MINT statt Kleben

Angesichts der Aktionen die in diesen Wochen „zugunsten zu mehr Klimaschutz“ stattfinden, lohnt es sich, einen rationalen Blick auf die Lage zu werfen. Denn: Weder geht die Welt unter, noch ist es nötig, über Verzicht einen Weg beschreiten zu wollen, den die Menschheit nicht gehen wird.

In der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) erschien dazu vor einigen Wochen ein sehr guter Kommentar:

  • „‘Der Mensch wird sowieso aussterben, das lässt sich nicht verhindern, dafür ist er zu dumm.‘ Diese Aussage hat kürzlich ein Richter in Berlin gegenüber einer angeklagten Aktivistin der Letzten Generation gemacht. Solch ein Zynismus trifft bei den Jugendlichen einen Nerv. Man müsse Widerstand leisten, weil die Menschen sonst in eine absolute Katastrophe liefen, sagte denn auch die Angeklagte, die zu jener extremen Gruppe von Klimaschützern gehört, die sich am Asphalt festkleben.“ – bto: Es zeigt vor allem, wie weit verbreitet Dummheit ist, gerade in Berlin.
  • „In einer Umfrage unter 10 000 Jugendlichen aus zehn Industrie- und Schwellenländern sagt gut jeder Zweite, dass die Menschheit dem Untergang geweiht sei. Drei Viertel fürchten sich vor der Zukunft, und mehr als jeder Dritte erwägt, wegen des Klimawandels dereinst auf eigene Kinder zu verzichten.“ – bto: Ich erinnere an mein Gespräch mit dem Lehrer Robert Benkens. Es ist ein Desaster, was wir hier mit der nächsten Generation anstellen.
  • „Blickt man auf den ganzen Globus, nehmen die CO2-Emissionen zwar immer noch zu. Aber in den letzten Jahren ist zumindest in westlichen Ländern das vermeintlich Unmögliche gelungen: Die CO2-Emissionen im Industrieländerklub OECD haben 2005 ihren Höhepunkt erreicht und gehen Jahr für Jahr um 1 Prozent zurück.“ – bto: Klar, aber die Fortschritte wollen jene nicht wahrhaben, denen es eigentlich um einen Systemwechsel geht.
  • „Nun mag man einwenden, dass die reichen Länder die Emissionen einfach in ärmere Länder verlagert hätten, aus denen sie dann Waren importierten. Doch selbst wenn man den Handel berücksichtigt, schaffen immer mehr Industrieländer die vollständige Entkoppelung: Die Emissionen sinken, während der Wohlstand pro Kopf steigt.“ – bto: Das kann auch nicht verwundern. Wir haben technologischen Fortschritt.
  • „Die Organisatoren des Klimastreiks sind jedoch überzeugt, dass der Kapitalismus das Grundübel ist, an dem man ansetzen muss, um das Klima zu verbessern. Sie fordern eine 24-Stunden-Arbeitswoche, um die Produktion zu drosseln.“ – bto: … damit man dann in der Freizeit mehr CO2 ausstoßen kann.
  • „Die Lausanner Ökonomin Julia Steinberger, die für Schlagzeilen sorgte, weil sie als Aktivistin an Strassenblockaden mitwirkte, sagt etwa, wer Klimaschutz ernst nehme, müsse den ‚fossilen Kapitalismus‘ mit den ihm innewohnenden Triebkräften der Akkumulation, Beherrschung, Ausbeutung und Zerstörung über Bord werfen.“ – bto: Das beweist, dass es auch in der Schweiz Menschen gibt, die nicht weit denken können.
  • „Dass der Klimawandel durch wirtschaftliche Aktivitäten verursacht wird, die in die falsche Richtung laufen, räumt auch der Wirtschaftsnobelpreisträger William Nordhaus ein. Wenn Preissignale dramatisch falsch seien wie bei der Nutzung von fossiler Energie, könne dies katastrophale Ergebnisse haben, sagt er. Doch während die Klimajugend den Kapitalismus für nicht reformierbar hält, skizziert Nordhaus eine marktwirtschaftliche Variante, die auf Eigenverantwortung setzt statt auf eine planwirtschaftliche Ökodiktatur.“ – bto: Nicht nur das. Die auch dazu beitragen könnte, neues Wachstum und damit Wohlstand zu ermöglichen.
