Eurozone: Die Ruhe ist bald vorbei
Der klare Blick von außen hilft meist, auch beim Thema Euro. Nicht, dass es wirklich was Neues geben würde. Die Ruhe täuscht jedoch. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es wieder knallt in Europa. Währenddessen laufen die Vorbereitungen der Akteure auf vollen Touren. Gerade Frankreich hält an der Strategie fest, andere (also Deutschland) für eigene Fehler zahlen zu lassen. Ich erinnere nur an drei Beiträge bei bto:
→ ‚Unten Links‘ – die deutsche Euro Politik ist krachend gescheitert
Zunächst einmal die Erinnerung an die Kernfakten: Die Krise der Eurozone ist noch lange nicht vorbei! So liegt die Wirtschaftsleistung noch immer unter dem Niveau von 2007:
Nur wir Deutsche erfreuen uns (noch!) am Boom dank (kreditfinanzierter) Nachfrage aus aller Welt. Die aktuellen Konjunkturindikatoren sind ernüchternd:
- Keine Wirtschaft in Europa scheint richtig anzuspringen trotz tiefer Zinsen und schwachen Euros.
- Deutschland zeigte bereits im September eine Abschwächung, die sich nun im Zuge des VW-Skandals verstärken dürfte.
- Die Wachstumsrate des „Starperformers“ Spanien ist auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren gefallen. – bto: … und dürfte ebenfalls wegen der Abhängigkeit von deutschen Autos (Seat ist bekanntlich auch VW) weiter abfallen.
- Die Deflation ist wieder zurück (auch wegen China), weshalb nach einer Verdoppelung des EZB-Anleihenkaufprogramms gerufen wird (Helikopter eben).
Doch da gibt es ja die „Hoffnung“, mit einer Transferunion die Krise zu lösen. Anlässlich der neuesten Vorstöße aus Frankreich, die nüchterne Analyse aus England: „over-spending and over-borrowing by the southern countries in the past, now to be ‚written off‘, that is paid for by Germany; over-spending and over-borrowing by the southern peripheral countries now, to be financed by Germany; and over-spending and over-borrowing by the southern peripheral countries in the future, to be paid for by Germany“. Tja, gute Zusammenfassung, kann man da nur sagen.
Die weiteren Eckpunkte:
- Das Wort „Transfer“ klingt so unschuldig, als würde es mal in die eine, mal in die andere Richtung gehen. Die Wahrheit ist, es ging immer von einer in die andere Richtung. Wann hat Neapel jemals Geld nach Mailand geschickt?
- Frankreich zielt wohl auch auf Hilfe in eigener Sache ab. Längst ist es nur eine Frage, wann die Kapitalmärkte realisieren, dass Frankreich im selben Boot wie Spanien, Portugal und Italien sitzt. Deutlich schlechtere wirtschaftliche Entwicklung als in Deutschland, reformunfähig.
- Die deutsche Macht wird kritisiert. Diese basiert jedoch nur auf den erheblichen Handelsüberschüssen. Hatten die Franzosen gehofft, die deutsche wirtschaftliche Vormacht mit dem Euro zu brechen, haben sie das Gegenteil erreicht. Während früher die starke Mark einen Ausgleich bewirkte, ist dies im Euro nicht mehr der Fall. – bto: Wie von mir gezeigt, heißt dies jedoch lange nicht, dass wir die Gewinner des Euros sind. Im Gegenteil! → Zehn Gründe, warum wir die Verlierer des Euro sind
- Die Idee, dass ein weiteres europäisches Sub-Parlament irgendwie besser wäre, als das vorhandene, ist ziemlich naiv. (bto: Dazu dient es auch nicht, es dient dazu, eine klare Mehrheit für die Agenda der Umverteilung zu bekommen.) Zudem würde auch diesem jegliche demokratische Legitimität fehlen.
„The countries of the eurozone hurtled towards monetary union without adequate forethought and are only now dabbling with ideas about the fiscal and political unions that are necessary to make the euro work. I guess we should not be surprised. After all, this is Europe, the land of dreams. But if things carry on much more like this, it will end up as the land of nightmares.“
Schon die nächste Rezession wird uns zeigen, wie fragil der Euro-Frieden ist.