Griechenlands wahre Zeitbombe

Dass Griechenland seine Schulden niemals zurückzahlen wird, ist Allgemeingut. Viel interessanter ist die Wirkung der wirtschaftlichen Krise auf das langfristige Wachstumspotential des Landes. Junge Griechen wandern aus, immer weniger Kinder werden geboren. Die Folge: Das Land wird auf Dauer eine geringere Wirtschaftsleistung haben, bleibt der Trend bestehen, sogar dauerhaft schrumpfen. Das ist übrigens nicht ungewöhnlich. Nach dem Umbruch in der damaligen DDR ist die Geburtenrate deutlich gefallen, sicherlich bedingt durch die wirtschaftliche Unsicherheit. Auch in der großen Depression der 1930er-Jahre fiel die Geburtenrate deutlich.
Bevor wir in Deutschland jedoch jubeln, sollten wir im Hinterkopf haben, dass wir ebenfalls vor erheblichen demographischen Herausforderungen stehen. Trotz gestiegener Zahlen, genügt die Migration weder quantitativ noch qualitativ, um unseren Wohlstand zu erhalten. Und solange wir Migration aus den anderen Euroländern anziehen, steigt damit nur die Transfersumme, die wir an diese Länder überweisen müssen.
Generell müssen wir festhalten, dass die demographische Entwicklung den großen Unterschied der heutigen Schuldenkrise zu früheren Schuldenkrisen ausmacht. Die strukturelle Wachstumsrate liegt einfach tiefer, und wir bräuchten ein Produktivitätswunder, um den Rückgang der Erwerbsbevölkerung zu kompensieren.

Handelsblatt: Griechenlands wahre Zeitbombe, 16. Januar 2014