Zum demografischen Wandel in Deutschland
Auf diesen Artikel in der NZZ bin ich über Twitter aufmerksam geworden. Dort wurde er heftig kritisiert als Meinungsmache gegen Migration und Ausländer. Insofern ist es ein heikles Thema auch für bto. Für mich geht es um die rein ökonomischen Folgen. Bekanntlich habe ich vorgerechnet, dass sich der gesamte statistische Anstieg der Armut in Deutschland mit der Verschiebung der Bevölkerungsstruktur zu Migranten erklären lässt. Diese nehmen weniger am Erwerbsleben teil, verdienen weniger und beziehen überproportional Sozialleistungen.
Der Artikel der NZZ zeigt nun, dass sich die Zuwanderung vor allem auf die Städte konzentriert. Was zu weiteren Folgen führt:
- Zunächst verschärft sich dadurch die Mietsituation. Wie Armut sind auch Mietenanstieg und Wohnungsknappheit eine Folge der Zuwanderung.
- Es führt zu einer Konzentration der relativen Armut in den Städten und verschärft so die Probleme der Integration und befördert Parallelgesellschaften.
- Wir nähern uns in Deutschland französischen Verhältnissen der „drei Kreise“: Eliten in den Städten, umgeben von Migranten, die einfache Arbeiten ausführen oder vom Staat alimentiert werden und dem dritten Kreis der Nicht-Stadt-Bevölkerung, die zunehmend abgehängt wird (auch wegen CO2-Besteuerung etc.) und mit massiven Abgaben den Kreis zwei versorgen muss.
Alles Themen, über die wir uns unaufgeregt Gedanken machen müssen, weshalb es sich lohnt, die Analyse der NZZ hier zu diskutieren:
- “In deutschen Grossstädten geht inzwischen die Mehrheitsgesellschaft ihrem Ende entgegen – das bedeutet, dass Deutsche ohne Migrationshintergrund (nach Definition des Statistischen Bundesamts) nicht mehr die absolute Mehrheit (>50 %) sind, sondern neben Deutschen mit Migrationshintergrund und Ausländern lediglich noch die grösste Gruppe darstellen.” – bto: was man schon bei einem Gang durch die Stadt merkt.
- „In Frankfurt am Main gibt es die Mehrheitsgesellschaft bereits nicht mehr. Dasselbe gelte für kleinere Städte wie Offenbach (nur noch 37 % Deutsche ohne Migrationshintergrund), Heilbronn, Sindelfingen und Pforzheim, erklärt der Migrationsexperte Jens Schneider, der an der Universität Osnabrück forscht. In zahlreichen anderen deutschen Städten werde bald das Gleiche passieren.” – bto: Und das hat die oben genannten Folgen. Interessanterweise werden zugleich diese Bevölkerungsgruppen von der Politik als die „Bedürftigen“ identifiziert und es wird immer mehr Politik für diese Klientel gemacht. Fragt sich nur, warum eigentlich?
- “Anfang 2018 lebten in Frankfurt laut dem statistischen Jahrbuch der Stadt 46,9 % Deutsche ohne Migrationshintergrund. Deutsche mit Migrationshintergrund kamen auf 23,6 % und Ausländer auf 29,5 %, zusammen also 53,1 %. Der Anteil der Deutschen ohne Migrationshintergrund ist in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken.”
Quelle: NZZ
- In Wahrheit stellt sich die Lage noch dramatischer dar: “In Stuttgart beträgt der derzeitige Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund und von Ausländern 46 %. Laut der Pressestelle der baden-württembergischen Landeshauptstadt haben allerdings bereits fast 60 % der unter 18-jährigen Stuttgarter einen Migrationshintergrund (inklusive Ausländern). Daher werde sich auch das gesamte Verhältnis in den kommenden Jahren ändern, so dass es keine ethnisch definierte Mehrheit mehr geben werde, wie dies in anderen Kommunen bereits heute der Fall sei.” – bto: Damit ist der Trend unumkehrbar.
