Gedanken eines Lesers

Vergangene Woche hatte ich mit Blick auf die Zahlen des IWF festgestellt, dass ich mich immer wieder frage, wozu ich diesen Blog eigentlich noch betreibe. Einige Kommentatoren haben darauf hin aufmunternd geschrieben, es wäre doch ganz gut, eine alternative Stimme zu finden. Vielen Dank dafür.
Schon einige Zeit vor diesem Kommentar hatte mir ein Leser eine Mail geschrieben, die ich aus Zeitgründen nicht sofort beantworten konnte. Ich gebe den Text nachfolgend wieder, weil er meine Sicht der Welt gut trifft und auch zusammenfasst, warum es sich lohnt, weiter aufklärerisch zu wirken oder aber zumindest Fragen aufzuwerfen, denn Antworten habe ich auch nicht immer.
Hier also die Zuschrift und danach meine kurze Antwort:
Hallo Herr Dr. Stelter,
 
ich lese Ihren Blog immer gerne. Gerade sitze ich im Flugzeug und ich erlaube mir einfach mal Ihnen ein paar Gedanken von mir mitzuteilen. Vielleicht können Sie damit etwas anfangen, vielleicht auch nicht.
 
Genauso wie Sie, obwohl ich im Gegensatz zu Ihnen nicht immer alle Details wirklich verstehe bzw. alle Zusammenhänge nicht immer exakt begründen kann, nehme ich die Entwicklungen in den letzten Jahren mit ansteigendem Unverständnis bis Entsetzen zur Kenntnis.
 
Die in Ihrem Blog beschriebenen Probleme der Verschuldung, des EUR und der Migration teile ich. Ich habe aber seit einiger Zeit und jetzt verstärkt das Gefühl, dass wir uns von einer anderen Seite dem Crash oder wie auch immer man dies nennen soll, immer schneller nähern.
 
M. E. ist das Kriegsverlangen auf der Welt und auch im Westen auf ein extremes Niveau angestiegen, sodass wir, wenn wir nicht aufpassen, schneller vor einem (Welt-?) Krieg oder etwas Ähnlichem stehen, welcher mit einem Schlag auch die Finanz- und Wirtschaftswelt hinwegfegen kann. Erschreckend nehme ich zur Kenntnis, wie Willens der Westen ist, in einem Krieg in Syrien und damit auch gegen Russland und Iran einzusteigen und wie es auf einen internationalen Showdown in Syrien hinausläuft zwischen all den Mächten weltweit. USA / Europa gegen Russland, Israel gegen Iran, Saudi-Arabien wechselseitig momentan eher gegen Iran und die Türkei will in dem Machtspiel ebenso mitmachen. Daneben spitzt sich auch die Situation zwischen den USA und China weiter zu.
 
Die Weltmächte merken, dass wir vor einer Wende stehen und insbesondere der Westen aufgrund der Überbevölkerung/Migrationsbewegungen, der Überschuldung, des Finanzsystems etc. nicht mehr so weitermachen kann. Daneben greift China immer stärker nach der Weltmacht, Russland will wieder als stark wahrgenommen werden und auch die Türken, Iraner und andere sind dabei sich zu positionieren. Ebenso Frankreich und England, die momentan ja eher in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Der Weltkuchen ist gerade dabei neu verteilt zu werden.
 
Und Deutschland … Deutschland hat m. E. am wenigsten begriffen, was momentan eigentlich los ist und lässt sich mehr oder wenger willenlos von anderen Großmächten einspannen und wird am Ende der große Verlierer sein bzw. als Depp und Sündenbock dastehen, wenn wir die Zeche aus Handelsprotektionismus, Flüchtlingsbewegungen, Haftungsunion und fehlendem internationalen Einstehen unser eigenen Interessen zahlen.
 
Es scheint mir, dass wir uns wieder dunklen Zeiten in Europa annähern, die man in Europa gar nicht mehr kennt und dementsprechend auch total unvorbereitet auf eventuelle kriegerische Veränderungen ist.
 
Das macht mir Angst. Es scheint aber fast so, dass der Auslöser für gigantische Verwerfungen im sozialen, politischen und finanziellen Bereich nicht eine wirtschaftliche Rezession/Depression ist, sondern dass dies vorher schon durch kriegerische Auseinandersetzungen herbeigeführt wird und demzufolge schneller passieren kann, als man sich vorstellt.
 
Dies einfach nur als kleines Brainstorming von mir ohne Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit.
bto: Ich teile diese Sicht der Welt. Auch ich verstehe immer weniger, weshalb der Westen es darauf ansetzt zu zündeln. Die Zweifel wurden erneut gestützt, als ich die verschiedenen Geschichten zum Giftgasanschlag in Duma hörte. War es nun einer oder war es eine geschickte Inszenierung? Auch der Konflikt mit Russland ist mir nicht so recht klar. Angesichts der demografischen Entwicklung kann selbst Putin den Niedergang nicht stoppen. Gepaart mit der schlechten wirtschaftlichen Lage, wird Russland zunehmend zu einer Provinz Chinas werden. Sollten wir da nicht aus eigenem Interesse anders handeln.
David Stockman hat in seiner “Contra Corner” ausführlich diskutiert, wie sich die USA militärisch aufstellen und auch gefragt, ob und wozu man so viel in das Militär stecken  muss. Dort fand ich dann auch folgende Zahlen, die ich zumindest interessant finde:
“(…) speaking of Germany, why is it that its modest $60 billion defense budget amounts to only 1.5%of GDP if Russia—-with a defense budget of $46 billion—is some kind of expansionist military threat? The Germans clearly don’t believe it and see Russia as a vital market for exports and as a source of supply for natural gas, other natural resources and food stuffs. Besides, with a GDP of $4 trillion or nearly 3X Russia’s $1.6 trillion GDP, Germany could more than handle its own defenses if Russia should ever become foolish enough to threaten it.” Letzteres glaube ich zwar nicht, aber die Zahlen zeigen doch, dass Russland eine große Blase ist, aber keineswegs die Kraft, die uns demnächst überrollt.
Auf jeden Fall gibt es genug Themen für bto und ich freue mich auf die Fortsetzung der Diskussion auf diesen Seiten. Vielen Dank an den Leser für diese E-Mail.