Why we face 50 years of austerity

Dieser Beitrag erschien zum ersten Mal am 20. Dezember 2013 bei bto.

Ein exzellenter Beitrag zur wirtschaftlichen Zukunft Großbritanniens. Man kann durchgehend Großbritannien durch Deutschland ersetzen. Für uns trifft die Analyse ebenfalls zu, allerdings mit zwei bitteren Abweichungen. Wir haben keine potenziell billige Energie, sondern stellen uns mit der viel zu teuren Energiewende selber ein Bein. Und wir haben eine viel schlechtere demografische Entwicklung. Weniger Kinder und weniger Einwanderung. Absolut lesenswert, dennoch hier für Eilige die Kernpunkte:

  • England hat die höchste Wachstumsrate der entwickelten Volkswirtschaften, Steuereinnahmen steigen, und das Staatsdefizit sinkt (D: Wir hatten schon früher den Aufschwung nach der Krise, und der Staat macht Überschüsse. Schuldenstand (rund 80 Prozent vom BIP) allerdings nicht so unähnlich von England (89 Prozent).
  • Durch Geburtenrückgang und längere Lebenserwartung verändert sich die Alterspyramide drastisch. Folge: weniger Steuereinnahmen, mehr Ausgaben.
  • Die Kosten für Pensionen, Gesundheit und Pflege werden von 36 Prozent auf 40 Prozent des BIP steigen.
  • Auch die Erträge aus Nordseeöl fallen weiter (die haben wir in Deutschland ohnehin nicht). Folge: noch mehr Notwendigkeit, die Staatsausgaben zu kürzen.
  • Projektionen gehen davon aus, dass die Staatsschulden bis 2060 auf 100 Prozent des BIP steigen und die Zinsen einen immer größeren Teil des Budgets ausmachen.
  • Um dies zu verhindern, müsste der Staat in den kommenden fünf Jahrzehnten pro Jahrzehnt die Ausgaben um 0,5 Prozent vom BIP kürzen. Das klingt zunächst wenig. Ist aber eine erhebliche Einsparung. In Deutschland entspräche dies heute rund 14 Milliarden Euro.
  • Nicht eingerechnet in diese Projektionen sind die steigenden Kosten des Gesundheitswesens. Die Produktivität im staatlichen Gesundheitswesen Englands wächst um rund ein Prozent pro Jahr, während die restliche Wirtschaft die Produktivität um 2,2 Prozent steigert. Gelingt es nicht, die Produktivität des Gesundheitssektors auf das Niveau der restlichen Wirtschaft zu heben, wird die Staatsschuld bis 2062 auf 211 Prozent des BIP steigen! Auch wenn wir in Deutschland ein anders organisiertes Gesundheitssystem haben, können wir relativ gesichert davon ausgehen, dass es bei uns nicht besser aussieht. Aus unserer Sicht gibt es erhebliche Effizienzpotenziale (Stichwort: Apothekendichte, um nur ein Beispiel zu nennen). Strukturell dürfte aber der Produktivitätszuwachs aufgrund der Personalintensität begrenzt sein.
  • Verbleibt die Hoffnung auf „Fracking“ oder starke Zuwanderung aus dem Ausland. England braucht aus Sicht der Autoren Millionen an qualifizierten und steuerzahlenden Migranten. Die Dimensionen sind gigantisch: Ohne Zuwanderung steigt demnach die Staatsschuld auf 174 Prozent des BIP in 2062, bei Zuwanderung von 140.000 pro Jahr auf 99 Prozent und bei Zuwanderung von 260.000 pro Jahr auf 73 Prozent. Qualifizierte Zuwanderer wohlgemerkt!!

Wenn Sie den Artikel lesen, denken Sie ruhig an Deutschland: Demografie schlechter, Energie kein Rückenwind, sondern Gegenwind, unzureichende Zuwanderung von Qualifizierten (ja, hat sich gebessert, aber wir haben zu wenige, die wirklich dauerhaft bleiben). Kein Wunder, dass die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in einer Simulation die Staatsschulden in Deutschland Richtung 400 Prozent des BIP steigen sieht, wenn nicht entschieden gegengesteuert wird. Was das beinhaltet, habe ich hier zusammengefasst. Doch was macht unsere Regierung? Gibt mehr Geld aus und belastet die nachfolgende Generation noch mehr. Wahnsinn.

The Telegraph: Why we face 50 years of austerity , 4. Dezember 2013

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