Die Schulden haben den Höhe­punkt erreicht

Gestern haben wir auf die Vermögen geblickt und auf die Notwendigkeit, diese (relativ zum Bruttoinlandsprodukt) zu entwerten. Heute blicken wir auf die (noch) unangenehmere andere Seite der Diskussion: die Schulden. The Economist fasst das Problem zusammen:

  • „(…)  i > g, is a variation on the Piketty rule. It applies when nominal interest rates (or risk-free returns) exceed nominal growth. The troubling conclusion from this expression applies to debt. In an i > g world, growth in the revenues, wages or tax receipts that a debtor earns will be slower than the interest accumulating on their borrowing, meaning debt levels have the potential to explode.“ – bto: Also konkret muss man einen Teil der Zinsen aus Steuern zahlen und sie sich nicht einfach leihen.
  • „An i > g world is unfamiliar to America and most of the West. Since the end of 2009 nominal growth has been higher than nominal rates (aside from the first half of 2020, when the covid-19 pandemic crashed the economy).“ – bto: … und Italien, wo man sehr schön beobachten kann, was so ein Umfeld bedeutet.
  • „Now America is about to cross the threshold. In the first quarter of 2023 robust annualised real economic growth, of 4.5%, and troublesomely high inflation meant that nominal gdp rose at an annualised rate of 8.3%, easily exceeding nominal interest rates of around 5%. A panel of economists surveyed by Bloomberg, a data firm, anticipate that in the second quarter of the year growth will slip to just 0.4% and inflation to 3.3%. Nominal growth is forecast to be just 3.7%—well below nominal rates of around 5.2%.“ – bto: Wobei sich die Frage stellt, ob die Fed das zulassen wird.
  • „Government debts will grow faster than tax receipts. A single quarter of this might be bearable. Unfortunately, economists expect the situation to last a year or more.“ – bto: Wie gesagt, ich denke die Notenbank wird das nicht zulassen, es wird Yield Curve Control geben.
  • „Many companies hold a mix of fixed- and floating-rate debt, meaning they will also be somewhat insulated. But the maturities of their debts tend to be much shorter than those of mortgages. A large portion of corporate fixed-rate debt is due to roll over in 2024. Companies that are preparing to refinance are getting nervous. Raphael Bejarano of Jefferies, an investment bank, points out that many corporate treasurers have been spooked by just how difficult it has been to issue debt over the past year. (…) What they really fear is being unable to roll their debt over at all.“ – bto: Und das wäre ein wirkliches Desaster.
  • „The most-exposed companies include many that have been recently snapped up by private-equity barons. Private-credit loans taken on by their firms’ portfolio companies tend to have floating rates. During the last major credit cycle, in 2008, many private-equity firms were able to hang on to their overleveraged acquisitions by negotiating with lenders, which were mostly banks. This time around they will be going toe-to-toe with private-credit lenders, many of which also employ hefty private-equity teams and will be more than happy to take on overleveraged firms. In a sign of what may be to come, on May 16th kkr, a giant private-assets firm, allowed Envision Healthcare, a portfolio company in which it invested $3.5bn at a $10bn valuation in 2018, to fall into bankruptcy and be seized by its lenders.“ – bto: Nicht schön.
  • „It is far easier to swallow a high cost of capital when it is matched by high returns on said capital. And that will not be the case for much longer.“ – bto: Das ist das Spiegelbild für die fallenden Vermögenspreise.

→ economist.com (Anmeldung erforderlich): „The American credit cycle is at a dangerous point“, 24. Mai 2023

Kommentare (31) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Vater Thiel
    Vater Thiel sagte:

    In Anlehnung an die Piketty-Formel i > g:

    Sei c der prozentuale Anteil meines nominalen Brutto-Einkommens, das ich im Durchschnitt an der Börse verzocke, und g die nominale Wachstumsrate meiner Volkswirtschaft, und damit implizit die nominale Wachstumsrate meines Bruttoeinkommens.

    Wenn dann längerfristig die Casino-Formel c > g gilt, steigt explosionsartig das Potenzial, das die Schulden aus Spekulations-Krediten bei meiner Hausbank ausser Kontrolle geraten.

