„Italien ist der nächste Euro-Wackel­kandidat“

Ich habe verschiedentlich darauf hinweisen, dass ich Italien für den besten Kandidaten für einen Austritt aus dem Euro halte. Hier einige Fakten aus einem Beitrag der WELT zu diesem Thema:

  • „Ausgerechnet beim Wachstum, der wichtigsten Größe einer Volkswirtschaft, schneidet Bella Italia noch schlechter ab als das ungleich kleinere Griechenland. Gerade einmal 4,5 Prozent an Wachstum hat Italien seit dem Start des Euro im Jahr 1999 zugelegt. Das sind durchschnittlich 0,28 Prozent pro Jahr. Mit diesem Mager-Wachstum ist Italien das Schlusslicht der Euro-Zone.“ – bto: und deshalb der beste Kandidat.
  • „… seit dem Ausbruch der Finanz- und später der Euro-Schuldenkrise befindet sich das Land mit der prägnanten Stiefelform in einem nicht enden wollenden Niedergang. Mittlerweile liegt die Wirtschaftsleistung elf Prozentpunkte unter dem Niveau vor der Krise und befindet sich derzeit auf dem Level des Jahres 2000.“
  • „‚Dies ist eine noch schlechtere Entwicklung als in Japan seit dem Jahre 1990 und sogar schlechter als die Entwicklung der italienischen Wirtschaft in den 30er-Jahren‘, schreibt Daniel Stelter, Bestsellerautor und früherer Spitzen-Berater der Boston Consulting Group in seinem Blog. ‚Ein solcher Einbruch ist ohne Vorbild für eine große Wirtschaft und die Hauptursache liegt in einem nicht wieder korrigierbaren Verlust an Wettbewerbsfähigkeit in den Anfangsjahren des Euros.‘“
  • „Die Arbeitslosenquote des Landes liegt mit 12,5 Prozent nahe ihrem Rekordhoch. Noch düsterer ist das Bild für die unter 25-Jährigen. Jüngsten Statistiken zufolge rangiert die Jugendarbeitslosigkeit bei über 44 Prozent.“
  • „Dabei ist Italien mit seiner hohen Verschuldung auf Wachstum dringend angewiesen. Zum Start des Euro saß das Land bereits auf einem Schuldenberg von 1,2 Billionen Euro. Mittlerweile sind eine Billion dazugekommen. Die Verbindlichkeiten von 2,218 Billionen Euro sind höher als die des ungleich größeren Deutschland. Entsprechend liegt die Schuldenquote des Landes nun bei 135 Prozent, auf dem höchsten Stand seit 1924.“
  • „Wolle das Land weiter Mitglied in der Währungsunion bleiben, seien umfassende Reformen nötig. Allen voran müssten die Bankbilanzen von den notleidenden Krediten befreit werden, damit Institute wieder Kredite vergeben könnten. Doch sogar der IWF räumte ein, dass Italien im Grunde eine unmögliche Mission vor sich habe: einerseits die Schuldenquote rasch zurückführen und andererseits die Wirtschaft so zu unterstützen, dass diese wieder wachsen könne.“
  • „Der italienische Premier Matteo Renzi bekommt den Unmut der Bevölkerung zu spüren. Seine Umfragewerte sind zuletzt stark gefallen. Dafür verspürt Beppe Grillo von der Fünf-Sterne-Bewegung wieder Auftrieb. Sein Ziel: Raus aus dem Euro.“

bto: gute Zusammenfassung. Es bleibt naiv von uns in Deutschland, anzunehmen, dass das politisch auf Dauer durchzuhalten ist.

→ Die WELT: „Italien ist der nächste Euro-Wackelkandidat“, 6. August 2015