Kapitalflucht aus China – kein gutes Omen für die Weltwirtschaft
China ist und bleibt der wichtigste Faktor für die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft. Regelmäßig habe ich hier kritische Stimmen zu China verlinkt und selbst dazu kommentiert. Einfach „China“ in der Suchmaske eingeben. Alternativ als Zusammenfassung mein Beitrag für mm vor zwei Wochen.
Ich bleibe dabei, dass die Probleme durch Verschuldung und massive Fehlinvestitionen nicht ohne Turbulenzen zu bewältigen sind – trotz der Reserven an Währungen und der besseren Durchgriffsmöglichkeiten der Regierung. Dagegen sprechen schon die demografische Entwicklung und die “Wohlstandsmauer”, an der China zu scheitern droht.
Gestern las ich bei Zero Hedge über massive Kapitalabflüsse aus China. Je nach Analyst reden wir von 500 bis 1.000 Milliarden US-Dollar über einen Zeitraum von zwölf Monaten.
Auch für China, mit Währungsreserven von rund 4.000 Milliarden Dollar, ist das ein erheblicher Betrag. So richtig verstanden habe ich nicht, wieso es zu dieser Kapitalflucht kommt. Offensichtliche Gründe sind die Schuldenkrise in China, die platzende Aktienblase und die generelle Unsicherheit über den Kurs der Regierung. Für Vermögende ist es da nur rational, Geld außer Landes zu schaffen.
Ambroise Evans-Pritchard liefert auch keine tiefer gehende Erklärung. Er spricht von Kapitalflucht und der Notenwendigkeit, die chinesische Währung zu verteidigen. Um dies zu tun, würde die chinesische Notenbank Devisen verkaufen. Den Grund sieht er in der schlechten chinesischen Konjunktur. Ein wichtiger Indikator ist sicherlich die Entwicklung des Welthandels. Der World Trade Index zeigt, dass das Transportvolumen auf Schiffen im Mai um 1,2 Prozent geschrumpft ist und in vier der letzten fünf Monate negativ war. Dies entspricht einer weltweiten Rezession.
Interessanterweise hatte Zero Hedge gestern auch noch eine Darstellung zu Caterpillar, dem amerikanischen Weltmarktführer im Baumaschinenbereich. Sehr interessante Aussage: Die Performance ist schlechter als 2008! CAT ist sicherlich einer der besten Indikatoren für den Zustand der Weltwirtschaft. Denn wenn es brummt, wird gebaut und gebaggert.
Nun versucht China zwar die Folgen des Aktiencrashs zu dämpfen – man darf bekanntlich nur kaufen –, aber das wird nicht genügen. Eigentlich müsste China die eigene Währung deutlich abwerten, um die Wirtschaft zu stimulieren. Problem sind die hohen US-Dollar-Schulden der chinesischen Unternehmen in Höhe von 1,2 Billionen. Wenn der Yuan abwertet, steigt die Schuldenlast für die Unternehmen noch mehr, die ohnehin schon unter hohen Realzinsen leiden. Die Produzentenpreise fallen seit geraumer Zeit deutlich. Die Wirtschaft wächst nur noch mit rund vier Prozent.
Doch die Regierung handelt anders, wie hier schon in den letzten Wochen gezeigt. Sie steigert die Kredite. Alleine im Juni wurden 205 Milliarden Dollar an neuen Krediten vergeben, auch die Lokalregierungen nehmen wieder Schulden auf. Damit folgt China exakt dem schlechten Vorbild im Westen.
→ Zero Hedge: „China’s Record Dumping Of US Treasuries Leaves Goldman Speechless“, 22. Juli 2015
→ The Telegraph: „Capital exodus from China reaches $800bn as crisis deepens“, 22. Juli 2015