    Ist das korrekt ?

    Gibt es für dieses mein Problem eine Lösung ?

    Wieso setzen die Regierung und die Zentralbank nicht alle Hebel in Bewegung, um g auf einen Wert über c zu steigern ?

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Vater Thiel

      “Sei c der prozentuale Anteil meines nominalen Brutto-Einkommens, das ich im Durchschnitt an der Börse verzocke (…) Wieso setzen die Regierung und die Zentralbank nicht alle Hebel in Bewegung, um g auf einen Wert über c zu steigern ?”

      Sie müssen sich schon in “Onkel Goldman” oder ähnliches umbenennen, wenn Sie erwarten, dass sich die Regierung und die Zentralbank darüber Sorgen machen, wie viel Sie mit Spekulationen am Kapitalmarkt verzockt haben… ;)

      Antworten
      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        @ Richard Ott

        Dann lieber Onkel Dagobert, der Held meiner Kindheit.

        Der hatte einen regelmässig wiederkehrenden Alptraum:
        “Wirst betteln gehn am Strassenrand, unter Brücken schlafen und von Abfällen Dich nähren”.

        Reichste Ente der Welt zu sein, scheint nicht vor Urängsten zu schützen.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Vater Thiel

        Ich hab nie verstanden, warum Onkel Dagobert nicht seine eigene “Too big to fail”-Bank gegründet hat oder wenigstens die regierenden Parteien in Entenhausen ordentlich geschmiert hat, um im Pleitefall abgesichert zu sein.

  2. weico
    weico sagte:

    Ottmar Issing rechnet langfristig mit einem Schuldenschnitt,wie er im Interview der NZZ meinte.

    Besonders schön und treffend fand ich die Aussage zur Währungsunion/Euro :

    “Ein Zusammenkrachen der Währungsunion wäre ein ökonomisches und politisches Desaster. Das wird die Politik verhindern. Die Frage ist für mich nicht, ob der Euro überlebt, sondern welcher Euro überlebt und wie stabil er sein wird.”

    https://12ft.io/proxy?q=https%3A%2F%2Fwww.nzz.ch%2Fwirtschaft%2Fotmar-issing-der-erste-chefoekonom-der-europaeischen-zentralbank-zieht-nach-25-jahren-bilanz-ich-sehe-mit-grosser-sorge-die-zunehmende-politisierung-der-ezb-ld.1739310%3Freduced%3Dtrue

    Antworten
  3. Beobachter
    Beobachter sagte:

    Ich weiß nicht, was ich von Snider halten soll. Er jedenfalls sieht nur Deflation und Rezession. Was sagen seine Jünger?

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    • Stoertebekker
      Stoertebekker sagte:

      @Beobachter

      Wo ist Ihre Dissonanz?

      In D hatten wir mit Q4/22 und Q1/23 bereits den Beginn der Rezession. Noch VOR (!!) SVB und CS. Mittlerweile rechnen selbst die Ökonomen mit ner ganzjährigen Rezession. Und die Chemie hatte bereits vor Wochen auf ein erwartet schlechtes 2. HJ vorbereitet.

      Der USD ist in den letzten Wochen von 1,11 auf 1,07/08 gestiegen.

      Läuft doch alles entsprechend seiner Vorhersage. Gab in den letzten Tagen n bisschen Ablenkung wegen der debt-ceiling-Diskussion in den USA.

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Stoertebekker

        “Rezession” ist so ein böses Wort.

        Wieso nennen Sie es nicht “nachhaltiges, grünes Degrowth”?

      • Beobachter
        Beobachter sagte:

        @stoertebekker: Die Dissonanz bezog sich mehr darauf, dass Lagarde unbeirrt weitere Zinsschritte ankündigt.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Beobachter

        Ach so. Ja, wird spannend, wann sich die Erkenntnis Bahn bricht, dass die ZBs bzgl. des realen Wirtschaftsgeschehens vernachlässigbar sind bzw. sogar schaden.

