Das Come­back von Infla­tion und Zins

Zwei Experten zu den makroökonomischen Auswirkungen der großen demografischen Wende

Das zentrale Diskussionsthema in dieser 63. Ausgabe von „beyond the obvious – der Ökonomie-Podcast mit Dr. Daniel Stelter“ ist die potenzielle Rückkehr von Inflation und Zins. Zwei renommierte Gesprächspartner erläutern dabei ihre Theorien. Zum einen Charles Goodhart, ehemals Mitglied des geldpolitischen Ausschusses der Bank of England, zum anderen Manoj Pradhan, Gründer des unabhängigen Forschungsunternehmens Talking Heads Macroeconomics in London. Dort werden globale makroökonomische Trends und die Auswirkungen auf die Finanzmärkte untersucht.

Grundlage des Gesprächs mit Daniel Stelter ist ihr Buch “The Great Demographic Reversal: Ageing Societies, Waning Inequality, and an Inflation Revival” (Die große demografische Umkehr: Alternde Gesellschaften, abnehmende Ungleichheit und ein Wiederaufleben der Inflation).

Das ungekürzte Originalinterview (englisch) und weitere Informationen zum Nachlesen finden Sie im Blog auf think-beyondtheobvious.com. Fragen und Rückmeldungen zu diesem Podcast schicken Sie per E-Mail an podcast@think-bto.com.

… oder hören Sie diesen Beitrag über Ihre eigene Player-App:

Kommentare (37) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Andreas
    Andreas sagte:

    Lieber Herr Stelter, wieder ein spannender Podcast. Danke Ihnen dafür. Leider fehlt mir eine profunde ökonomische Vorbildung, um alle Zusammenhänge und insbesondere die Kausalketten des Podcasts zu verstehen. So frage ich mich, warum alternde Bevölkerung zu höherer Inflation führt. Oder: was genau werden die Auswirkungen der höheren Inflation sein – zum Beispiel auf den Aktienmarkt oder auf den Immobilienmarkt? Wäre es sinnvoll für Sparer in der aktuellen Phase mehr in Aktien zu investieren? Oder ist es vielleicht sinnvoll, die Richtigkeit der Annahmen der Buchautoren vorausgesetzt, einen 30jährigen Kredit für eine Immobilie aufnehmen – jetzt in der Zeit, in der die Zinsen noch niedrig sind? Ich frage mich bei Ihren Podcasts zu oft, welche Schlussfolgerungen die diskutierten Themen implizieren.

    Ich freue mich sehr, wenn Sie in zukünftigen Podcasts die ökonomischen Zusammenhänge stets näher erläutern und dabei die Implikationen der von Ihnen vorgestellten Meinungen klarer herausstellen.

    Schöne Grüße
    Andreas

    Antworten
  2. JürgenP
    JürgenP sagte:

    Frage Virologen, was zu tun ist, um einem grassierenden Virus (einer Pandemie) zu entgehen. Als Antwort gibt’s die Empfehlung zum dauerhaften Lockdown bis zum St.Nimmerleinstag. Frage Ökonomen, was zu tun ist, um einer unvorteilhaften wirtschaftlichen Entwicklung zu entgehen. Als Antwort gibt’s ein Füllhorn an Empfehlungen und Erwartungen bis zum St.Nimmerleinstag.

    Das Grundmuster der Überlegungen von Virologen und Ökonomen unterscheidet sich nur in ihrer sachbezogenen Ausprägung, jeweils mit der eigenen tiefen Sachkenntnis. Es ist aber in beiden Fällen begrenzt auf den sachbezogenen Horizont mit mehr oder weniger vorhandenem Querschnittswissen auch über andere, fremde Themenfelder. Dadurch ergibt sich aber zugleich auch eine Begrenzung der Antwort auf das zu erwartende Geschehen bis zum St. Nimmerleinstag.

    Ein Grundmuster wird nicht dadurch besser, wenn immer mehr sachbezogene Details von immer mehr Sachgebieten einbezogen werden, weil das Verständnis für die Wirkungen von Vernetzungen der Details (Elemente) schon auf nur einem Sachgebiet nur wenigen, extrem erfahrenen Leuten vorbehalten ist. Und auch die werden nicht alles über Viren oder Ökonomie wissen, denn beides mutiert permanent in Gestalt, Funktion und Verhalten aufgrund undurchdringlicher Vernetzungen.

