The changing face of employment
Wirtschaftswachstum wird langfristig von zwei Faktoren bestimmt: der Erwerbsbevölkerung und der Produktivität pro Kopf. Wie hier regelmäßig gezeigt, stehen wir im Westen vor einem deutlichen Rückgang der Erwerbsbevölkerung und zugleich sind die Produktivitätsfortschritte deutlich geringer als noch vor wenigen Jahren. Dies trotz der erheblichen technologischen Fortschritte. Dabei steht uns ein weiterer Innovationsschub ins Haus, der erhebliche Wirkung haben könnte auf das Wachstum trotz der gegebenen negativen demografischen Entwicklung. Hier liegt sogar eine Chance, wenn Gesellschaften, in denen ohnehin die Erwerbsbevölkerung schrumpft, Technologien einsetzen, die Arbeit ersetzen. Konsequenter Weise ist Japan diesen Entwicklungen sehr aufgeschlossen, während in Deutschland (wie immer?) die Sorgen überwiegen.
Die FT berichtet von der Diskussion zu diesem Thema anlässlich des WEF in Davos. Mit einigen interessanten Aspekten:
- Die Diskussionsteilnehmer in Davos erwarten eine wahre Innovationsflut, deutlich mehr neue Produkte und Technologien. Mit Blick auf die Entwicklung der letzten zwanzig Jahre ist das durchaus realistisch.
- Zugleich erwartet die Mehrheit, dass diese Entwicklung mit weniger Beschäftigung einhergeht, dass die Innovation also Arbeitsplätze kostet.
- Dabei wird eine Spaltung der Gesellschaft erwartet: Einfache Jobs wie Putzfrau, Gärtner und Hundesitter und hochqualifizierte Jobs wie Programmierer, Designer und was man so macht, wenn man nach Davos kommt, bleiben erhalten. Alles dazwischen ist hochgradig gefährdet. Studien sprechen in den USA von einer Gefährdung von immerhin 45 Prozent der Arbeitsplätze in den USA. (Larry Summers hatte dies als zusätzlichen Sorgenpunkt in seiner erneuten Warnung vor einer langen Stagnation in Davos.)
- Nur wenige Optimisten gingen in Davos davon aus, dass die Innovation auch erhebliche Arbeitsplätze schafft. So zum Beispiel alleine in China acht Millionen im Bereich des Cloud Computing. Auch habe die industrielle Revolution zwar Arbeitsplätze in der Landwirtschaft gekostet, dafür aber andere in den Fabriken geschaffen.
- Naturgemäß wollte niemand die Innovationsgeschwindigkeit reduzieren (mal abgesehen davon, dass das in einer globalen Welt gar nicht geht). Aber eine Umverteilung von Einkommen und Vermögen wollten die Anwesenden ebenfalls nicht. Stattdessen forderten sie mehr Ausgaben für Bildung und Infrastruktur. Nach dem Motto: Wenn alle mitmachen können, gibt es keine Probleme. Allerdings blieb offen, wer dafür bezahlt.
- Als die Journalistin eine Gruppe von Tagungsteilnehmern fragte, ob sie für die Zukunft mehr oder weniger Ungleichverteilung von Vermögen und Einkommen erwarten, war die Aussage klar: mehr. Dies ist umso besorgniserregender, als es nicht von den Benachteiligten erwartet wird, sondern von der Elite.
Nährboden für Thomas Piketty. Daneben bleibt eine weitere Sorge. Bald werden Maschinen Maschinen erfinden ‒ und uns dann gnadenlos abhängen, wie Stephen Hawking befürchtet.
→ FT (Anmeldung erforderlich): The changing face of employment, 30. Januar 2015