Lebt die Katze noch?

Der österreichische Physiker Erwin Schrödinger hat zum Beleuchten der Probleme der Quantenphysik einen theoretischen Fall konzipiert: Eine Katze wird in eine Kiste mit Gift gesetzt. Das Gift wird dann frei gesetzt, wenn ein Atom einer radioaktiven Substanz freigesetzt wird. Da dies, nach Annahme der Quantenphysik, sowohl der Fall wie auch nicht der Fall sein kann, ist die Katze demzufolge lebendig und tot zugleich. Was stimmt, weiß man erst, wenn man die Kiste wieder öffnet. So knackig beschreibt nur die FT den Zustand der Kapitalmärkte in Zeiten des QE. Die Wahrscheinlichkeit von Zahlungsausfällen bei Unternehmensanleihen ist fast so tief wie zur Zeit des Booms 2005 bis 2008. Wenn QE ewig weitergeht, kann man davon ausgehen, dass es so bleibt. Sollte es aber zu einem „Tapering“ kommen, dürften die Konkurse deutlich ansteigen.

(Zwei Anmerkungen von bto: a) Die Gewinne der Unternehmen sind nicht zuletzt dank der tiefen Zinsen so hoch, b) Zinsen können auch steigen, obwohl die Zentralbanken es nicht wollen. So liegen die Zinsen trotz Verschieben von Tapering in den USA deutlich über dem Niveau vom Frühjahr.)
Diese Analogie passt nicht nur zum Thema Unternehmenskonkurse, sondern zum Zustand der US-Wirtschaft insgesamt. So befinden sich die USA im 54. Monat des Wirtschaftsaufschwungs deutlich über dem Durchschnitt von 39 Monaten seit 1854 (bto: aber sicherlich viel schwächer!). Bleibt zu hoffen, dass es so bleibt.

FT (Anmeldung erforderlich): Dead or alive? The puzzle of Schrödinger’s markets, 13. Dezember 2013

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