Skandale als Zeichen für Stimmungswandel
Der VW-Skandal und der FIFA-Skandal haben aus meiner Sicht etwas gemein: Verhalten, das bisher im Graubereich akzeptiert wurde (obwohl das nicht hätte sein dürfen!), ist nicht mehr von der Gesellschaft akzeptiert.
- Die Autokonzerne manipulieren seit Jahren die Testergebnisse. Jeder wusste es, auch den Behörden war es nicht unbekannt. VW hat sich in Sicherheit gewogen und es besonders wild getrieben. Damit wurde der Bogen überspannt und es kam zum Skandal, der sich zur Existenzbedrohung ausweiten kann.
- Die FIFA steht schon seit Jahren im Verdacht, mit Schmiergeldzahlungen und Korruption nicht nur in der Theorie etwas zu tun zu haben. Nicht wenige prominente Akteure wurden vom Flughafenzoll mit teuren Gastgeschenken aufgegriffen und mussten eine saftige Strafe bezahlen. Doch weshalb sie diese teuren Uhren überhaupt geschenkt bekommen haben und was sich die Schenker davon erwarteten, wurde nie laut diskutiert. Fußball ist nun mal sehr populär, da will man doch die Chefunterhalter nicht bloßstellen. Galt auch im Falle des U. H. aus M. Schon komisch, dass nie der Nutzen seiner Transaktionen für den Verein hinterfragt wurde.
Für mich ist die Akzeptanz von Fehlverhalten eng mit der wirtschaftlichen Entwicklung und der Lage an den Finanzmärkten korreliert. Geht es der Wirtschaft gut und die Finanzmärkte steigen, so herrscht gute Stimmung. Da hat die breite Bevölkerung auch kein Problem damit, wenn der eine oder andere im Graubereich gute Geschäfte macht. Man weiß es, aber akzeptiert es. Ist man doch selbst vielleicht nicht immer ganz ehrlich.
Kommt es jedoch zu einer Abschwächung der Wirtschaft und Turbulenzen an den Börsen, wandelt sich die Stimmung rasch. Was vor Kurzem noch als „okay“ galt, ist es nun überhaupt nicht mehr. Im Gegenteil: Es wird mit aller Härte und vielleicht sogar übertriebener Härte verfolgt, als wolle man nun gutmachen, dass man vorher zu nachsichtig war. Stimmt diese These, so stehen wir vor einer wahren Welle an Enthüllungen.
Die FT kommentiert ähnlich und verweist darauf, dass die Unternehmen auch zu falschen Benchmarks neigen. Sie sagen, „wir sind aber nicht so schlimm wie Wettbewerber X“, was relativ stimmen mag, absolut gesehen aber immer noch ein ethisch falsches Verhalten ist.