Eurorettung: Fakten statt Politikerklamauk

Der Kommentar von Henrik Müller auf SPIEGEL ONLINE  klingt wie eine Zusammenfassung meiner Äußerungen:

“Griechenlands Staatsschulden liegen wieder bei 170 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), der Effekt des Schuldenschnitts von 2012 ist bereits verpufft. Um die Verbindlichkeiten auf tragfähige Höhen zu schrumpfen, müssten die griechischen Finanzminister in der absehbaren Zukunft Haushaltsüberschüsse fahren, wie die OECD vorgerechnet hat.(..) Es ist deshalb keine Panikmache, wenn man schlussfolgert, dass Griechenland einen weiteren Schuldenschnitt braucht. (…). Auch weite Teile des griechischen Privatsektors sind zahlungsunfähig. Knapp ein Drittel der ausstehenden Kredite, die griechische Banken vergeben haben, werden nicht mehr ordnungsgemäß bedient.”
“Ähnlich mies ist die finanzielle Lage in Irland: Die Regierung in Dublin hat zwar längst nicht so viele Schulden gemacht wie die Kollegen in Athen. Dafür stehen auf der Insel private Haushalte und Unternehmen zusammen mit 300 Prozent des BIP in der Kreide. Ein Viertel der Kredite bei irischen Banken ist faul. Die Auslandsverschuldung des Landes liegt bei 425 Prozent. Obwohl Irland im laufenden Geschäft gute Überschüsse erwirtschaftet, ist kaum vorstellbar, wie die gigantischen Verbindlichkeiten jemals auf seriöse Art abgetragen werden können.”

“Nach einer gebräuchlichen Faustformel (bto: präzise gesagt, nach den Studien von Piketty, der dafür die Kaufverträge über Jahrhunderte analysiert hat) beträgt der Wert des Anlagevermögens eines Landes etwa das Vierfache seiner jährlichen Wirtschaftsleistung. Wenn also die Gesamtverbindlichkeiten von Staat und Privatwirtschaft zusammen 400 Prozent des BIP übersteigen, nähert sich ein Land dem Punkt, an dem ein Unternehmen wegen Überschuldung Insolvenz anmelden müsste. Neben Irland hat auch Zypern diese Schwelle überschritten. Portugal kommt ihr mit rund 350 Prozent Gesamtverschuldung gefährlich nahe.” STIMMT! Rechnet man dann noch die ungedeckten Versprechen der Politik für Renten, Pensionen und Gesundheit hinzu, ist eindeutig: Es ist kein Eigenkapital mehr übrig. Die Volkswirtschaften sind überschuldet. Jetzt muss Henrik Müller nur noch den letzten Schritt machen, den sein Kollege Wolfgang Münchau vor einigen Wochen gegangen ist: Schuldenschnitte fordern.

SPIEGEL ONLINE: Frau Merkel fährt nach Griechenland, 7. April 2013