CO2-Speicherung und -nutzung als Beispiel für intelligente Lösungen
Für meine Besprechung des Wahlprogramms der Grünen (Sonntag, 5. September 2021) kämpfe ich mich gerade durch die Seiten. Grundgedanke: Einschränkung, Verzicht, Änderung der Lebensweise.
Nicht enthalten: Technologien zur Speicherung oder Nutzung von CO2 – denn das wäre ja ideologisch schwer. Aber es gibt auch Ausnahmen, so in Hamburg, wo die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank und Umweltsenator Jens Kerstan, beide Politiker der Grünen, eine „Direct Air Capture“ genannte Anlage zur Abscheidung von Kohlendioxid eingeweiht haben. Die WeLT berichtet:
- “Die Idee erscheint naheliegend, die Welt mithilfe sehr vieler CO2-Sauger zumindest von einem Teil ihrer Klimagas-Last zu befreien, doch so simpel ist es nicht. Jahrelang hat das von zwei Deutschen gegründete Unternehmen Climeworks mit Hauptsitz in Zürich die Technologie bereits entwickelt und verfeinert. Mittlerweile setzt Climeworks in Europa insgesamt 15 solcher Maschinen ein, auch in Kooperation mit Unternehmen.” – bto: und wir wissen, dass es natürlich zu einem Kostenverfall kommen wird, da wir erst am Anfang der Entwicklung stehen.
- “Hans Schäfers, Energieexperte und Professor an der HAW, schätzt, dass sich bis zum Jahr 2045 in Deutschland der Ausstoß der klimarelevanten Gase um 95 Prozent reduzieren lässt: ‘Der größte Teil der heutigen Treibhausgase wird sich bis dahin vermeiden lassen, vor allem durch den Einsatz erneuerbarer Energien, aber auch durch Energieeinsparung’, sagt er. Allerdings blieben dann in Deutschland noch immer rund 63 bis 65 Millionen Tonnen CO2, die nicht vermieden werden könnten, etwa Ausgasungen aus Äckern oder von Viehbeständen: ‘Diesen Rest müssen wir kompensieren, und dabei wird solchen Anlagen zur Abscheidung von Kohlendioxid eine wichtige Rolle zukommen.’ Climeworks-Manager Teuchert schätzt, dass im Jahr 2050 jährlich etwa zehn Milliarden Tonnen CO2-Aquivalent aus der Luft herausgeholt werden müssen: ‘Das schafft man nicht allein mit Wiederaufforstung.’“ – bto: Aber mit Technologie und genau darum geht es!
- “Climeworks verfolgt zwei Strategien: Einerseits kann das Kohlendioxid, das die Anlagen auffangen, in der chemischen Industrie und in der Energiewirtschaft wiederverwendet werden – zur Herstellung synthetischer Kraftstoffe oder von Chemikalien, für deren Produktion künftig keine fossilen Energien mehr aus dem Boden geholt werden müssen.” – bto: Das ist genau das, was unter Kreislaufwirtschaft firmiert.
- “Die zweite Möglichkeit, sagt Teuchert, bestehe darin, das aufgefangene Kohlendioxid unterirdisch zu speichern. Die größte Anlage, die Climeworks derzeit betreibt, steht in der Nähe der isländischen Hauptstadt Reykavik, sie hat eine Kapazität von rund 4000 Tonnen im Jahr. Betrieben wird sie – CO2-neutral – mit Strom aus einem Erdwärmekraftwerk. Das Kohlendioxid, das die Anlage auffängt, wird in Basaltformationen hinein gepresst und härtet dort aus.” – bto: Großbritannien möchte CO2 in den ehemaligen Öl- und Gasfeldern der Nordsee lagern.
- Die Kosten bleiben gigantisch: “‘Der Aufbau einer Energiewirtschaft, die auf erneuerbaren Energien basiert, kostet allein in Deutschland bis zu 3,5 Billionen – 3500 Milliarden – Euro’, sagt Energieexperte Schäfers. ‘Aber wenn alle notwendigen Elemente dafür integriert sind, arbeitet ein solches System wesentlich effizienter und mit weitaus geringeren Verlusten bei der Energieumwandlung als das heutige Versorgungssystem, das auf fossilen Energien basiert.’“ – bto: Und das nur, wenn wir alles effizient und effektiv machen.
- “Dutzende Unternehmen und wissenschaftliche Institutionen beteiligen sich an dem Netzwerk, bei dem es vor allem um die Verbindung der einzelnen Energiemärkte und die Speicherung erneuerbarer Energien in ‘grünem’ Wasserstoff geht. Die Erzeugungsleistung der erneuerbaren Energien müsse bis 2030 ‘verdreifacht’ werden, um dem Ziel einer klimaneutralen Energieversorgung näherzukommen, sagt Beba – und das gelte für Norddeutschland, das bei der Energiewende wegen des hohen Aufkommens an Windstrom deutschlandweit ohnehin schon an der Spitze stehe.” – bto: Auch das zeigt, dass wir einen anderen Weg brauchen.