COVID-19 – eine Zivilisationskrankheit?
Im Januar habe ich den Kommentar des treuen bto-Lesers und -Kommentators Bauer zum monetären Endspiel veröffentlicht:
→ Das monetäre Endspiel wird vorbereitet (II)
Im April hat Herr Bauer seine Berechnungen zu Infektionsverlauf und Todesrate von COVID-19 auf bto veröffentlicht. Eine lohnende Lektüre, die sehr viel diskutiert wurde:
→ COVID-19 – nüchtern betrachtet
Heute nun eine aktuelle Auswertung von Herrn Bauer, die ich wiederum den Lesern von bto nicht vorenthalten möchte:
- Da ist zunächst die auffällige Tatsache, dass San Marino und Andorra auf Platz 1 und 3 der Tabelle stehen. Ich sehe eine Erklärung dazu, die eindeutig wirtschaftlich ist und daher aus dem Rahmen fällt. Beides sind Kleinststaaten inmitten Italiens bzw. an Spanien (Barcelona) angrenzend (wobei die direkte Verbindung nach Frankreich über hohe Pyrenäenstraßen führt, die im Winter geschlossen sind). Es ist beliebt und nützlich, dort lediglich seinen legalen Wohnsitz zu haben, aber ansonsten im Nachbarland zu leben, um dort sein Geld unversteuert zu verdienen. Der natürliche Reflex verleitete, sich nach Hause zu begeben, um dort die Quarantäne auszusitzen und ggf. zu sterben und dadurch die Statistik zu bereichern.
- Abgesehen von diesen beiden fallen die ersten zehn Staaten durch ihre hohe Letalitätsrate im zweistelligen Bereich auf. Da zeigt sich der hohe Anteil an sehr alter Bevölkerung, die dank ärztlicher Bemühungen noch trotz der vorhandenen chronischen Gebrechen am Leben gehalten wird. Das gut bis sehr gut ausgebaute Gesundheitssystem und allumfassende Krankenversicherung erlauben das. Nicht umsonst wird aus diesen Ländern berichtet, dass das Durchschnittsalter der Betroffenen bei 80+ Jahren lag.
- Einige andere Staaten zeigen ähnlich hohe Letalität, die weit über die allgemein festgestellte Letalität von 1 bis 2 % hinausgeht und im Einzelfall zu begründen wäre, z. B. Mexiko (Nr. 29) – vielleicht wegen der Nähe zu den USA und dem hohen Drogenkonsum, Ungarn (Nr. 35) ist eher rätselhaft, wäre aber bei näherer Erforschung der Umstände wohl auch erklärlich, BVI (Nr. 50) wegen der vielen in den US Virgin Islands Beschäftigten (?), Antigua (NR. 53) ist ein beliebtes englischsprachiges Altersheim, Bahamas (Nr. 58) siehe BVI (?), Belize (Nr. 114) ist der einzige englischsprachige Festlandstaat Mittelamerikas und daher auch ein beliebtes Altersheim. Jemen (Nr. 139) befindet sich im Kriegszustand, das Gesundheitssystem ist längst zusammengebrochen.
Bei dieser Gelegenheit will ich auch den gegenwärtigen Schwebezustand ansprechen. Eigentlich ist die Ansteckungswelle außerhalb einiger Staaten (die USA!) durchgelaufen und man könnte wieder zur Tagesordnung übergehen, wenn da nicht schon die Angst vor einer nächsten Welle geschürt würde. So wird die Wirtschaft nicht auf die Beine kommen. Es ist Utopie, auf das Verschwinden des Virus zu warten zu wollen; er wird uns weiter begleiten.
Ursächlich ist zunächst die von der WHO aufgebaute Definition eines COVID-Todesfalles dahingehend, dass jeder Todesfall mit (auch post mortem) festgestellten Positivbefund als COVID-Fall zu melden sei, außer es liegt ein Trauma, z. B. ein Messer zwischen den Rippen, vor. Die von zahlreichen Experten geforderte Unterscheidung zwischen solchen, die ‚am Virus‘ gestorben sind und solchen, die ‚mit dem Virus‘, jedoch bei abwägender Wertung an einem anderen Befund verstorben sind, wird unterlassen.
Diese sachlich nicht haltbare Definition in Verbindung mit der statistischen Wahrscheinlichkeit führt dann dazu, dass wir immer weiter COVID-Tote aufgetischt bekommen, denn unweigerlich wird es aus dem Produkt von (Sterbefälle/Jahr) x (Durchseuchungsgrad der Bevölkerung) x (mittlere Letalität) zu einer unvermeidbaren Zahl von dem Virus zugeschriebenen Todesfällen kommen, die es gestatten, der ahnungslosen Bevölkerung den Lebensmut zu nehmen und sie zu lähmen.
Inzwischen hat sich die tägliche Todesrate in den von mir näher beobachteten Ländern recht stabil auf einen annähernd konstanten Wert eingependelt, der uns noch einige Zeit verfolgen könnte. Dieser beträgt derzeit für die USA 745/Tag, für Italien 60/Tag, für Frankreich 35/Tag, für Deutschland 15/Tag und die Schweiz 2/Tag. Diese Werte sind zu hoch, um von der Öffentlichkeit übersehen zu werden, anderseits zu wenige, um Gegenmaßnahmen zu begründen, also bleibt es beim Weder-Noch.
Da der Durchseuchungsgrad der Bevölkerung länderspezifisch, jedoch weitgehend unbekannt ist, sollten die freien Laborkapazitäten endlich dafür genutzt werden, um plausible Daten zu gewinnen und deren Entwicklung im Auge zu behalten.
China hat übrigens diese Geschichte bereits abgeschlossen und ist zur Tagesordnung zurückgekehrt. Im Mittel 20 gemeldete Ansteckungsfälle pro Tag und keine Toten sind ein Witz. Die Wirtschaft wird es Mr. Xi danken.
Um so zu schließen: “Stellen Sie unseren privaten Blog doch einfach zur Debatte.”
– bto: was ich hiermit mache!