EMU brutality in Greece has destroyed the trust of Europe’s Left

In einem demnächst bei The Globalist – und dann natürlich auch hier – erscheinenden Kommentar stelle ich fest, dass die Angelsachsen schnell dabei sind, von Deutschland mehr Solidarität in Europa zu fordern. Dies tun sie, obwohl sie besser als die Ökonomen innerhalb der Eurozone wissen, dass das Konstrukt nicht überlebensfähig ist. Sie müssen ja nicht mit bezahlen.

Ambrose Evans-Pritchard ist ein wirklich guter Analytiker. Ich teile seine Sicht weitgehend. Doch auch er verfällt in zwei einfache Muster: Die Deutschen sind die Gewinner des Euros, verfolgen eine falsche Politik, wollen die anderen Länder Europas unterwerfen und sie zu ewigem Sparen verdonnern.

Die Wirkung sieht man ihm zufolge an einem Absturz, der in Summe tiefer geht als in der Zeit zwischen 1929 und 1935:

Das von Deutschland durchgesetzte Sparprogramm wird dies weiter verstärken. – bto: Das sehe ich wirklich auch so, wir brauchen dringend eine Umschuldung in ganz Europa, um die Krise zu überwinden. Nur kann es auch nicht sein, dass wir als Gläubiger einfach verzichten, ohne als Gegenleistung zumindest fundamentale Verbesserungen zu erzielen in den Bereichen Arbeitsmarkt und Wettbewerbsfähigkeit. Und wir benötigen vor allem Instrumente, um zu verhindern, dass sich eine derartige Krise wiederholt. Zur Erinnerung:  Verdeckte Schulden der Staaten für die alternde Gesellschaft brauchen auch eine Lösung!

Evans-Pritchard beschreibt sehr schön, wie wir in Europa auseinanderdriften und auch, wie sehr die antideutsche Stimmung wächst. Das ist fatal. Der Vergleich mit dem Schuldenerlass für Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg hinkt in mehrfacher Hinsicht. Vor allem ist es naiv, anzunehmen, es gäbe danach in Griechenland oder woanders in Europa ein Wirtschaftswunder. Der große Unterschied war damals: Es gab einen Schuldenschnitt und keine dauerhafte Finanzierung von Defiziten. Deshalb bleibe ich bei meiner Forderung: Schuldenrestrukturierung für Europa und damit Bereinigung der Vergangenheit. Aber kein Freibrief für dauerndes Leben auf Pump. Diese Forderung erhebt Evans-Pritchard nämlich nicht. Er wünscht sich eine Dauersubvention. Warum nur?

→ The Telegraph: EMU brutality in Greece has destroyed the trust of Europe’s Left, 15. Juli 2015

Kommentar (1) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Dieter Krause
    Dieter Krause sagte:

    Warum nur? Mein Gott – ist doch ganz einfach: SCHWÄCHUNG DEUTSCHLANDS! Ein ökonomisch geschwächtes Deutschland (durch Transfers – oder verlorene Kredite – nach Griechenland und andere GIPS-Staaten) ist definitiv nicht mehr an einer politischen Union der Euro-Staaten interessiert. Die nach ihrem Zustandekommen dann natürlich auch auf GB einen großen Druck (und Sog?) ausüben würde (wie die EWG nach 1958 – am Ende traten dann 1973 auch die Briten mit ein). – Ist ein bisschen wie die deutsche Reichsgründung 1866-1871: Erst durch den Krieg gegen Frankreich 1870/71 wurde Bayern mit in das neue Deutsche Reich hineingezwungen! Die wollten eigentlich gar nicht und fühlten sich dem katholischen Östereich viel stärker verbunden. Aber Bismarck – und die patriotisch hochkochende öffentliche deutsche Meinung im Krieg gegen Frankreich – haben die bayerischen Eliten dann in das ungeliebte, von Preußen dominierte Deutsche Reich mit hineingehievt. Freilich mit vielen staatlichen Reservatrechten, die bis 1918 bestanden. Noch mal ein bisschen deutsche Geschichte büffeln, Herr Stelter!
    PS.: Ohne die Ukraine-Krise (und den Konflikt mit Rußland) wären die zentrifugalen Kräfte in der EU (und Euro-Zone) wohl noch viel stärker! Wahrscheinlich braucht die EU immer einen äußeren Feind, um sich stärker zu integrieren. Vor 1989 war das der kommunistische Ostblock – und jetzt wieder Rußland und ein bisschen der militante Islamismus des Nahen Ostens!

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