Why Abenomics will disappoint

Gestern haben wir das Lob auf QE besprochen. Dort wurde auch Japan als ein Beispiel für die Wirksamkeit der Politik angeführt – als wohl entscheidender Anstoß, doch endlich in Europa dieselbe Politik zu verfolgen. Doch kann Japan als Beispiel taugen? Martin Wolf wirft in der FT einen sehr skeptischen Blick auf Abenomics:

  • Zur Erinnerung: Abenomics basiert auf drei Säulen: einer aggressiven Geldpolitik zur Überwindung der Deflation, einer weiterhin sehr stark steigenden Staatsverschuldung, die mittel- und langfristig stabilisiert werden soll und auf Strukturreformen, um Investitionen und Wachstumspotential von Japan zu erhöhen.
  • Die Geldpolitik scheint in der Tat zu funktionieren. Die Inflationsrate und vor allem die Inflationserwartungen – die, so die Theorie, die tatsächliche Inflation treiben – sind deutlich gestiegen (zumindest relativ zur jahrelangen Deflation) und die Notenbank ist deutlich aggressiver, als die Fed es war. Christina Romer von der University of California hat den Politikwechsel sogar mit der Aufhebung des Goldstandards in den 1930er-Jahren in den USA verglichen.
  • Für höhere Inflation spricht demnach auch, dass die japanische Wirtschaft gut ausgelastet ist. Ein verbleibendes Risiko ist, dass es zwar gelingt, die Deflationserwartung zu brechen, aber nicht, eine Erwartung von zwei Prozent Inflation zu etablieren. Damit ist gemeint, es könnte auch deutlich höhere Inflation geben.
  • Geldpolitik kann aber die strukturellen Probleme des Landes nicht lösen. Allem voran die demographische Entwicklung stellt einen Gegenwind dar. Die Erwerbsbevölkerung schrumpft um 0,7 Prozent pro Jahr, und die Erwerbsquote von Frauen liegt auf einem im internationalen Vergleich bereits hohen Niveau. Da ist nicht mehr viel zu holen. Einwanderung ist in Japan keine denkbare Lösung. Japan ist noch deutlich verschlossener als andere Länder.
  • Abenomics adressiert auch nicht den erheblichen Ersparnisüberschuss des privaten Sektors – hier übrigens der Unternehmen, die nach dem Platzen der Blase Ende der
    1980er-Jahre begonnen haben, Schulden abzubauen und Finanzpolster aufzubauen. Diese Ersparnisse müssen investiert und damit mehr Nachfrage generiert werden, statt diese Nachfrage nur dem Staat mit immer höheren Schuldenständen zu überlassen. (Das ist Larry Summers „säkulare Stagnation“ auf Landesebene.) Die Politik agiert aber genau in die falsche Richtung. Die privaten Haushalte werden belastet (Mehrwertsteuer) und die Unternehmen entlastet. Dieses Problem von Abenomics habe ich  hier bereits detailliert erklärt.
  • Höheres Wirtschaftswachstum ist nur möglich, wenn die privaten Haushalte einen höheren Anteil des Volkseinkommens bekommen und mehr konsumieren.
  • Da dies nicht abzusehen ist, wird es Japan nicht schaffen, Wachstumsraten zu generieren, die es erlauben, die Schulden in den Griff zu bekommen.

Für uns bleibt Japan ein mahnendes Beispiel. Und es sieht so aus, als würde es – zumindest in Europa – in dieselbe Richtung gehen.

FT (Anmeldung erforderlich): Why Abenomics will disappoint, 17. Dezember 2013

Kommentare (0) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.

Ihr Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.