Die stumpfe Waffe der EZB
Während aus dem angelsächsichen Raum immer der Ruf ertönt, die EZB möge doch nun endlich massives Quantitative Easing beginnen, um eine Deflation zu verhindern, bleiben Zweifel an der Wirksamkeit angebracht. Abgesehen davon, dass es zu einer Schuldensozialisierung durch die Hintertür führen würde. Daniel Gros, der Direktor des Centre for European Policy Studies, fasst die Unterschiede zwischen der Lage in den USA und in Europa schön zusammen. Dabei wird klar, QE wirkt in Europa nicht – nur zur Schuldensozialisierung!
- “(…) in Europa, werden Investitionen hauptsächlich über Bankdarlehen finanziert (…), die typischerweise keine langfristige Laufzeit haben – oft weniger als fünf Jahre –, weil Banken selbst über wenig sichere langfristige Finanzierung verfügen. Zudem sind die Zinsen, die für diese Darlehen erhoben werden, nicht an die marktüblichen Sätze gebunden, sondern an die Refinanzierungskosten, die bereits fast bei null liegen.”
- “In der Eurozone werden niedrigere langfristige Zinsen für Staatsanleihen daher wahrscheinlich nicht die Finanzierungsbedingungen des Unternehmenssektors verbessern und nicht die Investitionsnachfrage ankurbeln.”
- “Haushalte spüren die Folgen der niedrigeren Zinsen vor allem über Hypotheken. Aber Südeuropa setzt hauptsächlich auf variable Zinsen. Das bedeutet, dass die quantitative Lockerung zum Beispiel keine Wirkung in Spanien entfalten würde, wo die Hypotheken an kurzfristige Zinsen gebunden sind, die bereits bei fast null liegen.”
- “Obwohl quantitative Lockerung in einer Schuldnerwirtschaft mit einem flexiblen Finanzsystem wie den USA funktionieren kann, kann sie in einer Gläubigerwirtschaft mit einem konservativen Finanzsystem fehlschlagen. Das ist das eigentliche Argument gegen eine quantitative Lockerung in der Eurozone (…)”
→ FuW: Die stumpfe Waffe der EZB, 16. Oktober 2014
Passend dazu wird an anderer Stelle von einer Rede von Bundesbankpräsident Weidmann berichtet, der letztlich in die gleiche Richtung argumentiert. Natürlich steht dahinter vor allem die Erkenntnis, dass die Sozialisierung über die EZB das eigentliche Ziel ist und diese in keinerlei Hinsicht demokratisch legitimiert ist. Schade ist aus deutscher Sicht allerdings, dass Herr Weidmann alleine kämpfen muss. Der Beitrag zeigt zudem sehr schön, weshalb Italien und andere Länder in einer Schuldenspirale gefangen sind, die nur in irgendeiner Form von Konkurs wird enden können – wenn die EZB die Schulden nicht doch monetarisiert.