Der Euro in Bedrängnis
Wundern kann es niemanden: der Euro “in Bedrängnis”. Allerdings kommt diesmal die Aussage von einem Charttechniker, der regelmäßig in der F.A.Z. schreibt. Dabei ist er immer lesenswert und was ich persönlich interessant finde: Seine Aussagen basieren auf der Chartanalyse und sind dahin gehend emotionsfrei. Die Highlights:

- “Der Euro ist erst an der Widerstandszone zwischen 1,24 und 1,25 Dollar gescheitert und hat dann nur wenige Wochen später auch die massiv ausgeprägte Unterstützungszone zwischen 1,18 und 1,21 Dollar unterboten. Nun kann so etwas schon mal vorkommen. Unterstützungen dieser Qualität sind zwar beinahe aus Beton, aber auch der kann schon mal brüchig werden.” – bto: Es ist aber so oder so eine Abkehr von der Euphorie des Jahresanfangs, wo dem US-Dollar der Untergang prophezeit wurde.
- “Im Abwärtstrend war auf dem Weg von 1,25 nach 1,15 Dollar mehr Dynamik drin als zuvor auf derselben Strecke auf dem Weg nach oben. Geht man als Faustregel davon aus, dass die Dynamik nicht selten ein guter Hinweis auf die Hauptrichtung des Marktes ist, dann wird man momentan nur schwerlich zu einer zuversichtlichen Einschätzung unserer Gemeinschaftswährung kommen können. Dies gilt umso mehr, als so gut wie kein über die nächsten Wochen hinausreichendes technisches Instrument einem diese Sorgen wirklich nehmen kann. Dieser Chart ist nicht schön. Er dürfte uns noch zu schaffen machen.” – bto: Und an Auslösern für diese Entwicklung mangelt es ebenfalls nicht!
Eine “Prognose aus der Kategorie ‚unangenehm‘, weil sie vielleicht, aber bitte hoffentlich nicht, die Grundfesten Europas erschüttern könnte“. – bto: Das wird sie.
Ich würde sagen, daß das Aufwertungspotential des noch durch das demnächst endende Anleihenkaufprogramm der EZB künstlich niedrig gehaltenen Eurokurses höher ist als die sicheren Zinsen in US-Treasuries (als Ausgleich für zukünftige Wechselkursverluste), die es im Moment gibt.
Zudem muß man sehen, daß man aufgrund der steigenden Zinsen allgemein momentan nur in kurzlaufende amerikanische Anleihen investieren sollte, um von den zukünftig höheren Zinsen zu profitieren und keine Kursverluste auf langlaufende Anleihen zu erleiden.
Ab US$ 1,30 / Euro halte ich es sinnvoller in den US-Dollar zu wechseln, da dann die sicheren amerikanischen Zinsen das weitere Aufwertungspotential des Euro auf mittlere Sicht ausgleichen.
In einem zukünftigen Moment der Krise und wieder sinkenden Leitzinsen in Anleihen mit langen Laufzeiten investieren zur Erzielung von Kursgewinnen.
Dazu passend:
Steht der Dollar vor einer zweiten Aufwärtswelle
https://www.cash.ch/news/top-news/waehrungen-steht-der-dollar-vor-einer-zweiten-aufwaertswelle-1187618
Was ich aus dem Chart lese:
Ende 2014 ist war genauso viel Dynamik im Abwärtstrend – ebenfalls von 1,24 bis 1,25 auf 1,15 – wie jetzt und TROTZDEM ist später ein AUSBRUCH nach oben aus dem Trendkanal 1,035/1,05 bis 1,15 zu 1,24/1,25 gelungen.
Warum sollte es nicht möglich sein, diesen Trendkanal wieder zu verlassen, wenn wir der „Hauptrichtung“ entsprechend in ihn eintauchen sollten?
Aus welcher Kategorie wäre eine derartige Prognose des wieder Verlassens, die ich nicht stelle?
Als einer, der nicht vom Fach ist, sage ich:
Bezüglich einer „ Erschütterung der Grundfesten Europas“ taugt diese Chartanalyse nun wirklich nicht.
Man sollte sich an die fundamentalen ökonomischen und vor allem politischen Entwicklungen halten, wenn man darüber spricht.
So, so. Die Kaffeesatzleser gelangen also zu der Einschätzung, dass der Euro in Bedrängnis sei. Angesichts der autonomen Zinserhöhungen in den USA ist es eher erstaunlich, dass die Dollar-Rally doch recht verhalten ausfällt; insbesondere im historischen Kontext. Aber so hat die FED – im Gegensatz zur EZB – bei der kommenden Rezession zumindest noch etwas im Homöopathie-Köfferchen. Larry Summers denkt da schon einen großen Schritt weiter: http://larrysummers.com/2018/07/03/a-jobs-guarantee-progressives-latest-big-idea/
LG Michael Stöcker
Sehe ich genauso Herr Stöcker. Hier in den Devisenkurs etwas hinein zu interpretieren ist Kaffeesatzleserei. Larry Summers Aussagen zur Lohn- und Preisentwicklung sind wirklich das viel wichtigere Thema im Vergleich dazu. Und das besser prognostizierbare, denke ich…
Auf Wieland Staud würde ich nun wirklich keinen Cent setzen … aber jeder liegt irgendwann natürlich mal richtig…
er hatte mal den Sinus Fonds 1 (aufgelegt 200) beraten, nicht erfolgreich: http://www.fondscheck.de/analysen/Artikel-Staud_Fonds_kam_viel_spaet-221822
aber in diesem Bereich bekommt anscheinend fast jeder seine zweite, dritte oder xte Chance… https://www.boerse.de/nachrichten/Monega-verwaltet-den-neuen-Aktienfonds-von-Wieland-Staud-Fondsnews/7819904
da lasse ich doch lieber den Affen auf die Dartscheibe werfen …