From Bail-Out To Bail-In: Mandatory Debt Restructuring Of Systemic Financial Institutions

In einer Welt mit zu vielen Schulden stellt sich naturgemäß die Frage, wie man diese möglichst geräuscharm auf ein erträgliches Niveau zurückführt. Verschiedentlich habe ich die theoretischen Ansatzpunkte diskutiert. Die angenehmen Wege scheinen nicht mehr gangbar. Umso mehr gewinnen die Alternativen in der Diskussion an Bedeutung.

Der IWF übernimmt dabei neben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich die Rolle des Ideengebers. Schon vor einigen Wochen habe ich die Überlegungen des IWF, über einmalige Vermögensabgaben den Schuldenüberhang zu beseitigen, besprochen. Die Idee fand dann auch in den Medien heftigen Widerhall. Bereits im letzten Jahr hatte der Fonds mit Blick auf den Finanzsektor die Restrukturierung von Banken durch Beteiligung von Aktionären und Anleihengläubigern beleuchtet und kam zu dem Schluss, dass es sich dabei um einen durchaus gangbaren und ohne breite Panik organisierbaren Weg handelt. Zypern war dann der erste Feldversuch.
Doch was ist zu bevorzugen? Die Beteiligung der Bankgläubiger oder die Finanzierung über eine Abgabe auf Vermögen? Sobald man zu der Einsicht gelangt ist, dass an einem Schuldenschnitt kein Weg vorbeiführt, kann man zwischen diesen Alternativen wählen.

Für das Bail-in spricht:

  • Es müssen in erster Linie jene zahlen, die ihr Geld bei einer schlechten Bank investiert haben. Wenn also eine Bank solide wirtschaftet, bleiben Aktionäre und Gläubiger verschont.
  • Es erfolgt eine direkte Restrukturierung ohne Umweg über einen Umverteilungsmechanismus beim Staat, der ziemlich sicher zu Ineffizienzen und letzten Endes zu höheren Kosten führen wird.
  • Der Schaden bleibt nahe am Ort des Geschehens, sofern die Re-Nationalisierung der Finanzmärkte weiter fortgeschritten ist. Klartext: Die Gläubiger sitzen auch im Land, wo es die Immobilienblase gab und nicht mehr im Ausland.

Für die Vermögensabgabe spricht:

  • Sobald das Bail-in nicht nur Aktionäre und Anleihengläubiger betrifft, sondern auch den normalen Kontoinhaber, kommt es zu Ungerechtigkeiten. Letztlich handelt es sich dabei nicht um Investoren, sondern um Kunden, die bei der Bank Geld „gelagert“ haben, zum Beispiel weil größere Zahlungen anstanden.
  • Das Bail-in wirkt in gewissem Maße als Dummensteuer, weil niemand mehr als 100.000 Euro auf einem Bankkonto halten wird. Damit kommt es aber zu Refinanzierungsschwierigkeiten im Bankensystem.
  • Die Belastung der Bankgläubiger ist angesichts des Schuldenüberhangs überproportional hoch. Eine breitere Verteilung auf alle Vermögensbesitzer mindert den prozentualen Schaden für alle.
  • Letztlich profitieren alle Vermögensbesitzer von einer Stabilisierung des Finanzsystems.

Es ist realistisch, davon auszugehen, dass wir beides in Zukunft sehen werden, aber erst, nachdem alle anderen Optionen ausprobiert wurden. Interessant finde ich noch die Idee, dass die Notenbanken in großem Umfang (Staats-) Schulden aufkaufen und dann einfach annullieren. Dazu demnächst mehr.

Internationaler Währungsfonds: From Bail-Out To Bail-In: Mandatory Debt Restructuring Of Systemic Financial Institutions, 24. April 2012