Die letzte Gene­ration hat in der Schule auf­gepasst

Morgen (15. Januar 2023) thematisiere ich im Podcast die Bildung in Deutschland. Zu Gast ist der Lehrer Robert Benkens, der vor einiger Zeit in der ZEIT in einem Gastbeitrag mit dem Titel „Angst ist kein guter Lehrer“ die deutschen Schulen kritisierte.

Schauen wir uns die Argumentation an:

  • „Laut einer aktuellen Studie der Vodafone-Stiftung machen sich 86 Prozent der 14- bis 24-Jährigen in Deutschland Sorgen um ihre Zukunft. Nur 23 Prozent erwarten beispielsweise, dass das Land den Klimawandel bis 2050 in den Griff bekommt. Aus meiner Erfahrung als Lehrer kann ich sagen, dass viele Jugendliche tatsächlich glauben, sie gehörten zur ‚letzten Generation‘. Das schockiert mich.“ – bto: Das schockiert mich auch. Ich denke, es ist das bewusst erzeugte Produkt von Schulen und Medien, um damit einen Systemwandel zu bewirken. Einige werden jetzt sagen: Genau den brauchen wir doch. Ich halte entgegen und sage, es dürfte hier um einen Systemwandel gehen, bei dem es um etwas anderes geht, als das Klima.
  • „Liegt ausgerechnet die Generation, die in einer Zeit aufwächst, in der die größten Fortschritte bei Armuts- und Krankheitsbekämpfung, Lebenserwartung und Katastrophenschutz gemacht wurden, wirklich richtig, wenn sie derart pessimistisch in die Zukunft schaut? Als ich in der Oberstufe unserer Schule Grafiken zu diesen Fortschritten zeigte, hatte ich erwartet, Zuversicht in den Augen der Schülerinnen und Schüler zu sehen. Stattdessen erlebte ich ungläubiges Staunen – nach dem Motto: ‚Da kann doch etwas nicht stimmen!‘“ – bto: … weil die Schüler wie die Bürger nur einseitig informiert werden.
  • „Doch, es stimmt. Die Daten stammen von Our World in Data, einem Statistikinstitut der Uni Oxford. Aber seit dem Aufkommen der Fridays-for-Future-Bewegung bedeutet ‚Follow the Science‘ für viele meiner Schülerinnen und Schüler so viel wie: Der Untergang ist nah. Dazu tragen Aussagen wie diese zur besten Sendezeit in der ZDF-Dokureihe Terra X bei: ‚Ich sage Ihnen, dass wir unsere Kinder in einen globalen Schulbus hineinschieben, der mit 98 Prozent Wahrscheinlichkeit tödlich verunglückt.‘ Wenn Hans Joachim Schellnhuber, Gründer des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, so etwas sagt, bleibt es haften.“ – bto: Nicht gesagt wird, dass das Institut ja auch von irgendetwas leben muss…
  • „Der IPCC geht dabei davon aus, dass ‚die Verluste und Schäden‘ zunehmen werden und Mensch wie Natur an ‚Anpassungsgrenzen stoßen‘ werden – weshalb der aktuelle Teil drei in seinem Resümee sowohl auf Lebensstilveränderungen wie auch Energiewende setzt. Da gibt es noch genug zu tun, aber laut IPCC-Autor Zeke Hausfather eben auch Fortschritte, gerade im Energiesektor. Er warnte deshalb schon 2020 davor, ‚Worst-Case-Szenarien als die wahrscheinlichsten zu betrachten‘, denn dies könne zu Defätismus führen.“ – bto: … oder eben zu völlig unproduktivem Verhalten.
  • „Und Brian O’Neill, Entwickler der IPCC-Szenarien, betont, dass diese mit einer Zunahme des Wohlergehens rechneten, das durch den Klimawandel beeinträchtigt werden könnte. Es gebe aber ‚kein Mad-Max-Szenario‘. Kurzum: Der Klimawandel bringt große Risiken, aber nicht den Weltuntergang.“ – bto: Und das sagen die Wissenschaftler, die im Auftrag der UNO das Klima erforschen!
  • „Panik motiviert junge Menschen nicht zum Tüfteln an bahnbrechender Klimatechnologie oder einer rational durchdachten Energiepolitik, sondern zu Fatalismus und Anklage, Umsturzfantasien und rhetorischer Eskalation. Wir müssen nicht übertreiben, um deutlich zu machen, dass Maßnahmen gegen den Klimawandel absolut dringlich sind.“ – bto: Sie schafft aber die Basis für politische Verführungen.
  • „Pädagogisch zielführender wäre es, Schülern auch einmal eine rational-optimistische Perspektive zu bieten. Ja, mit dem liberalen Wohlstandsmodell steigen Energieverbrauch, Emissionen und Klimarisiken – aber eben auch die Widerstandskraft und das Vermögen, beidem entgegenzuwirken. So viel Differenzierung muss sein – auch und gerade in der Schule.“ – bto: … und in den Medien.
