Kapitalismus ist besser fürs Klima als Sozialismus

Die Klimadebatte dürfte uns weiter begleiten. Das sieht man schon daran, dass Experten sich mit immer größeren Forderungen überbieten. So Volker Quaschning, der bei n-tv fordert: “Den Ölheizungseinbau müssten wir nächstes Jahr verbieten und die Gasheizung gleich darauf folgend.” Das fand ich dann schon stark, denn bei geschätzt rund 100.000 neuen Öl-Heizungen pro Jahr ist die Anpassung nicht so leicht. Gerade auch beim Thema Wärmepumpe, setzt diese doch mehr Umbauten voraus, als nur einen Austausch im Keller.

Das ganze Interview (zum Kopfschütteln) hier:

→ n-tv: “‘Keine Logik und kein Sachverstand’”, 21. September 2019

Dabei muss man wissen, dass es Herrn Quaschning wie viele seiner Mitstreiter im Kern auf eine Änderung unserer Wirtschaftsordnung absieht, so zumindest der Eindruck, wenn man auch seine Kommentare bei Twitter verfolgt. Es ist eine Kapitalismuskritik, die sich einen “grünen Anstrich” verpasst. Gerne vergessen wird dabei, dass es der Kapitalismus ist, der 100 Millionen Menschen aus der Armut befreit hat (China, Osteuropa) und der für die Umwelt viel mehr tut, als der real existierende Sozialismus. Natürlich gibt es Fehlentwicklungen zu kritisieren – Schulden und Vermögen, die haben aber mehr mit den interventionistischen Eingriffen zu tun als mit dem Kapitalismus als solchem. Ohne Notenbanksozialismus und Fehlregulierung sähe es auch hier besser aus (siehe Eigentumsökonomik).

Der Historiker Hubertus Knabe leitete 18 Jahre die Gedenkstätte im ehemaligen Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen und weiß, wovon er spricht:

  • “‘Capitalism kills’ (…) viele (…) Aktivisten der Fridays-for-Future-Bewegung sind der Meinung, dass der Kapitalismus Schuld an den CO2-Emissionen trage, die für eine schleichende Erderwärmung verantwortlich gemacht werden. Das ‘deutsche Gesicht’ der Bewegung, Luisa Neubauer, erklärte zum Beispiel, es sei eine zentrale Frage, ob der Kapitalismus, den wir gerade erlebten, und Klimaschutz vereinbar seien.” – bto: Das ist so ein absoluter Blödsinn. Denn keine Wirtschaftsweise ist so effizient und würde entsprechend effizient auf Marktsignale wie einen CO2-Preis reagieren.
  • Einer der grössten Klimakiller der Welt war nämlich ein Land, das den Kapitalismus abgeschafft hatte – die DDR. Mit bis zu 21 Tonnen jährlich lag sie beim Pro-Kopf-Ausstoss des Treibhausgases Ende der 1980er Jahre noch vor den USA. Als schliesslich die Marktwirtschaft Einzug hielt, gingen die CO2-Emissionen rapide zurück: von 333 Millionen Tonnen im Jahr 1989 auf 164 Millionen Tonnen im Jahr 1995. Auch in anderen Staaten des früheren Ostblocks verringerte sich der Ausstoss signifikant, als diese kapitalistisch wurden.” – bto: weil Effizienz einzog. 
  • “(Dabei) litt die Bevölkerung in der DDR noch unter ganz anderen Umweltgiften. Das Land stiess schliesslich über fünfmal so viel Schwefeldioxid aus wie die Bundesrepublik. Zu den Folgen zählte ein grossflächiges Waldsterben in den Mittelgebirgen. Auch bei den Schwebstaubemissionen übertraf die DDR die Bundesrepublik um knapp das Fünffache. Da sich die Industrie vor allem im Süden konzentrierte, litt hier fast jedes zweite Kind an Atemwegserkrankungen und beinahe jedes dritte an Ekzemen. (…) Fast die Hälfte aller grösseren Flüsse in der DDR war 1989 biologisch tot. 70 Prozent durften nicht mehr für die Trinkwassergewinnung genutzt werden. (…) Verantwortlich dafür war der hohe Eintrag von Stickstoff, Phosphor, Schwermetallen und anderen Schadstoffen in die Gewässer (…).” – bto: Vermutlich wirkt das erst dann gut auf die Umwelt, wenn die Menschen sich alle vergiftet haben. Doch ist das die Strategie der Bewegung für den Klimaschutz? Ich würde es ihnen nicht unterstellen.
  • Wie viele Klimaaktivisten heute vertrat die DDR-Führung die Auffassung, dass nur die Abschaffung des Kapitalismus die Umweltprobleme lösen könne. Verantwortlich für den rücksichtslosen Umgang mit der Natur sei die Profitgier der Konzerne, an deren Stelle gesamtgesellschaftliche Vernunft und Planung treten müssten. Dies sei nur im Sozialismus möglich.” – bto: Ich lache mich schlapp. Das ist aber genau die Folge unserer Geschichtsvergessenheit. Und die Politik fördert dies, wie man auch am Umgang mit Knabe durch den rot-rot-grünen Senat in Berlin sehen kann. 
  • (So) führte die Abschaffung des Profitstrebens zu wachsender Innovationsträgheit und geringer Produktivität. An die Stelle erfinderischer Unternehmer trat eine gigantische Planbürokratie. Die Folge war nicht nur, dass die meisten DDR-Produkte international nicht wettbewerbsfähig waren. Auch ihre Industrieanlagen oder Verkehrsmittel waren stark veraltet und entsprechend umweltschädlich. (…) Kein einziges Grosskraftwerk war zum Beispiel mit Entschwefelungsanlagen ausgestattet, und fast ein Viertel der industriellen Abwässer wurde ohne jede Klärung in die Gewässer eingeleitet. (…)  rund 70 Prozent ihres Primärenergieverbrauchs (deckte sie) aus umweltschädlicher Braunkohle.” – bto: Aber das kümmert die Aktivisten nicht, die wohl aus einer Mischung aus Umweltschutz und Neid getrieben sind.
  • “Wer die wirtschaftliche Freiheit abschaffen will, muss auch die politische Freiheit einschränken. Denn wenn der Staat den Menschen vorschreiben will, was sie zu tun oder zu lassen haben, muss er entsprechende Zwangsmittel einsetzen. Um das private Gewinnstreben auszuschalten, muss er den Menschen ihr Eigentum nehmen, ihre Aktivitäten überwachen und sie bei Verstössen bestrafen. Formiert sich Widerstand, muss er die Repression verschärfen – der typische Weg in die totalitäre Diktatur.” – bto: Und die Eigentumseingriffe sehen wir ja bereits überdeutlich in Deutschland. Als wären die Herrscher des DDR-Systems wieder an der Macht.

“(…) eine regierungskritische Bewegung wie Fridays for Future wäre vom Ministerium für Staatssicherheit schon im Keim erstickt worden.” – bto: Aber egal, denn Frau Neubauer säße ja im Zentralkomitee an den Hebeln der Macht und würde die Welt retten, indem sie allen anderen vorschreibt, wie sie zu leben haben, während sie selbst ganz anders lebt. Hatten wir damals auch.

→ NZZ: “Der Kapitalismus und der Irrtum der Klimaschützer”, 19. September 2019