Plötzlich 200 Milliarden Euro Defizit: Das Fracking-Tabu muss endlich fallen
Die Handelsbilanz der Euro-Zone hat sich historisch gedreht. Aus einem Überschuss von über 200 Milliarden Euro in den zwölf Monaten bis August 2021 ist nur ein Jahr später ein Defizit von mehr als 200 Milliarden Euro geworden. Von den früher Jahr für Jahr erzielten hohen Überschüssen Deutschlands ist kaum etwas geblieben.
Grund für diesen massiven Umschwung sind neben einer schwächeren Weltkonjunktur vor allem die stark gestiegenen Energiepreise. Statt wie noch 2020 rund zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Energie auszugeben, liegt der Anteil heute bei zehn Prozent.
Da wir den Großteil unserer Energie importieren, ist klar, dass dadurch viel Kaufkraft ins Ausland abfließt, nicht selten in autokratische Staaten und in erheblichem Teil nach Russland. Ein deutlicher Einbruch der Wirtschaft ist unvermeidlich.
Dieser Preisanstieg trifft auch andere Länder, aber nicht immer im gleichen Ausmaß, was zu einer deutlichen Veränderung der Wettbewerbsbedingungen zulasten Deutschlands führt. Das wird nur teilweise durch den schwachen Euro kompensiert. Nötig ist daher nicht nur die vorübergehende Übernahme eines Teils der Mehrkosten für Energie durch den Steuerzahler, sondern die Rettung der Grundfesten unseres Wohlstands.
„Freiheitsenergien“ nennt Finanzminister Christian Lindner Wind- und Solarkraft. Sie sind für die Bundesregierung die Lösung. Das ist eine Annahme, die ebenso naiv wie teuer ist. Die Ausbauziele sind schon jetzt nicht mehr zu schaffen, und eine preissenkende Wirkung tritt so lange nicht ein, wie die Speicherfrage nicht gelöst ist.
Höchste Zeit also, heimische Energieträger zu mobilisieren. Neben den noch funktionsfähigen sechs Kernkraftwerken, die für mindestens fünf Jahre wieder ans Netz sollten, geht es hierbei um Fracking.
Bereits vor Jahren hat die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) das Schiefergaspotenzial in Deutschland auf 1000 Milliarden Kubikmeter beziffert. Eine Menge, die für zehn Jahre unseren Gasbedarf vollständig deckt.
Ohne Import von Energie geht es nicht
Zeit genug, um entweder die „Freiheitsenergien“ zu etablieren oder – was wahrscheinlicher ist – anzuerkennen, dass es ohne den Import von Energie nicht geht, und günstige Quellen zu erschließen.
Aber Fracking sei doch mit Gefahren verbunden, heißt es. Mit moderner Technologie sind die Risiken für das Grundwasser oder Erdbeben minimal, stellte die Expertenkommission Fracking letztes Jahr fest. Gleichzeitig schont Fracking in Deutschland das Klima, wird das Gas dann nicht in Schiffen um die Welt transportiert, und das Risiko von Methanlecks an den Pipelines entfällt.
Professor Hans-Joachim Kümpel, Geophysiker und langjähriger Präsident der BGR, betont, dass „Fracking bei sachgerechter Anwendung eine nützliche und beherrschbare Technologie ist“, und stellt nicht zu Unrecht fest, dass es sich „um ein kompliziertes Thema handelt, bei dem man besser auf die Experten hört als auf Aktivisten“. Im heutigen Umfeld gilt das erst recht.