        Siehe auch die Verlinkung zur truflation von @M Stöcker. Genau das macht den Unterschied. Möglichst zeitnahe Daten sind für die Steuerung unerlässlich – weiß jeder Unternehmer. Interessiert die staatlichen Institutionen halt nicht.

        PS Mir gefällt diese Dissonanz aber. Dadurch gibt’s gelegentlich noch n kleines Feld der „unvollständigen Information“, in dem man n paar persönliche Wetten eingehen und gewinnen kann.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @R Ott

        Moin. Legen Sie doch mal Ihre Grünfilter-Brille ab. Die Rezession kommt WELTWEIT, egal, wer wie regiert. Ölpreise fallen, Gaspreise fallen, Commoditypreise fallen generell. usw. Da sind die Rohstoffländer auch gebeutelt. Lediglich die Überbewertung von KI (eg Microsoft, Alphabet usw.) vernebelt an manchen Stellen den Blick.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Stoertebekker

        “Legen Sie doch mal Ihre Grünfilter-Brille ab. Die Rezession kommt WELTWEIT, egal, wer wie regiert.”

        Sie glauben nicht, dass zum Beispiel ein Land mit besonders dummer Wirtschafts- und Außenpolitik seine Wirtschaftsleistung dadurch auch ganz besonders deutlich nach unten drücken kann?

        Hat da jemand vielleicht selbst gerade wieder seine grüne Brille auf – aber eine in Herzchenform? ;)

        “Ölpreise fallen, Gaspreise fallen, Commoditypreise fallen generell. usw. Da sind die Rohstoffländer auch gebeutelt.”

        Dafür läuft es in den Rohstoffländern allerdings gerade deutlich besser als in den USA und ihren Vasallenstaaten…

    • weico
      weico sagte:

      @Beobachter

      “Er jedenfalls sieht nur Deflation und Rezession”

      Es kommt halt darauf an WO Er/man solches “sieht”.

      Die meisten “Experten” haben ihr eingeschränktes Weltbild halt voll auf die USA und den “Westen” fokussiert.

      Wie unterschiedlich die Wahrscheinlichkeit einer Rezession z.B. von Bloomberg eingeschâtzt wird…..

      https://media.licdn.com/dms/image/D5622AQHwuUf9_61dlg/feedshare-shrink_800/0/1681391957551?e=1688601600&v=beta&t=VMAxNGRAypbCXnwP8kzC6Pd77WaFdkVOqSrMSTBUB_s

      Das nun Deutschland in die Rezession eingetreten ist,verwundert bei solch einer Ampel-Sanktionspolitik wohl kaum.

      Antworten
  4. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    i > g ist die Prämisse, die m. A. n. für eine lange Zeit gelten wird.

    Der Grund ist die Inflation, die nicht mehr auf die Zielmarke der Notenbanken + 2% fallen wird und Zinsen darüber verlangt für Kredite, die den Akteuren der Privatwirtschaft gewährt werden.

    Gefährdet sind m. A. n. vor allem hochverschuldete Unternehmen – darunter gerade auch Start-ups −, die nicht über Preiserhöhungen einspielen können, was sie an Schuldendienst leisten müssen.

    Allerdings wird g nicht so tief fallen und bleiben und i nicht so gewaltig steigen, dass es zu untragbaren Differenzen zwischen den beiden Größen kommt.

    Eine sich dauerhaft verfestigende Deflation ist nicht zu erwarten.

    Denn klar, dass die Notenbanken sie nicht zulassen werden mit ihren Möglichkeiten, dafür zu sorgen, dass das Finanzsystem genügend Liquidität bereitstellt und die Staaten auch nicht mit ihren Möglichkeiten, mittels Verschuldung für Nachfrage zu sorgen.

    Daher ist richtig:

    >„Government debts will grow faster than tax receipts. A single quarter of this might be bearable. Unfortunately, economists expect the situation to last a year or more.“ – bto: Wie gesagt, ich denke die Notenbank wird das nicht zulassen, es wird Yield Curve Control geben.>

    Die Notenbanken werden UNTERSTÜTZEN, dass sich die Staaten STEIGENDE Verschuldung bei geringem Wachstum und daher gerade mal inflationsbedingten Steuermehreinnahmen leisten können.