  • „Die Zahl der Opfer von Naturkatastrophen ist in den vergangenen 100 Jahren dank des ökonomischen und technischen Fortschritts um über 90 Prozent gesunken, obwohl sich die Weltbevölkerung vervierfacht hat. In Bangladesch kamen beim Zyklon Bhola 1970 bis zu einer halben Million Menschen ums Leben – 2020 waren es beim Super-Zyklon Amphan gerade 128. Solche Perspektiven kommen in der Schule kaum vor.“ – bto: Man verfolgt eben ein ideologisches Ziel.
  • „Greta Thunberg hat einmal gesagt, dass sie durch einen Film im Schulunterricht über die Klimakatastrophe aufgerüttelt worden sei. Wenn sie heute anderen Kindern ‚Our world is on fire!‘ zuruft, wäre es Aufgabe von Lehrkräften, dies zu prüfen. Die Nasa zeigt: Verbrannte Waldflächen sind in den vergangenen zwanzig Jahren um ein Viertel geschrumpft, die Erde wird sogar grüner.“ – bto: Aber das hören wir nicht in den Medien!
  • „Aktivisten weisen zwar zu Recht darauf hin, dass die Klimaerwärmung vielerorts die Waldbrandsaison verlängert oder Starkregen wahrscheinlicher macht – blenden aber aus, dass Wald- und Flutmanagement darüber mitentscheiden, ob aus einer Trockenphase ein Flächenbrand oder aus Starkregen eine Flutkatastrophe wird. Dies berücksichtigend forderte die Klimaforscherin Friederike Otto: ‚Hört auf, das Klima für Katastrophen verantwortlich zu machen.‘ Zudem warnt sie zwar vor Klimarisiken wie Hitzewellen, differenziert aber dahingehend, dass der Einfluss des Klimawandels bei Fluten, Stürmen und Dürren ‚deutlich geringer‘ sei.“ – bto: Es geht eben auch um die Differenzierung.
  • „Warum werden Extremprognosen überall zitiert – viel seltener aber William Nordhaus, Erfinder des Zwei-Grad-Ziels und Nobelpreisträger für Klimaökonomie? Vielleicht weil er nicht nur vor den Kosten eines ungebremsten Klimawandels warnt, sondern auch vor denen einer radikalen Klimapolitik?“
  • „Aktivisten wie Rezo oder Luisa Neubauer antworten auf den Irrationalismus von Klimaleugnern mit einem autoritätshörigen Pseudorationalismus. Popper verstand darunter den Glauben an die Überlegenheit der eigenen Modelle und intellektuellen Gaben, der den Anspruch erhebe, eingeweiht zu sein und mit unfehlbarer Autorität die Zukunft vorhersagen zu können.“ – bto: So wirken die Stellungnahmen der Akteure auch…
  • „Gerade im Irrtum sah Karl Popper keine Schwäche, sondern die Bedingung von Erkenntnis. Poppers Haltung ‚Ich kann mich irren, du magst recht haben, aber gemeinsam werden wir vielleicht der Wahrheit näherkommen‘ bringt es auf den Punkt. Statt Rechthaberei und Weltbildbestätigung brauchen wir Offenheit, Fehlertoleranz und Dialogbereitschaft. Eine zentrale Institution, diese Freiheit des Denkens zu sichern, ist die Schule.“ – bto: Das klingt so, wie man sich Schule wünscht!
  • „Wenn Popper auch uns Lehrerinnen und Lehrern heute einen Rat geben könnte, dann vielleicht diesen: Zeigt, wie Politisierung und Lagerdenken den Blick auf die Welt und Fakten einschränken. Vermittelt, dass Wissenschaft nicht primär vom Konsens, sondern vom Korrektiv lebt. Ermöglicht Schülern Freiräume für rational und offen geführte Diskurse. Sie merken ohnehin, welche Antworten bei Themen wie Klimawandel sozial erwünscht sind. Ein Teil wird zu Aktivisten, andere aber nicken nur ab, sind genervt – weshalb Aktivisten wiederum meinen, erst recht vor dem Ende der Welt warnen zu müssen.“
  • „Dieser Alarmismusspirale entgegenwirken könnte ein Unterricht, in dem unterschiedliche Lösungswege aufgezeigt werden.“

Aus den Kommentaren:

„Wäre ich noch Schüler, dieser Lehrer wäre der perfekte Kandidat für einen Klimastreik nur für diese eine Unterrichtsstunde. Was er da sagt und tut ist eine Frechheit. Es ist absolut berechtigt Angst zu haben und sich als letzte Generation zu bezeichnen. Die letzte Generation die das Blatt noch wenden kann, die letzte Generation die Wohlstand und Frieden noch kennt, die noch Vögel, Schmetterlinge kennt und Sommer ohne Dürre oder Überschwemmung. Hören sie auf mit ihrem Palaver Herr Lehrer, nur weil es den Menschen vielleicht statistisch gerade noch gut geht wird das nicht so bleiben und gerade weil so viele in Wohlstand leben zerstören wir unsre Mitwelt so rasend schnell wie noch nie. Eine Bitte an die Schüler dieses Lehrers, wenn er wieder anfängt mit der Schönfärberei, steht geschlossen auf und geht.“

Das zeigt, dass es schon lange in den Schulen schiefläuft. Denn wer so kommentiert, hat den ganzen Beitrag von Herrn Benkens nicht verstanden.

zeit.de: „Angst ist kein guter Lehrer“, 23. April 2022