- “Betroffen vom Ende der Mehrheitsgesellschaft sind fast ausschließlich westdeutsche Städte (…) So beträgt der Anteil beispielsweise in Hannover und Berlin nur rund 30 %, in Kiel 24 %, in Potsdam 12 % und in Dresden 11 % (Zahlen von Ende 2016). Die ostdeutschen Bundesländer hatten vor der Wiedervereinigung eine sehr viel geringere Zuwanderung als die westdeutschen Länder, was sich bis heute in den Zahlen spiegelt.” – bto: Die Berliner Zahlen sind durch den ehemaligen Osten der Stadt verzerrt. Im Westteil dürften wir uns auf westdeutschem Niveau befinden, wurden doch jahrelang gezielt Zuwanderer in die geteilte Stadt gelockt.
- “Betrachtet man das gesamte Bundesgebiet, hatte Deutschland im Jahr 2017 laut Statistischem Bundesamt 81,7 Mio. Einwohner, unter ihnen 62,5 Mio. Deutsche ohne Migrationshintergrund (76,5%). Auf Bundesebene bleiben Deutsche ohne Migrationshintergrund somit auf absehbare Zeit in der absoluten Mehrheit. Deutsche mit Migrationshintergrund kommen derzeit auf einen Anteil von 12,5 % (9,8 Mio.) an der Gesamtbevölkerung und Ausländer auf einen von 11,9 % (9,4 Mio.). Doch auch hier dürfte der sinkende Trend beim Anteil von Deutschen ohne Migrationshintergrund kontinuierlich anhalten. Bei Kindern zwischen 0 und 10 Jahren beträgt der Anteil der Deutschen ohne Migrationshintergrund noch gut 60 %, bei den 10- bis 15-Jährigen liegt er bei 64 %.“ – bto: Wir sind eben künftig ein Landvolk. Interessante Perspektive.
- “Städte wie Frankfurt am Main, in denen es mehrheitlich Minderheiten gibt, sind alles andere als ein deutsches Phänomen. In amerikanischen Grossstädten kennt man dies schon seit vielen Jahren. Auch in Europa gibt es in Städten wie Amsterdam, Brüssel oder London keine Mehrheit der «Ureinwohner» mehr. In Amsterdam sind die Niederländer ohne Migrationshintergrund bereits seit dem Jahr 2011 in der Minderheit. Marokkaner bilden dort mit 9% die grösste Ausländergruppe. Bei Kindern unter 15 Jahren ist sogar nur noch eines von drei Kindern rein niederländischer Herkunft.” – bto: Es ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Politik durch jahrelange Misswirtschaft eine Grundfeste der Gesellschaft verändert, ohne die Wirkung offen diskutiert zu haben. Bestimmte politische Kräfte wollten diese Entwicklung, andere haben es “geschehen lassen”.
- “Integration finde in manchen dieser Städte nicht mehr statt, sondern man organisiere im Prinzip schlichtweg das Zusammenleben, sagte der niederländische Integrationsforscher Maurice Crul im Jahr 2018 in einem Interview mit der ‘Frankfurter Allgemeinen Zeitung’. Diversität sei die neue Norm, was allerdings zu kultureller Verunsicherung in der Mehrheitsgesellschaft führen könne.” – bto: was für eine Beschreibung! Ich würde sagen, es führt zu Parallelgesellschaften, weniger Vertrauen und damit weniger Wohlstand. Wir unterschätzen, wie wichtig kulturelle Kompatibilität für wirtschaftlichen Wohlstand ist. In den USA haben wir zudem einen anderen Mix – viel mehr Asiaten – und soziologisch eher Zuwanderer, die aufstiegsorientiert sind. Genau die machen einen großen Bogen um Deutschland.
→ nzz.ch: “In deutschen Städten sieht die Mehrheitsgesellschaft ihrem Ende entgegen”, 9. Juli 2019