„A fancy union card for control over the world economy“
Mal ein nachdenklicher Artikel in der FT, zudem einer mit einer erneut kritischen Sicht auf das Herzstück der heutigen Wirtschaftspolitik – man könnte auch sagen dem einzigen noch funktionierenden Element, der Notenpresse. Dabei beginnt der Artikel mit einem schönen Zitat:
„The Soviet economy is proof that
contrary to what many sceptics had
earlier believed, a socialist command economy can function and even thrive.“
Economics, Paul Samuelson and William Nordhaus, 13th edition, 1989
Natürlich ist es gemein, ausgerechnet die Ausgabe von 1989 zu nehmen, es stand bestimmt auch schon in früheren Ausgaben. Doch nun zur wahren Volte des Kommentars:
- Es braucht zwölf Gewerkschafter, um eine Glühbirne einzusetzen (Gewerkschaftswitz) und es ist sicherlich kein Zufall, dass die Fed ebenfalls zwölf Mitglieder an Bord hat. Diese gehören alle dem „DSGE-Kartell“ an.
- Wikipedia: „DSGE (engl. dynamic stochastic general equilibrium) ist ein Sammelbegriff für dynamische stochastische allgemeine Gleichgewichtsmodelle. Hierzu gehören sowohl New Classical Models als auch New Keynesian Models. DSGE-Modelle gehören mittlerweile zum Standardansatz bei makroökonomischen Analysen. DSGE-Modelle weisen oft eine vollständige Mikrofundierung auf. Das heißt, sie beinhalten das intertemporale Optimierungskonzept von Haushalten und Unternehmen. Außerdem betonen sie das Konzept des allgemeinen Gleichgewichts.“
- Im Unterschied zu normalen Gewerkschaften wie der IG Metall geht es nicht um bessere Löhne und Arbeitsbedingungen in einer bestimmten Branche, sondern um die Kontrolle der Weltwirtschaft. Die Tatsache, dass das Modell in den letzten Jahren gescheitert ist, hat daran nichts geändert. Im Gegenteil, es hat den Einfluss sogar verstärkt.
- Die Details des Modells sind den nicht Eingeweihten der Zentralbanken nicht bekannt und soweit bekannt, versagt das bei der Vorhersage von Entwicklungen oder als Erklärungsansatz für echte wirtschaftliche Phänomene. – bto: Also, es ist völlig nutzlos.
- Dennoch betonen die Notenbanken den Wert des DSGE als „Policy Tool“, um Zinsen und Wertpapierkäufe zu begründen. Dass niemand Außenstehender das nachvollziehen kann, juckt sie herzlich wenig.
- Jetzt könnt man das als ziemliche Monokultur brandmarken. Das ist es aber natürlich nicht. Denn man kann mit alternativen Modellen kommen, diese müssen dann allerdings eine „Peer Review“ durchlaufen, das heißt, die Vertreter der DSGE-Schule müssen diese alternativen Modelle bewerten und für gut befinden. – bto: wie wahrscheinlich das ist? Ziemlich unwahrscheinlich!
- Die FT stört dabei nicht nur, dass die DSGE-Schule die gesetzten Ziele nicht erreicht hat. Es hat den Zustand sogar verschlechtert, das völlige Ausblenden der Finanzmärkte und der daraus resultierenden Krisen etwa.
- Die aus dem Modell abgeleitete Politik braucht immer größere Blasen an den Finanzmärkten und immer tiefere Zinsen, um zu funktionieren.
- So denken immer mehr, dass der Gleichgewichtszins negativ sein muss. Doch wie kann eine kapitalistische Wirtschaft mit dauerhaften Negativzinsen funktionieren? Klingt eher nach dem Sieg des Kommunismus.
- Was dann kommt, ist die staatliche Allokation der Ressourcen. – bto: Das wird ja bereits gefordert: Banken verstaatlichen und dann gelenkte Kreditvergabe (Münchau schon vor zwei Jahren).
Problem: Selbst wenn Janet Yellen morgen abtritt, ändert das nichts. Es käme wieder einer von der DSGE-Gewerkschaft an die Macht.