    Mein Fazit:

    >Die Schulden haben den Höhepunkt erreicht>

    Wenn damit gemeint sein soll, dass die Gesamtverschuldung – welche auch immer – nicht mehr zunehmen könne, halte ich diese Feststellung für eine FEHLEINSCHÄTZUNG.

    Die Verschuldung wird weiter ZUNEHMEN und vermutlich noch schneller als in der Vergangenheit.

    Dies trifft insbesondere auf die GRÖSSTEN Schuldner zu – die Staaten (die nicht immer die besten Schuldner sind und PRINZIPIELL auch als gefährdet eingeschätzt werden müssen).

    Man sehe nur, wie es in USA läuft:

    Wie geschmiert, mit etwas Ausgabenbeschränkungskosmetik drum herum.

    ANDERS geht es NICHT, wenn man das System nicht in Instabilität fallen lassen will.

    Und das will man nicht.

    Wenn eine weiterwachsende Verschuldung der Preis dafür ist, dann wird er eben gezahlt.

    Bekommt davon morgen jemand Bauchweh?

    Nicht das ich wüsste.

    Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        Ich behaupte nicht, dass die errechneten Zahlen zur Inflation (Verbraucherpreise) das Gelbe vom Ei und unantastbar sind.

        Ich behaupte allerdings

        a) dass sie zutreffend die wesentlichen Ausgaben vieler Menschen abbilden und insofern sehr beachtlich sind

        und

        b) dass die Veränderungen auch von nicht zutreffend errechneten Zahlen Beachtliches aussagen, wenn die Basis der nicht zutreffend errechneten Zahlen und der Rechenmodus konstant bleiben.

        Beispielhaft für mich gesprochen:

        Es mag ja sein, dass die Inflation „der“ Lebensmittel nicht sehr gut die Inflation der Nahrungsmittel widerspiegelt. Wenn ich aber höre und lese, dass sie zweistellig gestiegen sind, dann kann ich das am Kassenzettel meiner ziemlich konstanten Einkäufe in etwa bestätigen – ein paar Prozentpunkte hin oder her.

        Das ist hinreichend.

        Die VERÄNDERUNG interessiert, NICHT die Genauigkeit (in diesem Kontext).

        „True“ brauche ich nicht und die meisten Menschen wohl auch nicht.

    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Tischer

      “ANDERS geht es NICHT, wenn man das System nicht in Instabilität fallen lassen will. Und das will man nicht. Wenn eine weiterwachsende Verschuldung der Preis dafür ist, dann wird er eben gezahlt.

      Bekommt davon morgen jemand Bauchweh?”

      Oh, da kenne ich schon ein paar Leute. In Ihrer Generation allerdings eher nicht. ;)

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        Ich habe von Bauchweh geredet, nicht von Kopfweh.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        Wenn der Rentnerbauch schön vollgestopft ist, ist der Kopf besonders aufnahmefähig für Tagesschau-Propaganda.

  5. komol
    komol sagte:

    Noch nicht ganz – die ZBs sind noch nicht tot, aber sie wanken. Es werden noch einmal 5-10 Jahre kommen, in denen sie auf “Teufel komm raus” drucken werden. Aller “guten Dinge” sind 3. Und das können sie auch und vor allem über Zinssenkungen, weil wir kein tieferliegendes Inflationsproblem haben – ganz im Gegenteil, denn ein Strukturwandel wie dieser ist von einem brutalen defl. Druck begleitet, und der wird, wo wir jetzt in die Hauptphase des S.wandels kommen noch viel stärker als zw. 08-20 werden!

    Antworten
  6. Vater Thiel
    Vater Thiel sagte:

    “In an i > g world, growth in the revenues, wages or tax receipts that a debtor earns will be slower than the interest accumulating on their borrowing, meaning debt levels have the potential to explode.”

