Schluss mit nutz­losen Studien

Fachkräftemangel ist kein neues Phänomen. Ebenso wenig die mit dem Akademisierungswahn einhergehende Flut an (Einser-) Abiturienten, die dazu führen, dass die Universitäten sich füllen, wo allerdings leider nicht Naturwissenschaften, Medizin, IT oder Ingenieurwesen studiert wird, sondern zu einem hohen Anteil Fächer, die nur zum Staat oder zu NGOs führen, dort zu unzufriedenen (weil schlecher bezahlten) Arbeitnehmern, die dann nur in Umverteilung und Kapitalismuskritik von den Folgen ihrer eigenen Fehlentscheidungen ablenken können.

In der Schweiz hat man sich die Mühe gemacht, die volkswirtschaftlichen Schäden dieses Ausbildungsverhaltens zu beziffern. In Deutschland dürfte der Schaden überproportional größer sein. Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ):

  • “Geistes- und Sozialwissenschafter sind eine heterogene Gruppe, gehören doch Theologinnen, Philosophen, Historikerinnen, Psychologen, Sprachwissenschafterinnen, Soziologen und Politologinnen dazu. Trotzdem lassen sich gewisse Aussagen machen. Ein Blick in die Daten zeigt jedenfalls, dass die Geistes- und Sozialwissenschafter im Schnitt durchaus anständige Löhne haben – sofern sie 100 Prozent arbeiten.” – bto: Die Frage ist, wo denn die durchschnittlichen Gehälter im Vergleich zu anderen Berufen liegen?
  • “Fünf Jahre nach ihrem Abschluss beträgt der mittlere Verdienst (50 Prozent erzielen mehr, 50 Prozent weniger) von Master-Absolventen 97 000 Franken, wenn sie voll arbeiten. Geistes- und Sozialwissenschafter liegen mit 93 000 Franken etwas darunter. Über 100 000 Franken verdienen Wirtschaftswissenschafter, Juristen und Mediziner.” – bto: Ich finde die hohen Gehälter der Wirtschaftswissenschaftler problematisch, obwohl ich selber einer bin.
  • “Auffallend ist, dass bei den Geistes- und Sozialwissenschaftern fünf Jahre nach dem Abschluss nur eine Minderheit, nämlich 44,5 Prozent der Erwerbstätigen, eine Vollzeitstelle ausfüllt, während es bei den Wirtschaftswissenschaftern mit 85,7 Prozent fast doppelt so viele sind – und solch markante Unterschiede zeigen sich unabhängig vom Geschlecht.” – bto: Das zeugt von einer gewissen Arbeitshaltung.
  • “Im Durchschnitt beträgt der Beschäftigungsgrad bei Sozial- und Geisteswissenschaftern 80 Prozent, bei den Wirtschaftswissenschaftern sind es sogar 95 Prozent. Der wahre Unterschied zwischen den Fächern ist allerdings noch etwas grösser. Man sollte auch berücksichtigen, dass 5 von 100 Geistes- und Sozialwissenschaftern mit einem Master gar nicht erwerbstätig sind, während es bei den Ökonomen nur 1,5 von 100 sind. Ein erstes Fazit lautet somit: Teilzeit dominiert bei Geistes- und Sozialwissenschaftern (…).” – bto: Es deutet auf Probleme hin, weil diese Arbeitszeit der Gesellschaft fehlt.
  • “Erstens ist es fraglich, ob es genügend passende Stellen für diese Abgänger gibt. Der Entscheid für Teilzeitarbeit erfolgt nämlich nicht immer freiwillig. So sagen auf Masterstufe 31 Prozent der Teilzeit arbeitenden Geistes- und Sozialwissenschafter, dass es keine Möglichkeit gegeben habe, eine Vollzeitstelle zu bekommen. Bei den Wirtschaftswissenschaftern sind es 22 Prozent, bei den Medizinern nur 11 und bei den Absolventen technischer Wissenschaften 6 Prozent.” – bto: Das bedeutet, es wird massiv am Marktbedarf vorbeistudiert.
  • “Jeder zweite Geistes- und Sozialwissenschafter erklärt zudem, die Teilzeit entspringe dem Wunsch, neben der Arbeit persönlichen Interessen nachzugehen. Bei Medizinern und den technischen Wissenschaften ist der Anteil ähnlich hoch, dort arbeiten aber viel weniger Teilzeit. Bei den Wirtschaftswissenschaftern sagt das zudem nur jeder Dritte. Der Wunsch nach Selbstentfaltung ist dann problematisch, wenn er durch die Solidargemeinschaft subventioniert wird, weil sie die hohen Ausbildungskosten trägt.” – bto: Damit nicht genug, es führt auch zu einem geringeren wirtschaftlichen Beitrag zum Land und zu höheren Umverteilungslasten in Zukunft.