    Folgen: [frei übersetzt] > Stoertebekker sagte: 21. FEBRUAR 2021, 15:42

    „Nun gibt es (jedenfalls im Moment noch) freien [Viren-,] Waren-, Dienstleistungs-, Kapital- und Personenverkehr mit großen Teilen der Welt. In denen ähnliche oder genau konträre Entwicklungen stattfinden. Der Versuch einer Prognose muss daher aus meiner Sicht [auch meiner] in der Beliebigkeit enden“.

    Dietmar Tischer sagte: 21. FEBRUAR 2021, 18:19 @ Stoertebecker

    „Es ist ungewiss, wie sich das BIP entwickeln wird [mit oder ohne Virus]“.

    Konsequenz: [frei übersetzt] > Dietmar Tischer sagte: 21. FEBRUAR 2021, 14:43

    Die Kinder BEFÄHIGEN, in wirtschaftlich attraktivere Gesellschaften auszuwandern.

    Richtig. Das wäre die eine Variante. Die Andere: Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene befähigen, wirtschaftlich attraktivere Gesellschaften zu GESTALTEN.

    Denn die haben die Folgen des heutigen Schlamassels noch vor sich.

    Wovon hängt die Befähigung ab? Nicht (nur) von dem sachbezogenen Wissen, sondern von der Fähigkeit mit großer Ungewissheit umgehen zu können und sich mutig und gekonnt auf unbekanntem Terrain zu bewegen. Das ist etwas für die Jugend. Darin sind sie zu bestärken.

    Es ist folglich zumindest in den nächsten Jahren eine ganz andere Kategorie von Fähigkeiten gefragt, als an Schulen / Hochschulen gewöhnlich gelehrt wird, nämlich die Befähigung zum Management komplexer sozioökonomischer Systeme – ob nun mit oder ohne Inflation und Zins. Es ist letztlich dieses Wissen, was den “Alten” heute fehlt und zu den immensen Schäden führt.

    Antworten
    • Stoertebekker
      Stoertebekker sagte:

      @JürgenP

      Ein schönes Schlusswort zur Diskussion.

      Habe gestern in vertrauter Runde gesagt, dass die Politik in der nächsten Pandemie unbedingt Unternehmer in den Ratgeberkreis aufnehmen sollte. Die sind um den Preis der eigenen wirtschaftlichen Existenz gezwungen, sich immer wieder mit dem Handeln in Unsicherheit auseinanderzusetzen. Das kann man lernen – meiner Ansicht aber nur in der Praxis, am Fliegenfänger von Kunden, Cashflow und Finanzamt.

      Bin allerdings überzeugt, dass es genug Alte gibt, die das können. Die sind nur nicht in der Politik zu finden und wollen da auch gar nicht hin. Und die Jugend will leider zunehmend in „sichere“ Berufe.

      Aus meiner Sicht kann eine Gesellschaft diese Fähigkeiten nur dadurch erhalten, dass kritische Lebensbereiche ein solches Denken/Handeln ständig brauchen. Also weniger Staat, weniger Sozialsysteme, weniger Absicherung, weniger Versicherungen, mehr Eigenverantwortung, mehr Unsicherheit, mehr Risiken, mehr gesunder Menschenverstand. Wird leider nicht funktionieren.

      Nicht umsonst sind es in Einwanderungsgesellschaften eben häufig die gut ausgebildeten Einwanderer, die den Fortschritt treiben (gilt ja auch für BioNTech). Wenn man nichts zu verlieren hat, geht man Risiko. (Aber eben auch, wenn man so viel hat, dass der Verlust nicht schmerzt.)

      Allerdings sehe ich, dass die Alten der Jugend an anderer Stelle im Weg stehen. Unsere Kinder hätten die ersten sein können, die den europäischen Gedanken anders angehen als nationalstaatlich. Viele Entwicklungen der letzten Jahre haben diese Möglichkeit leider zerstört.

