Alles kalter Kaffee

Was soll man an einem Tag wie heute in einem kleinen Blog im großen Internet schreiben? Die EZB senkt die Zinsen auf ein Rekordtief. Der Dax steigt auf ein Rekordhoch und der SPIEGEL (!) beschwört das Ende des Kapitalismus. Nein, dies ist nicht das Ende des Kapitalismus. Im Gegenteil – es ist eine weitere Runde im Spielcasino. Denn mit dem eigentlichen „Kapitalismus“, einem System was jeder anderen Wirtschaftsform an Effizienz und bei ordentlicher Regulierung auch an Gerechtigkeit weit überlegen ist, hat das, was wir zur Zeit erleben, nichts mehr zu tun. Natürlich werden die von mir hier oft verlinkten angelsächsischen Medien den Schritt der EZB begrüßen, aber als unzureichend und zu zaghaft kritisieren. Natürlich werden die deutschen Medien den Schritt als eine weitere Enteignung der Sparer und viel schlimmer als eine weitere Aushöhlung des Geldwertes verdammen. Beide haben dabei recht und unrecht zugleich. Und beide sind gefangen in einem Verständnis der Volkswirtschaftslehre, das die enormen Probleme, vor denen wir stehen, einfach nicht zur Kenntnis nehmen will. Ich bleibe dabei:

Aus diesem Grund verlinke ich auch keinen der vielen aufgeregten Artikel der heutigen Medien. Alles kalter Kaffee und nicht beyond the obvious. Wer dennoch noch mal in Ruhe über unser Wirtschafssystem nachdenken möchte, dem empfehle ich die Serie zur Eigentumsökonomik. Kann man auch mehrmals lesen.

Kommentar (1) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Dieter Krause
    Dieter Krause sagte:

    Ja, alles kalter Kaffee, Herr Stelter! Die jetzigen Probleme haben Sie ja wohl schon in Ihrer St. Gallener Doktorarbeit “Deflationäre Depression” von 1989 beschrieben oder? Nur fiel dann die Mauer und nicht nur Osteuropa sondern 2 Mrd. Asiaten traten neu in die Weltwirtschaft ein. Was manche Marktfundamentalisten als einen Sieg von Reagonics und Thatcherismus fehlinterpretieren. Wie wir jetzt sehen, wurde der Kollaps der finanzmarktgetriebenen Schuldenpyramiden des Westens nur um zwei Jahrzehnte verzögert. Was jetzt an ein Ende gekommen ist, ist wohl der neoliberale Glaube an eine marktkonforme Demokratie mit einem Minimumstaat, die der Negativzins der EZB – zumindest in Deutschland – weiter beerdigt. Was aus den Trümmern dieser Ideologie, die auch Deutschland wohl noch viel Geld kosten werden, dringend auferstehen muss, ist eine profunde Debatte über demokratiekonforme Märkte! Sonst wird das Ende der Dominanz des Westens – technologisch, demografisch, politisch – schneller kommen, als manche ahnen! Dann wird wohl vor allem der Peking Consenus den “Fortgang der Geschichte” (Fukuyama) bestimmen. Wie der auch aussehen könnte, kann man schon im bizarren Inselstreit im Ostchinesischen Meer erkennen!

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