  • ” (…) in den Naturwissenschaften auch Absolventen mit dürftigen Noten noch eine adäquate Beschäftigung finden. Bei den Geistes- und Sozialwissenschaftern finden Abgänger mit mässigen Leistungen dagegen viel seltener eine Beschäftigung, die ihrem Ausbildungsniveau entspricht. Für schlechte Absolventen der Geistes- und Sozialwissenschaften seien die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt deshalb deutlich schlechter als in anderen Fächern (…).” – bto: Es ist halt doppelt schlecht, wenn man etwas wenig Nützliches auch noch schlecht studiert.
  • “Dazu passt, dass die Geistes- und Sozialwissenschaften nicht selten das Auffangbecken sind für Studierende, die ihr ursprüngliches Studium abbrechen, es aber trotzdem noch einmal versuchen. Durch die Zuflüsse aus anderen Fächern wächst die Zahl der Studierenden um gut einen Zehntel.” – bto: Man müsste einfach Studiengebühren hoch ansetzen und diese per Kredit bezahlen lassen. Dann gäbe es eine Steuerung.
  • “Schliesslich fällt auf, dass nur gut 40 Prozent der Geistes- und Sozialwissenschafter im Privatsektor tätig sind, während der Anteil bei den Wirtschaftswissenschaftern doppelt so hoch ist.” – bto: Die gehen in die Politik, zum Staat und zu NGOs. Dort verbreiten sie dann wirtschaftsfeindliche Parolen, weil sie über das Ergebnis ihrer Studienwahl gefrustet sind.
  • “Wenn Absolventen eines Studiums vermehrt Teilzeit arbeiten, reduziert das ihr Einkommen und damit ihre Steuerrechnung. Das kann so weit gehen, dass die Steuerzahlungen nicht einmal die Studienkosten decken. Bildungsforscher Wolter geht von öffentlichen Kosten für einen tertiären Abschluss von 70 000 Franken aus. Um diese Mehrkosten via Steuern einzuspielen, sollte ein Studienabsolvent laut Wolter durchschnittlich über das ganze Erwerbsleben mindestens 70 Prozent arbeiten.” – bto: Das gilt erst recht bei uns.
  • “Fast alle Wirtschaftswissenschafter überspringen die Hürde zur «Rentabilität» mit Leichtigkeit, weil sie viel arbeiten, viel verdienen und ihre Studienkosten unterdurchschnittlich sind. Dies dürfte auch für das Gros der Geistes- und Sozialwissenschafter gelten.” – bto: Aber sie nehmen die Hürde nicht, weil sie zu wenig arbeiten.
  • “Mit nachgelagerten Studiengebühren könnte man für einen fairen Ausgleich sorgen. Sie sollen laut Wolter sicherstellen, dass alle, die eine tertiäre Ausbildung absolvieren, die von ihnen verursachten Ausbildungskosten durch ihre gezahlten Steuern decken.” – bto: Das finde ich auch.
  • “Zum Vergleich würden Einkommen und Steuerzahlungen von Personen desselben Geschlechts herangezogen, die eine Berufslehre gemacht haben. Übersteigt in einem Jahr die zusätzliche Steuerzahlung im Vergleich zu einer Person mit Berufslehre die Mehrkosten für das Studium von zum Beispiel 2000 Franken, erübrigt sich eine Gebühr. Die 2000 Franken ergeben sich, wenn man die 70 000 Franken für einen tertiären Abschluss durch 35 Berufsjahre dividiert. Für die grosse Mehrheit der Absolventen dürfte das kein Problem sein.” – bto: Eigentlich müsste man den Schuldbetrag jedes Jahr mindestens mit der Inflation wachsen lassen.
  • “Doch diese moderate Kostenbeteiligung würde Studierende dazu motivieren, stärker als heute darüber nachzudenken, welche Arbeitsmarktchancen ihr Fach bietet und welchen Beschäftigungsgrad sie anstreben wollen. Auch müsste man sich gut überlegen, ob man nach einem gescheiterten Studium noch einmal ein neues beginnt. Und es hätte laut Wolter den Nebeneffekt, dass Uni-Absolventinnen nach der Geburt eines Kindes tendenziell etwas rascher ins Berufsleben zurückkehrten, um die Abgabe zu vermeiden.” – bto: Anreize! Darum geht es.

nzz.ch (Anmeldung erforderlich): „Sind Geistes- und Sozialwissenschafter eine finanzielle Bürde für die Gesellschaft?”, 21. Juni 2022