      Antworten
  3. Reinhold Neidhardt
    Reinhold Neidhardt sagte:

    Leider kommen die 3 grössten Probleme im Interview kaum oder nicht vor.:
    1. Der wachsende direkte und indirekte Einfluss von China, der im verborgenen schon sehr gross ist
    2. Der fortschreitende Sozialismus im Westen, auch in USA, siehe Kalifornien
    3.Der kläglich zum Scheitern verurteilte Kampf gegen den Klimawandel
    Konsumentenpreusinflation wird dann kommen, wenn Konsumgüter im Verhältnis zum Angebot stark nachgefragt werden. Fehl- oder Umallokationen auf der Angebotsseite werden die Inflation steigern.
    Solange Länder ihre Währungen aber nicht zerstören oder zu große Habdelsdefizite fahren, sieht es nicht nach ausufernde KonsumentenpreisInflation aus. Wohl aber nach sinkende Wohlstand, z. B. weniger Reisen, kleinerer Wohnungen, kein Auto, etc.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Reinhold Neidhardt

      Nicht zu viel verlangen, hier haben ÖKONOMEN über wesentliche Determinanten des Systemwandels gesprochen, NICHT aber SYSTEMKRITIKER, denen die Richtung nicht gefällt.

      Zu China:

      Die beiden Interviewpartner haben gesagt, dass die chinesische Wirtschaft vermehrt auf Inlandsnachfrage umgestellt wird, aber auch der Anteil am Welthandel wächst.

      Das bedeutet auch, dass der direkte Einfluss weiter wächst (u. a. Ausbau der neuen Seidenstraße).

      Wie die Reaktionen von USA und EU sein werden, ist Politik und nicht annähernd einschätzbar.

      Zum fortschreitenden Sozialismus:

      Das ist nicht ihr Thema, weil das Staatsaktivitäten betrifft, die sie abgesehen von der Besteuerung nicht einschätzen wollen.

      Zu kläglichem Scheitern verurteilter Kampf gegen den Klimawandel:

      Die beiden sind keine Prognostiker des Scheiterns.

      Die Konzentration auf die Globalisierung, die demografische Entwicklung und insoweit sie Inflationstendenzen sehen auch die Situation der Notenbanken nimmt nicht alle Megatrends auf, ist aber dafür sehr fundiert.

      Projektionen, wie Sie sie z. T. haben, würden ihre Auffassungen sehr viel spekulativer machen und aus meiner Sicht weniger hilfreich sein.

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        “Nicht zu viel verlangen, hier haben ÖKONOMEN über wesentliche Determinanten des Systemwandels gesprochen, NICHT aber SYSTEMKRITIKER, denen die Richtung nicht gefällt. (…) Zum fortschreitenden Sozialismus: Das ist nicht ihr Thema, weil das Staatsaktivitäten betrifft, die sie abgesehen von der Besteuerung nicht einschätzen wollen.”

        Eine nette Ausflucht, aber sie hat ein Problem:

        Beim Aufbau des Sozialismus verlieren die für Zentralbanken arbeitenden Ökonomen ihre Unabhängigkeit und werden mit ihren Institutionen Teil des zentralistisch geführten Staates und seiner Planwirtschaft. Ob nun direkt, im geldpolitischen Ausschuss der Bank of England oder als vermutlich von Staatsaufträgen abhängiger Macroeconomic Talking Head. Ob sie wollen oder nicht, sie *WERDEN* gerade selbst Teil dessen, was Sie so schön mit “Staatsaktivitäten” umschreiben.

        Haben Sie jemals Kritik von der DDR-Zentralbank oder einem ehemaligen DDR-Zentralbänker an der SED gehört? Und zwar vor 1989?

        Na bitte.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        Sie wollen es offensichtlich nicht sehen:

        Wenn ein System die Formation X hat, d. h. so und nicht anders IST, muss sich ein Wissenschaftler DAMIT, d. h. mit X als Tatbestand auseinandersetzen.

        Das ist so, weil er sich mit der REALITÄT auseinandersetzen MUSS, wenn er Wissenschaftler sein WILL.

        Insofern:

        Völlig klar, hat er einen AFFIRMATIVEN Bezug zu X.

