Weder Trump noch Harris werden die Inflation besiegen
Die Chancen stehen gut, dass im kommenden Jahr nicht Donald Trump, sondern Kamala Harris im Weißen Haus residiert. Wirtschaftspolitisch wäre das eine gute Nachricht für Deutschland, bestünde doch die Hoffnung, dass Harris nicht zum großen protektionistischen Rundumschlag ansetzt.
Dennoch sollte sich die deutsche Wirtschaft nicht zu große Illusionen machen: Auch unter Harris werden die USA ihre Re-Industrialisierungspolitik, die unter Joe Biden mit dem irreführenden Titel des „Inflation Reduction Act“ begonnen wurde, konsequent umsetzen und damit Unternehmen anlocken.
Kamala Harris dürfte im Unterschied zu Donald Trump auf einen aktiven Staat setzen. Im Raum stehen umfangreiche Preiskontrollen, um zu verhindern, dass Unternehmen aus reiner Profitgier die Preise erhöhen. Zweifelsohne ist eine solche Positionierung gegen Preistreiberei politisch klug, schließlich sind die gestiegenen Preise ein Hauptgrund dafür, dass die Zustimmung zur amtierenden Regierung trotz der guten Wirtschaftslage verhalten ist.
Ökonomisch ist ein solcher Eingriff aber kritischer zu sehen. Denn der Wettbewerb sorgt bei funktionierenden Märkten dafür, dass übermäßige Preiserhöhungen nicht dauerhaft sind.
Will man eine allgemeine Inflation bremsen, muss das Vorhaben scheitern, wie Präsident Richard Nixon in den 1970er-Jahren feststellen musste. Nur durch eine deutliche Dämpfung der Nachfrage – oder Ausweitung des Angebots – geht die Inflation in einer solchen Situation zurück.
Da die Inflation auch in den USA bereits sinkt, ist es gut möglich, dass eine Präsidentin Harris gar nichts mehr in diese Richtung unternehmen muss. Ohnehin würde sie, wie auch ihr Konkurrent Trump, am entscheidenden Hebel zur Bekämpfung der Inflation nicht ansetzen: dem ausufernden Defizit des amerikanischen Staates.
Das Staatsdefizit der USA liegt bei rund sieben Prozent seiner Jahreswirtschaftsleistung. Es dürfte bei Umsetzung der Programme der Präsidentschaftskandidaten weiter anwachsen.
Die amerikanische Politik geht davon aus, dass es auch weiterhin kein Problem sein wird, sich beliebig höher zu verschulden. Dabei sinkt die Nachfrage nach US-Staatsanleihen aus dem Ausland seit Jahren. Es ist abzusehen, dass die US-Notenbank eine immer wichtigere Rolle bei der Finanzierung des Staates spielen muss.
So gesehen erscheint der kürzlich erzielte Rekordpreis von Gold von über 2500 Dollar je Feinunze in einem anderen Licht. Er könnte eine Folge davon sein, dass mehr Investoren sich auf Zeiten hoher Inflation einstellen, weil sie davon ausgehen, dass nur durch Geldentwertung die Zahlungsfähigkeit der USA auch bei ausufernden Staatsdefiziten allzeit gewährleistet bleibt.
Wer Gold gekauft hat, als vor 50 Jahren zum letzten Mal Preiskontrollen in den USA ein Thema waren, ist damit noch viel besser gefahren als mit Aktien. In Gold gerechnet notiert der amerikanische Aktienindex S&P 500 auf demselben Stand wie damals.