Die Piketty-Bombe
Da ist das Buch von Thomas Piketty in aller Munde, viel kommentiert und schwer zu bekommen. Der Autor genießt “Rockstar”-Status, und die FT schließt sich den Forderungen nach mehr Umverteilung an, “um den Kapitalismus” zu retten. Und nun das: Die Daten, die Piketty in seinem Buch zeigt, scheinen nicht durchgehend zu stimmen. Gerade für den kritischen Zeitraum seit 1970 konnte die FT in einer Recherche den von Piketty aufgezeigten Anstieg der Vermögenskonzentration in UK und USA nicht bestätigen. Nun mag man denken, dass Piketty damit wirklich in dieselbe Liga wie Reinhart/Rogoff gehört, denen ebenfalls Rechenfehler nachgewiesen wurden. Problematisch wird es dadurch, dass Piketty seine Daten mit einem Theoriegebäude verbindet, welches zu recht umstritten ist. Gerade die Annahme, dass die Kapitalrendite nachhaltig über der Wachstumsrate einer Volkswirtschaft liegt, wird von vielen bezweifelt. Ein genauerer Blick bestätigt diese Zweifel. So kann die Gewinnquote nicht ewig steigen, und Perioden einer zeitweisen Bevorzugung von Kapital folgen Perioden, in denen der Faktor Arbeit einen höheren Anteil am Volkseinkommen hat – angesichts unserer demographischen Ausssichten durchaus zu erwarten. In den kommenden Tagen wird es sicherlich noch mehr zu dem Thema zu lesen geben. Hier deshalb drei Hinweise:
Der FT-Artikel, in dem die Datenprobleme aufgedeckt werden:
→ FT (Anmeldung erforderlich): Piketty findings undercut by errors , 23. Mai 2014
Die F.A.Z.-Notiz dazu:
→ FAZ: Schwere Vorwürfe gegen den neuen Star-Ökonom , 24. Mai 2014
Und ein Beitrag, der sich schon tiefer inhaltlich damit auseinandersetzt, vom Mises Institut in Kanada:
→ Mises Canada: Are You Kidding Me? Now Allegations That Piketty Fudged His Wealth Data , 24. Mai 2014
Klar ist, dass trotz Datenfehlern die inhaltliche Diskussion weiter in Richtung Vermögensbesteuerung gehen wird. Für Piketty, dessen Reputation bisher deutlich mehr auf der Qualität der Datenanalyse als auf dem Theoriegebäude beruhte, könnte es das Ende des Rockstar-Status einläuten.
Folgende Zuschrift eines Lesers erreichte mich hierzu heute:
Dummes Zeug, was FT und F.A.Z. da schreiben, Herr Stelter! War doch klar, dass diese Blätter nach jeder unklaren Komma-Abweichung Pikettys suchen würden! Hier ist ganz viel Ideologie mit im Spiel!
Früher haben FT (und sogar auch die F.A.Z.) bekanntlich auch das Bullshit-Theorem Trickle-Down-Effekt mit hochgejubelt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Trickle-down-Theorie
https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2012/august/der-preis-der-ungleichheit
Zuviel Ungleichheit behindert definitiv das Wirtschaftswachstum! Man braucht sich hier nur mal mit Oligarchen-Ökonomie zu befassen, die stets auch mit einem korrupten Rechtsstaat einhergeht (Rußland, Ukraine etc.)!
Mit freundlichem Gruß.
Für micht zeigt diese Zuschrift zwei Dinge: a) Es ist durchaus ein hoch-politisches und -emotionales Thema b) Es geht nicht um ein paar Zahlen hier und da, sondern um die grundsätzliche Frage wie wir mit einer Überschuldungssituation umgehen.