        Er kann das System natürlich KRITISIEREN als eines, das NICHT wünschenswert ist, weil a, b, c …

        Tut er es, ist er NICHT mehr Wissenschaftler bzw. nur noch insoweit als er sagen kann:

        a, b, c … ist MEINE Begründung, das System abzulehnen.

        Aber seine KRITIK, d. h. sein ABLEHNEN des Systems ist damit NICHT wissenschaftlich zu begründen, auch wenn a, b, c … WAHR sein sollten.

        Denn Menschen, auch Wissenschaftler, können a, b, c WOLLEN.

        Sabine Hossenfelder anhören:

        Die Wissenschaft sagt, WAS Fakt IST und NICHT, was wir zu wollen haben.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        “Das ist so, weil er sich mit der REALITÄT auseinandersetzen MUSS, wenn er Wissenschaftler sein WILL.”

        Wie kommen Sie darauf, dass die Interviewpartner tatsächlich Wissenschaftler sind?

        Das ist nur ein Mäntelchen, das sie sich überwerfen damit ihre politischen Ansichten seriöser und allgemeingültiger wirken.

        Theologen mögen auch gern behaupten, dass sie das Wesen Gottes “erforschen”, im europäischen Mittelalter kam bei dieser “Forschung” verblüffenderweise immer heraus, dass Gott sich gerne eine feudale Herrschaftsordnung wünscht und der irdische König seine Macht von Gottes Gnaden hat. Es gab natürlich ein paar buchstäbliche Ketzer, aber die brannten alle gut. So blieb der “wissenschaftliche” Konsens in der Theologie lange erhalten, was sicher für die Validität der Theorien über das Wesen Gottes spricht…

        Wissen sie übrigens, was der heutige italienische Ministerpräsident Draghi gemacht hat, bevor er zur Goldman-Krake ging und später dann deutsche Ersparnisse bei der EZB vernichtet hat? Der war Dozent und später Professor für, na klar, Wirtschaftswissenschaften.

        “Die Wissenschaft sagt, WAS Fakt IST und NICHT, was wir zu wollen haben.”

        “Die Wissenschaft” sagt gar nichts, weil sie nicht sprechen kann.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Christian Anders

        >„Die Wissenschaft“ sagt gar nichts, weil sie nicht sprechen kann.>

        Bleiben Sie ganz ruhig.

        Denn wo VERWEIGERUNG ist, lässt sich NICHTS retten.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @DT & R. Ott

        Die ROLLE als „reiner“ Wissenschaftler kann in Interviews etc. unmöglich konsequent aufrecht erhalten werden. Versucht man es, ist das extrem schwierige Kommunikation. Nicht unbedingt zielführend.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        Ich verstehe Ihren Frust. Wirklich. Da kommt ein frecher Lümmel und macht sich über die “wissenschaftliche Lehre vom zentralistischen Interventionismus ” lustig, obwohl Sie in die doch so große Hoffnungen auf einen ruhigen Lebensabend gesetzt haben, bei dem die anstehende unangenehme wirtschaftliche Sanierung so weit in die Zukunft verschoben werden kann, dass Sie nicht mehr betroffen sind…

        @Christian Anders
        “Die ROLLE als „reiner“ Wissenschaftler kann in Interviews etc. unmöglich konsequent aufrecht erhalten werden. Versucht man es, ist das extrem schwierige Kommunikation. Nicht unbedingt zielführend.”

        Klar ist das extrem schwierig. Aber auch der einzige Weg, auf dem “Die Wissenschaft” tasächlich sagen könnte, was Fakt ist (besser: was der derzeitige Stand ihrer Erkenntnis ist) und nicht was die Wissenschaftler oder die Besteller der Wissenschafler-Statements gerne hören möchte.

        Und Wirtschaftswissenschaftler haben sowieso mehr mit Rechtswissenschaftlern gemein als mit Naturwissenschaftlern – allerdings ist nur bei den Juristen gesellschaftlich unumstritten, dass sich die besten von ihnen eben genau dadurch auszeichnen, dass sie zu ihrem Standpunkt genauso überzeugende Argumente und Belege finden können wie zum genau gegenteiligen, je nach politischer Vorliebe oder auch nur dem fallspezifischen politischen beziehungsweise prozessualen Auftraggeber.

