“Die Phase niedriger Zinsen wird nicht so schnell zu Ende gehen”
Nachdem ich es in der Printausgabe gelesen hatte, hoffte ich auf die Veröffentlichung online. Nicht wegen des wenig überraschenden Titels, sondern wegen der anderen Aussagen. Bundesbanker sind eben auch Politiker, kann man bei so viel Ausreden nur sagen! Doch hier die Highlights aus dem WiWo-Interview mit Andreas Dombret, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank (übrigens ein echter Banker):
- “Nach Einschätzung der Europäischen Bankenaufsicht, dem SSM, sind die vier großen griechischen Banken solvent. Allerdings hängt ihre Solvenz wegen ihrer hohen Bestände an Staatsanleihen und anderen Forderungen gegenüber staatlichen Institutionen vom Wohl und Wehe der griechischen Staatsfinanzen ab.” ‒ bto: Klartext: Sie sind pleite (wobei Griechenland ja eigentlich nicht pleite ist, weil die Schulden ohnehin schon in Ewigkeit verlängert und fast zinsfrei gestellt wurden. Sie wollen nur gar nichts mehr bezahlen).
- “Da Griechenland die EU-Richtlinie zur Sanierung und Abwicklung von Finanzinstituten noch nicht umgesetzt hat, richtet sich im Falle einer Bankeninsolvenz die Abwicklung einer Bank derzeit nach griechischem Recht.” ‒ bto: Die Frage der WiWo, ob denn die europäischen Steuerzahler für die Banken einstehen müssten, beantwortet er natürlich nicht. Denn was anderes ist es denn, wenn die EZB ihre Ausleihungen verliert?
- “Auf die vier größten Banken Griechenlands entfallen rund 85 Prozent der Bilanzsumme aller griechischen Banken. Diese vier Banken unterliegen der direkten Europäischen Bankenaufsicht, die sich also ein eigenes Bild von der Lage der großen Banken macht. Das Urteil der Bankenaufseher über die griechischen Banken ist gut fundiert.” ‒ bto: genau. Der Bankenstresstest ist ja auch sonst so fundiert …
- Frage der WiWo: “Das Eigenkapital griechischer Banken besteht zum Teil aus latenten Steuergutschriften gegenüber dem griechischen Staat, der nach Aussage seines eigenen Finanzministers bankrott ist.” Antwort: “Latente Steueransprüche als Bestandteil des Eigenkapitals sehe ich grundsätzlich kritisch. Diese Bilanzierungsmöglichkeit wird seit langer Zeit von vielen mit großen Vorbehalten betrachtet und im Rahmen von Basel III begrenzt. Deshalb ist es bemerkenswert, dass einige europäische Staaten wie zum Beispiel Griechenland, Spanien, Portugal und Italien nun doch zulassen, dass latente Steueransprüche ohne zeitliche Begrenzung dem harten Kernkapital zugerechnet werden – was im Endeffekt zu einer Verwässerung der Eigenkapitalquote führt.” –bto: bemerkenswert? Das ist doch logisch, wenn die Banken pleite sind und man es nicht sagen will. Würde mich interessieren, wie es in Irland aussieht …
Fazit: Die europäischen Banken ‒ nicht nur, aber auch die griechischen! ‒ sind insgesamt pleite. Aber niemand darf das sagen. So kommen dann solche Interviews zustande, in denen es dann doch gesagt wird, eben nur indirekt.
→ WirtschaftsWoche: “Die Phase niedriger Zinsen wird nicht so schnell zu Ende gehen” , 11. Mai 2015