Also doch: “Geringverdiener schließen zur Mitte auf”
Vor einer Woche habe ich an dieser Stelle meinen Kommentar im the Globalist verlinkt, indem ich die Argumentationshilfe von Marcel Fratzscher vom DIW für mehr Umverteilung kritisiere: „Is Germany Really Poverty-Stricken?“
Die Presseabteilung des DIW hatte mich – wie bereits geschrieben – um Korrekturen gebeten. Die zwei formellen hatte ich vorgenommen (da berechtigt). Den Punkt, wonach die Ungleichheit nach Daten des DIW zugenommen habe, habe ich allerdings nicht korrigiert, da dieser Fakt eben nicht in den Zahlen der OECD zu finden ist. Nach diesen sind die Einkommen des unteren Dezils deutlich schneller gewachsen als die in der Mitte.
Nun die Überraschung! Nur zehn Tage später kommt das DIW mit der gleichen Erkenntnis um die Ecke. Ohne natürlich zu vergessen, dass nicht nur die Geringverdiener aufholen, sondern auch, dass “die Spitze davon zieht”. Als Begründung für Umverteilung genügt das aber nicht in einer Welt von Null-Zins. Hier nun die Ergebnisse des DIW, ganz auf Linie der OECD:
- Zunächst bringt der SPIEGEL die politisch gewünschte Message: “Arbeitnehmer mit hohen Gehältern gehören im Schnitt zu den Gewinnern der vergangenen Jahre. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zur Lohnentwicklung in Deutschland. Im oberen Einkommensdrittel legten die realen Bruttostundenlöhne von 1995 bis 2015 um 0,4 bis 0,5 Prozent pro Jahr zu. In den letzten drei Jahren der Erhebung (2012 bis 2015) lag das Plus sogar bei 2,4 bis 2,5 Prozent pro Jahr.” – bto: Aber mal ehrlich, 2,5 Prozent sind, nun ja, nicht wirklich der Hammer, oder?
- “Für die jüngere Vergangenheit hat das DIW zudem Zuwächse bei Arbeitnehmern mit unterdurchschnittlichem Lohnniveau ausgemacht. Dort lag das Plus von 2012 bis 2015 bei 1,4 bis 2,2 Prozent.” – bto: aha.
- “Am geringsten profitiert von den Lohnzuwächsen seit 2012 haben vor allem mittlere Einkommen. Bis 2015 stiegen sie pro Jahr um gerade einmal 0,7 Prozent. Diese leichten Zuwächse reichen gerade einmal aus, um Verluste der Jahre davor zu kompensieren. Von 1995 bis 2015 lag die jährliche Wachstumsrate mittlerer Einkommen im Schnitt bei null Prozent.” – bto: Deshalb sollte man auch diese Gruppe entlasten! Nicht belasten (am Ende trägt sie immer die Last, auch bei höheren Steuern, die angeblich nur die Reichen treffen), wie es die SPD und Herr Fratzscher (auch wenn er immer so tut, als würde er es ja so nicht meinen) vorschlagen.
Oh Mann!