        Leider verbreitet sich diese Seuche mittlerweile auch bei den Naturwissenschaftlern, die mir jetzt auch noch ihre politische Meinung unter die Nase reiben wollen und das dreisterweise auch noch mit Slogans wie “Listen to the Science” garnieren.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @R. Ott

        Das ist die berühmte Trennung zwischen den WHATS und den SO WHATS. In der Öffentlichkeit unmöglich streng zu trennen, ohne sich zum Deppen zu machen.

        Das wäre doch mal eine Talkshow: Ein Wissenschaftler stellt die WHATS in den Raum und 2 – 3 Politiker erklären ihre unterschiedlichen SO WHATS zu diesen. Der Wissenschaftler muss an der Stelle schweigen.

        Würde das jemand gucken? Welcher intelligente Mensch an der Stelle des Wissenschaftlers könnte wirklich konsequent die Klappe halten, wenn irgendwelche Amateure anfangen, ihn im Beisein zu interpretieren?

        Und: Gibt es überhaupt Menschen ohne politische Meinung? Es gibt Rollen von Menschen, die idealerweise meinungsfrei sein sollten. Ideale zeichnen sich ja durch Unerreichbarkeit aus…

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        >… obwohl Sie in die doch so große Hoffnungen auf einen ruhigen Lebensabend gesetzt haben, bei dem die anstehende unangenehme wirtschaftliche Sanierung so weit in die Zukunft verschoben werden kann, dass Sie nicht mehr betroffen sind…>

        Das ist die ganz, ganz BILLIGE Nummer.

        Zieht bei mir nicht.

        Es geht schon los mit „wissenschaftlicher Lehre von zentralistischen Interventionismus“.

        Ich weiß gar nicht, was das sein soll.

        Ich nehme als SACHVERHALT, nicht wissenschaftliche Lehre allerdings eine starke Tendenz zu einem interventionistischem Zentralismus war.

        Was mich betrifft:

        Ich kann NICHTS dafür, dass ich so alt bin, wie ich bin.

        Daraus ABZULEITEN, dass ich eine bestimmte Position einnehmen MÜSSE, ist blanker Unsinn.

        Ich habe wenig zu verlieren – und das betrifft nicht nur die Lebensjahre.

        Insofern kann ich der Zukunft relativ gelassen entgegensehen.

        Meine Position ist:

        Ich schaue mir an, was IST und urteile über das, was ich – ob richtig oder falsch – zu erkennen glaube.

        Konzepte und Idee messe ich daran, was sie in der Zukunft bewirken könnten, wenn sie umgesetzt würden.

        Dann bilde ich mir ein Urteil darüber, ob es überhaupt eine Chance gibt, sie umzusetzen.

        Das ist dann auch schon so ziemlich.

        Im RÜCKBLICK auf mein Leben würde ich allerdings sagen:

        In jüngeren Jahren war ich etwas – aber auch nur etwas – mehr davon überzeugt, dass spürbare gesellschaftliche Änderungen durch eine Art willkürliches Wollen erfolgen könnten.

        Das halte ich heute nicht mehr für realistisch.

        Es gibt Veränderungen, sie sind bemerkbar, ENTWICKELN sich aber.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Christian Anders

        >Ein Wissenschaftler stellt die WHATS in den Raum und 2 – 3 Politiker erklären ihre unterschiedlichen SO WHATS zu diesen. Der Wissenschaftler muss an der Stelle schweigen.>

        Richtig.

        Deshalb werden NUR die Wissenschaftler in die Talkshows eingeladen, die eine gestaltungsbezogene POSITION vertreten – wie ANDERE auch.

        Der Witz ist natürlich:

        Weniger die Politiker, aber mehr die Zuschauer GLAUBEN, dass die Position des Wissenschaftlers die richtige oder überlegene ist, WEIL er Wissenschaftler IST.

        Ich sage dazu nur:

        Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion in unserer Zeit (Carl Friedrich von Weizsäcker).

        Abgesehen davon:

        Goodhart und Pradhan waren im Interview schon eine Ausnahme.