    Wieso gibt es in einer Welt mit permanentem nominalen Nullwachstum g = 0% und einem Nominalzins von i = 5% ein Potential zu einer Explosion der Schulden ?
    Höhere Nominalzinsen bedeuten zunächst nur, dass die “Banker” (die Arbeitnehmer und Eigentümer des Bankensystems) einen höheren Anteil am nominalen BIP erhalten. Die höheren Nominalzinsen fliessen jedoch über den Konsum Banker als Einnahmen (Umsatzerlöse) an die produzierenden Unternehmen und deren Arbeitnehmer und Eigentümer zurück.

    Soweit die produzierten Produkte nicht konsumiert werden (Investitionen), erhöht sich die Geldersparnis der Haushalte und es erhöht sich der Wert der Anteile der Haushalte an den Unternehmen, denn die Realgüterbestände der Unternehmen gehören letztendlich den Haushalten.

    Vorausgesetzt, mit i ist der Prozentsatz gemeint, nach dem der Preis der Dienstleistungen der Banker bemessen wird, mit i.d.R. dem Kreditbetrag als Bemessungsgrundlage. Berechnet eine Reinigungsfirma ihren Preis anhand eines Prozentsatzes von der zu reinigenden Fläche, und gibt diesem Prozentsatz offiziell den Namen Zins, gäbe es dann in einer Welt mit g = 0% ein Potential zur Explosion der an die Reinigungsfirmen zu begleichenden Verbindlichkeiten ?

    Antworten
    • Vater Thiel
      Vater Thiel sagte:

      Was ich damit meine: Die in dem Artikel angedeuteten Refinanzierungsprobleme haben nichts mit der verklärten Piketty-Formel zu tun, sondern sind einfach die Folge massiv verzerrter Preise und Zinsen durch die “Great-Moderation”-Experimente der Zentralbanken.
      Gut gemeinte planwirtschaftliche und sonstige obrigkeitsstaatliche Eingriffe haben langfristig nun mal häufig unangenehme Nebenwirkungen

      Antworten
    • Erwin von Steinbach
      Erwin von Steinbach sagte:

      @Vater Thiel; wenn i > g, wenn hierbei i = risikoloser Zins (AAA-Staatsanleihen) und g = Wachstumsrate des BIP. Piketty geht davon aus, dass die Kapitalrendite in der Vergangenheit (und Gegenwart) höher war als die Wachstumsraten des Nationaleinkommens ( “growth in the revenues, wages or tax receipts that a debtor earns will be slower than the interest accumulating on their borrowing”).

      Das bedeutet einfach nur, dass Kreditgeber mehr verdienen und die Last der Schuldner steigt.

      “Wieso gibt es in einer Welt mit permanentem nominalen Nullwachstum g = 0% und einem Nominalzins von i = 5% ein Potential zu einer Explosion der Schulden ?”

      Weil: “A large portion of corporate fixed-rate debt is due to roll over in 2024.” Wenn auf Dauer g = 0% und i > g, dann führt das langfristig immer wieder bei Laufzeit eines Kredits = t zu einer Laufzeitverlängerung mit ungünstigeren Bedingungen.

      Antworten
      • PW
        PW sagte:

        @Erwin von Steinbach
        >Weil: “A large portion of corporate fixed-rate debt is due to roll over in 2024.” Wenn auf Dauer g = 0% und i > g, dann führt das langfristig immer wieder bei Laufzeit eines Kredits = t zu einer Laufzeitverlängerung mit ungünstigeren Bedingungen.

        Wenn auf Dauer Fremdkapital teuer und dabei Umsatzwachstum Fehlanzeige ist, dann sinkt die planmäßig sinnvolle und finanzierbare Hebelung.
        Während der Finanzberater sagt: eine Explosion der Schulden ist unumgänglich, stellt der Eigentümer fest, Insolvenz ist Mist und handelt.

      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        @ Erwin von Steinbach

        “Das bedeutet einfach nur, dass Kreditgeber mehr verdienen und die Last der Schuldner steigt. ”

        Richtig, der Anteil der Kreditgeber am nominalen BIP steigt und der Anteil der Schuldner am BIP sinkt.
        Das muss jedoch nicht zwangsläufig ein Problem sein.

