Ray Dalio’s Bridgewater On The Fed’s Dilemma: “We’re Worried That There’s No Gas Left In The QE Tank”
An anderer Stelle habe ich bereits auf die exzellenten Analysen von Ray Dalio vom sehr erfolgreichen Hedge Fund Bridgewater verwiesen. Heute lohnt es sich, einen Blick auf seinen neuesten Kommentar zur Wirksamkeit der Politik der US-Notenbank zu werfen. Seine Ansichten gelten gleichermaßen für die anderen Notenbanken, die allesamt eine ähnliche Politik verfolgen (die EZB hinkt zur Zeit etwas hinterher, aber das wird sich bei dem nächsten Aufflammen der Eurokrise und nach dem Urteil des Bundesverfassungsgericht sicherlich ändern).
In normalen Zeiten entfaltet Geldpolitik ihre Wirksamkeit über tiefere Zinsen, weil
- tiefere Zinsen die Belastung der Schuldner reduzieren und so den Schuldendienst erleichtern und mehr Cash Flow zu Konsum- oder Investitionszwecken übrig bleibt.
- die günstigere Finanzierung andere ermuntert, kreditfinanziert Anschaffungen zu tätigen.
- die Vermögenswerte im Preis steigen und über diesen Wohlstandseffekt – also Leute fühlen sich reicher – wiederum mehr konsumiert wird.
Das Problem ist nur: Wenn 1. und 2. nicht funktionieren, weil die potentiellen Schuldner keine Verschuldungskapazität mehr haben oder einfach keine Lust, weitere Schulden zu machen, verbleibt nur noch 3.
Nachdem die Zinsen auf faktisch null gesenkt wurden, blieb den Notenbanken nur noch die Möglichkeit, direkt Finanzvermögen aufzukaufen (sogenanntes Quantitative Easing, QE). Wie erfolgreich es ist, kann man derzeit an den Finanzmärkten der Welt beobachten. Da aber Hebel 3 die geringste Wirkung auf die Realwirtschaft hat (ebenfalls zu beobachten), muss die Notenbank die Medizin in immer größeren Dosierungen anwenden (QE1, 2, …).
Damit steigen die Preise von Vermögenswerten immer weiter, bis sie ein Niveau erreicht haben, wo selbst unter optimistischsten Annahmen keine weitere Rendite zu erwarten ist. Im Fachjargon: Die „Risikoprämie“, also das, was man als Zusatzrendite für ein zusätzliches Risiko (zum Beispiel Kursschwankungen, Zinsniveauänderung, Schuldnerausfälle) bekommt, ist nicht mehr attraktiv genug gegenüber der Alternative, das Geld gar nicht zu investieren, sondern in Cash zu halten. Spätestens dann gibt es auch keinen Wohlstandseffekt mehr. Die Geldpolitik verliert ihre Wirksamkeit völlig.
Aus Sicht von Dalio ist damit nicht ein mögliches Ende der derzeitigen Geldpolitik („tapering“ genannt) das Risiko für Finanzmärkte und Wirtschaft, sondern das Ende jeder Wirksamkeit. Nach dem Motto, „stell dir vor, die Fed druckt Geld, und keiner will es haben“.
Damit stellt sich die Frage: Was nun? Bridgewater beantwortet die Frage nicht. Ich denke, der nächste Schritt wird bei der Realwirtschaft ansetzen. Statt über das Bankensystem zu gehen, werden die Notenbanken versuchen, der Realwirtschaft direkt Geld zukommen zu lassen. Wie wäre es damit, einfach jedem Bürger ein paar Tausend Dollar/Euro/Pfund/Yen…. zu schenken? Das ist nicht als Witz gemeint.
Hier der Artikel über Zero Hedge, da im Original leider nicht öffentlich zugänglich:
→ Ray Dalio, Bridgewater: We’re Worried That There’s No Gas Left In The QE Tank