„Bond holders will be left exposed if global recovery picks up“
Interessante Analyse in der FT zur Lage an den Kapitalmärkten. Diesmal nicht nur beschreibend, sondern auch mit einer Einordnung der jeweiligen Anlageklassen in die verschiedenen Szenarien. Zunächst aber die Zustandsbeschreibung:
- Die Kapitalmärkte sind für eine „unvollkommene“ Welt bewertet. Sie erwarten offensichtlich eine säkulare Stagnation.
- Obwohl eine Zinssteigerung in den USA erwartet wird, bleibt diese moderat. Die Swapraten lassen Zinsen von 1,6 Prozent Ende 2017 erwarten für zweijährige Anleihen. Ein Anstieg von heute (null) aber keine Normalisierung.
- Zinsen definieren den Preis von Geld und damit alle anderen Vermögenswerte. US Aktien sind sehr teuer, europäische Aktien teuer, Anleihen sind teuer, Immobilien in einigen Orten sehr teuer.
- Mit Blick auf eine säkulare Stagnation mag es wundern, dass Aktien so hoch bewertet sind. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Zum einen sind Wachstumsaktien und gut rentierliche Qualitätsaktien teuer, Zykliker nicht (siehe dazu auch die enttäuschenden Zahlen von Caterpillar). Zum anderen ist die Lohnsetzungsmacht weiterhin schwach, weshalb die Unternehmen trotz schwachen Wachstums hohe Renditen für Aktionäre erwirtschaften.
- Es kann aber natürlich sein, dass es nicht zur säkularen Stagnation kommt. Wie würde sich das auf die einzelnen Assetklassen auswirken?
- Inflation ohne Wachstum. Stagflation. Das wäre gut für Gold und schlecht für Anleihen.
- Schnelleres Wachstum ohne Inflation. Gut für Aktien und Anleihen; Letztere aber mit geringem Ertrag (würde ergänzen, schlecht für Gold).
- Eine rasche Zinserhöhung wäre schlecht für alle Assets außer Cash.
- Eine Rückkehr zu dem Wachstum vor der Krise wäre schlecht für Bonds und trotz höherer Zinsen gut für zyklische Aktien.
- In jedem Szenario, außer dem der säkularen Stagnation, sind Staatsanleihen ein schlechtes Investment.
- Sollte es wirklich zu mehr Wachstum kommen, werden die Assets, die jetzt besonders teuer sind, besonders leiden: Anleihen, Wachstumsaktien und Qualitätswerte – und der Dollar, der ebenfalls eine Wette auf dieses Szenario ist.
Fazit: Ich persönlich halte die säkulare Stagnation für das beste Szenario. Eine Rückkehr zur Vorkrisenzeit ist illusorisch. Krisen hat der Autor gar nicht erwähnt. Da es aber keiner weiß, ist ein ausgewogenes Portfolio am besten.