Der Bürger muss die Krise bezahlen
Eine sehr fundierte Besprechnung meines neuen Buches bei GEOLITICO. Leider mit der zutreffenden Feststellung, dass es in einer Abbildung bei den Ländern Frankreich und Italien zu einem Vertauschen der Säulen für Schuldenüberhang bei Umverteilung und eigenem Schuldenüberhang gekommen ist. Was aber für die gründliche Lektüre spricht (!) – und bei der nächsten Auflage korrigiert wird. Einige Einschätzungen würde ich nicht voll teilen:
- “Es ist nicht nachzuvollziehen, warum Deutschland als Vermögensriese dargestellt wird, aber die Vermögenssituation der Bürger bzw. der Haushalte im Vergleich der Eurostaaten außen vor gelassen wird.” – In Blogbeiträgen und anderen Publikationen habe ich dies auch angesprochen. Im Buch geht es ausschließlich um das Aufzeigen der Dimensionen.
- “Angesichts ungleicher Vermögensverhältnisse im Vergleich der Haushaltsvermögen, die die Deutschen eher an letzter Stelle sieht, ist aber die Frage zu stellen, ob Daniel Stelter eine angemessene Lösung für eine ‘Restrukturierung’ der Schulden gefunden hat.” – Besser wäre natürlich eine Umverteilung, wie ich bereits in Fixing the Eurozone erläutert habe. Nur für die PIGS. Frankreich und Italien zahlen für sich selber, über 20 Jahre gestreckt. Für das Buch habe ich die Darstellung nicht genommen, weil tendenziell zu komplex. Das Grundproblem von Deutschland ist, dass wir uns über unsere Exportüberschüsse freuen, die Erlöse aber sehr schlecht anlegen. Wir sind die Gläubiger von schlechten Schuldnern. Hier brauchen wir dringend ein Umdenken. Denn reich wird man so nicht, wie die von GEOLITICO zu Recht angesprochenen Zahlen zum relativen Wohlstand zeigen.
- “Man muss einmal mehr die Frage an Daniel Stelter richten, in welchem politischen und verfassungsrechtlichen Rahmen eine Umverteilung zur Begleichung aller Staats-, Unternehmens- und Privatschulden innerhalb der Eurozone durchgeführt werden soll. Er hat hier eine sehr theoretische und finanztechnische Sicht der Dinge. Letztendlich wäre ein Lastenausgleich – und darum handelt es sich bei der von Daniel Stelter angedachten „Schuldenrestrukturierung“ – nach der zwischenstaatlichen Einigung, wer in welchen Ausmaß Zahlungen erhält und wer sie zu leisten hat, in den Einzelstaaten umzusetzen. Die Politiker dort müssten versuchen, eine Zustimmung in der Bevölkerung für diese Maßnahmen zu bekommen.” – Völlig richtig. Damit wäre auch das Ziel des Untertitels des Buches erreicht. Mitdenken. Weil genau dies nicht passiert, wird es eben noch schlimmer kommen. Chaotische Pleiten, die noch teurer werden, je länger wir die Politik des Spiels auf Zeit fortsetzen.
- “Eine weitere Frage ist, wie nachhaltig diese Umverteilung, dieser Schuldenreset denn wäre. Weder ist auf die Schnelle ein staatliche Konstruktion in der Eurozone in Sicht, die künftig eine unverantwortliche Aufschuldung der üblichen Verdächtigen verhindern würde, noch wird es ohne einen wirklichen Crash freiwillige Veränderungen am Geldsystem geben, z. B. eine Aufhebung des Zentralbankmonopols. Aber vielleicht ist das für Daniel Stelter gar nicht so wichtig.” – Doch. In vielen Beiträgen diskutiere ich genau das, wie Leser dieser Seiten wissen. Auf Seite 99 steht explizit: “Zentralbankmonopol hinterfragen”.
- “Am Ende ist dann doch die Inflation das Thema. Daniel Stelter diskutiert sie als eine der Möglichkeiten für eine Entschuldung, sieht sie aber als nicht sehr wahrscheinlich an. Nur kann er wirklich abschätzen, welche unkonventionellen Ideen die Zentralbanken noch ausprobieren werden, um die Inflation in Gang zu setzen? Ein Mitleid mit den sogenannten Klein-Sparern ist jedenfalls nicht zu verspüren.” – An anderer Stelle sage ich ganz klar, dass wenn Inflation, wird diese völlig aus dem Ruder laufen. Und gerade aus “Mitleid” mit den Sparern bevorzuge ich den geordneten Weg. Geld drucken wirkt nicht.
Eine spannende Diskussion. Viele der aufgeworfenen Fragen sind übrigens in der “Billionen Schuldenbombe”, meinem anderen Buch welches auch mehr Worte als Bilder hat, ausführlich erläutert. Danke für die fundierte Besprechung!
→ GEOLITICO: Der Bürger muss die Krise bezahlen, 2. Juni 2014