsche in dieselbe Waagschale fallen. Das Profil der grünen Kanzlerkandidatin, die vor nicht allzu langer Zeit wohl für die Persiflage einer Spasspartei gehalten worden wäre, ist eines jener Symptome einer Trendwende, die im Einzelnen unbedeutend erscheinen, doch in Summe Hoffnungslosigkeit wecken. Auch wenn die Dominanz von politischen Funktionären, die in ihren Blasen bislang jeder Berührung mit der Wirklichkeit abseits ideologischer Wunschvorstellungen und leerer Phrasen erfolgreich aus dem Weg gingen, ein schon länger andauernder Prozess ist.” – bto: Was soll ich da kommentieren? Einfach Spot on!
  • “Es wird aber, besonders von der Politik, unterschätzt, ein wie grosser Teil dieser Standortfaktoren Folge angesammelten Kapitals ist, vor allem unsichtbaren sozialen Kapitals. Die hohe Produktivität deutscher Unternehmen liegt auch an den hervorragenden Mitarbeitern. Mehrere Entwicklungen zeigen hier eine deutlich negative Tendenz: demografischer Schwund, Diskrepanz zwischen Arbeitsmarkt und Zuwanderung, Abnahme naturwissenschaftlicher und technischer Fertigkeiten, steigende Anspruchshaltung und sinkende Leistungsbereitschaft junger Arbeitnehmer – um nur die wichtigsten zu nennen.” – bto: Auch das ist eine sehr zutreffende Analyse und Beschreibung, wird aber leider nicht in der Öffentlichkeit wahrgenommen.
  • “Ein Schweizer Unternehmer, der viele Tausend Mitarbeiter beschäftigt und einige Werke in Deutschland betreibt, bemerkte im persönlichen Gespräch, seine weltweit besten und schlechtesten Mitarbeiter seien Deutsche. Jede weitere schlechte Überraschung fällt in die Waagschale, die schon voll beladen mit schwerfälligen Arbeitsgesetzen und höchsten Lohnnebenkosten ist.” – bto: Vermutlich sind die besten im Schnitt älter und die schlechtesten im Schnitt jünger.
  • “Sobald Mitarbeiter erkennen, dass sie ihre Arbeit auch als permanente Touristen durchführen könnten, dabei aber netto das bis zu Dreifache bleibt, könnten Fluchtinstinkte geweckt werden. Viele der abwandernden Unternehmer sind durch die völlig unzeitgemässe Gesetzeslage zur Selbständigkeit gedrängte ehemalige Angestellte.” – bto: Vor allem sind andere Staaten viel offener für qualifizierte Zuwanderer!
  • “Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten. Republiksfluchtsteuer, Anfeindung Andersdenkender und die zunehmenden Forderungen nach Globalbesteuerung dürfen aber als Warnsignale betrachtet werden. Die Schweiz wird im Wettbewerb um Spitzenkräfte weiter profitieren, als Einäugige unter Blinden.” – bto: Ja, so ist es.

fuw.ch: „Deutschland – Zuflucht oder Flucht”, 24. September 2021