        Wenn mein Zinsaufwand von bisher 2 Euro auf 5 Euro steigt, und ich davon nur einen Euro auf meine Preise draufschlagen kann (Umsatz 101 Euro statt wie bisher 100 Euro), dann sinkt mein Gewinn, sagen wir von bisher 10 Euro auf nunmehr 9 Euro. Das mag unanangenehm sein, aber dass Gewinne schwanken, ist für einen Unternehmer nicht ungewöhnlich. Wenn ich natürlich so knapp kalkuliert habe und so leichtsinnig Kredite aufgenommen habe, dass das zu einem Problem wird, kann ich das wohl nicht auf die Piketty-Formel schieben ?
        Im Übrigen sinkt der Realwert meiner Altschulden mit der Inflation …

  7. Tom96
    Tom96 sagte:

    @ It’s over and that’s why they poision over nature and you

    “This U.S. Dollar is in total FREEFALL” – Tom Wheelwright -Tax-Master | Redacted
    https://youtu.be/wQH5k5OdvYk
    58.528 Aufrufe 01.06.2023 #redacted #claytonmorris #natalimorris
    The U.S. may have solved the debt ceiling problem but for how long? And how will this affect consumers? We have tax expert Tom Wheelwright on the show today to discuss how politicians are playing games with the financial system and causing one problem after another.

    Antworten
  8. Gnomae
    Gnomae sagte:

    “Government debts will grow faster than tax receipts.”

    Hier scheint es tatsächlich ein Problem in der Staatsführung zu geben. Man könnte ja immerhin ein Gleichgewicht herstellen.

    Wenn der Staat alles kontrollieren will, werden die Staatsschulden noch schneller wachsen, die Qualität der Leistung des Staates kann jedoch nie mit der privatwirtschaftlichen mithalten.

    Bleibt die Gretchenfrage: Wie lange und wie hoch wird Staatsverschuldung toleriert.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Gnomae

      >>“Government debts will grow faster than tax receipts.”
      >Hier scheint es tatsächlich ein Problem in der Staatsführung zu geben. Man könnte ja immerhin ein Gleichgewicht herstellen.

      Und wie sollen dann die üppigen Renten- und Versorgungsversprechen für die Babyboomer-Generation finanziert werden?

      Antworten
    • Lothar
      Lothar sagte:

      Solange der Finanzmarkt dem Staat zutraut in Zukunft seinen Schuldendienst (Zins und Tilgung) zu leisten. Der Finanzmarkt wird auch genau hinschauen, ob der Staat noch die Macht hat Steuern zu erhöhen oder Ausgaben zu senken. Einen kleinen Vorgeschmack wie schwierig das wird bekommen wir gerade bei der Aufstellung des Bundeshaushalts 2024 zu sehen. Das Hauptproblem in den zukünftigen Jahren wird m.E. die Demographie in der westlichen Welt sein. Da kann es m.E. auch einmal schnell gehen, dass die Finanzmärkte zu dem Schluss kommen, jener Staat packt das nicht mehr.

      Antworten
  9. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    “During the last major credit cycle, in 2008, many private-equity firms were able to hang on to their overleveraged acquisitions by negotiating with lenders, which were mostly banks. This time around they will be going toe-to-toe with private-credit lenders, many of which also employ hefty private-equity teams and will be more than happy to take on overleveraged firms. In a sign of what may be to come, on May 16th kkr, a giant private-assets firm, allowed Envision Healthcare, a portfolio company in which it invested $3.5bn at a $10bn valuation in 2018, to fall into bankruptcy and be seized by its lenders.”

    Oh nein! Die armen Private Equity Firmen! Wovon sollen sich die KKR-Vorstandsmitglieder ihren nächsten Porsche kaufen, wenn ihr Geschäftsmodell wegen zu hoher Zinsen nicht mehr funktioniert?

    Kann man vielleicht ein Rettungspaket für sie schnüren oder ihnen staatliche Subventionen zahlen? ;)

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