  • „Es dürfte zwar schwierig sein, die Jugendlichen von ihrer antikapitalistischen Linie abzubringen. Aber das hat auch damit zu tun, dass in der Gesellschaft Zerrbilder des Kapitalismus zirkulieren. So setzt die Klimabewegung Kapitalismus mit Wachstumszwang gleich. Richtig ist jedoch, dass erst der Kapitalismus Kräfte freisetzt, die es Menschen erlauben, ihre Situation zu verbessern, ohne dass sie zuerst eine Obrigkeit um Erlaubnis bitten müssen.“ – bto: Und der Klimaschutz schafft neue Märkte.
  • „Auch das Gewinnmotiv ist kein sinistres Ziel gewissenloser Kapitalisten. Gewinn macht längerfristig nur, wer mit seinem Produkt einen Mehrwert bietet: Der Abnehmer ist bereit, mehr dafür zu zahlen als das, was die Produzentin an Aufwand hineingesteckt hat. Der Mehrwert steigt auch, wenn man haushälterischer mit den Ressourcen umgeht und weniger davon verbraucht. Verschwendung und Übernutzung werden im Kapitalismus bestraft, sofern sie ein Preisschild haben.“ – bto: Auch das wird gerne vergessen. Es gibt immer einen Anreiz, etwas zu schaffen.
  • „Dass marktwirtschaftlicher Klimaschutz à la Nordhaus wirkt, lässt sich derzeit am europäischen Emissionshandel beobachten. Auf diesem Markt müssen sich die Unternehmen mit CO2-Zertifikaten eindecken, wenn bei der Produktion Kohlendioxid anfällt. Der Preis für eine Tonne CO2 hat kürzlich erstmals die Marke von 100 Euro erreicht. Bei einem solch hohen Preis lohnt es sich für die Betriebe, auf emissionsarme Technologien zu setzen.“ – bto: … und das auf eine möglichst effiziente Art und Weise.
  • „Der Internationale Währungsfonds schätzt, dass ein weltweiter Preis von 75 Dollar pro Tonne CO2 die Welt auf einen Pfad bringen würde, der die Erderwärmung unter 2 Grad Celsius hielte. Und die OECD hat berechnet, dass ein Preis von 120 Euro reichen würde, um 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Man bewegt sich also in die richtige Richtung.“ – bto: Nur bei uns nicht. Wir fokussieren uns auf die sehr teuren Maßnahmen, die wenig bringen.
  • „Die Kreativität gerade der jungen Köpfe ist gefragt, um den ökologischen Fussabdruck der Wirtschaft zu verkleinern. (…) Diese junge Kohorte, die jetzt auf den Arbeitsmarkt kommt, stellt stärker als ihre Vorgänger die Frage nach dem Sinn ihrer Tätigkeit. Wer engagierte Mitarbeitende statt eindimensional veranlagte Hedonisten anziehen will, muss hier jedenfalls überzeugende Antworten bereithalten. Den Jungen wiederum möchte man zurufen: Statt beim Staat anzuheuern, engagiert euch in den Firmen, denn dort lässt sich viel mehr bewegen als mit dem Skandieren antikapitalistischer Slogans.“ – bto: Das hat allerdings den Nachteil, dass man auch etwas können muss – idealerweise ein MINT-Fach.
  • „Es wäre deshalb verheerend, wenn Randgruppen wie die Letzte Generation oder Extinction Rebellion mit ihren apokalyptischen Visionen die Klimabewegung kaperten. Endzeitstimmung unter den Jungen ist dem Kampf gegen den Klimawandel nicht förderlich, denn Verzweiflung leistet extremen Massnahmen Vorschub, die in Unfreiheit und Tyrannei münden.“ – bto: Genau das ist auch beabsichtigt.
  • „Dies liegt auch am Widerstand der 68er Generation gegen AKW, obwohl diese zusammen mit den erneuerbaren Energien die beste Klimabilanz haben. Die Jugendlichen scheinen hier weniger Berührungsängste zu haben. In Europa sehen 44 Prozent der Jungen die Atomenergie als nötige Brückentechnologie, um die Klimaziele zu erreichen, 28 Prozent lehnen sie ab.“ – bto: … weil sie am Ende den Wohlstand auch schätzen.

→ nzz.ch: „Liebe Klimajugend, die Apokalypse ist abgesagt – wenn ihr es wollt“, 1. März 2023