        Sie haben auf eine Entwicklung gedeutet, die REAL ist und davon abgeleitet, was nach WISSENSCHAFTLICHER Erkenntnis Inflation die Folge sein wird.

        Sie haben weiter gesagt, dass es Probleme geben wird, die nicht mehr so einfach zu lösen sein werden, wie sie Volcker gelöst hat, weil die Verschuldung heute zum BIP ungleich höher ist als damals.

        Sie haben auch Aussagen gemacht, die ich NICHT für wissenschaftlich halte, u. a. die Aussage, dass die Notenbanken selbstzufrieden seien.

        Unterm Strich:

        Qualität mit Thesen, über die man natürlich diskutieren kann.

  4. Stoertebekker
    Stoertebekker sagte:

    Vorweg: finde es immer wieder erfrischend, wie die angelsächsischen Diskutanten offen damit umgehen, die Zukunft eben NICHT vorhersehen zu können. Sie diskutieren die Themen, gehen aber immer auch davon aus, dass es anders kommen kann. Macht Spaß zuzuhören. Danke für das Interview!

    Zur Demographiethese: in D hatten wir von 2007 bis 2020 mit einer Ausnahme (2009) mindestens 3%, in der Regel über 4% jährliche Bruttolohnsteigerung. Parallel einen kontinuierlichen Rückgang der Arbeitslosenquote von 9% auf 5% (2019). Also steigende Löhne bei gleichzeitigem Rückgang der Arbeitslosigkeit. Inwieweit da das globale Arbeitskräfteangebot (über Löhne) deflationär gewirkt haben soll, erschließt sich mir nicht.

    In die gleiche Kerbe schlägt ja auch die Krugmansche Erwiderung auf Goodhart. Bezogen auf D: seit 2000 ca. 25% der Wertschöpfung im produktiven Gewerbe und 75% im Dienstleistungssektor. In meinem Verständnis haben wir keinen Wettbewerb mit asiatischen Arbeitskräften im Dienstleistungssektor.

    Es ist natürlich trotzdem völlig klar, dass massiv asiatische/osteurop. Arbeitskräfte in den globalen Arbeitsmarkt eingetreten sind (deflationär). Aber parallel ist halt auch riesige neue globale Nachfrage entstanden (inflationär). Wie das im Saldo ausgeht, hängt vermutlich von der betrachteten Region ab. Für D jedenfalls bei den Löhnen inflationär.

    Nach vorn schauend. Aufgrund unserer demografischen Entwicklung wird es weniger Arbeitskräfte geben (ceteris paribus inflationär). Gleichzeitig sinkt die Nachfrage der älteren Generation nach vielen Gütern und Dienstleistungen (ceteris paribus deflationär), sie steigt nach anderen Dienstleistungen (ceteris paribus inflationär). Zudem entspart sie und verringert damit das Geldangebot (ceteris paribus zinssteigernd und damit deflationierend).

    Selbst in einer geschlossenen Volkswirtschaft dürfte es reichlich schwierig sein, daraus eine Gesamtentwicklung Richtung Inflation oder Deflation abzuleiten. Nun gibt es (jedenfalls im Moment noch) freien Waren-, Dienstleistungs-, Kapital- und Personenverkehr mit großen Teilen der Welt. In denen ähnliche oder genau konträre Entwicklungen stattfinden. Der Versuch einer Prognose muss daher aus meiner Sicht in der Beliebigkeit enden.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Stoertebecker

      >Der Versuch einer Prognose muss daher aus meiner Sicht in der Beliebigkeit enden.>

      Niemand, der vorsichtig urteilt, prognostiziert etwas.

      Es gibt aber Entwicklungen, die ziemlich gesichert sind – insbesondere die demografische – und bezogen darauf kann man bestimmte andere Entwicklungen ERWARTEN.

      Zu den Erwartungen gehören durch die Arbeitsmärkte bedingte Lohn- und damit Kostensteigerungen und die steigende Nachfrage der älteren Generation nach bestimmten, auch personalintensiven Dienstleistungen.

      Produktivitätssteigerungen sind zu erwarten, dürften aber wie im Podcast gesagt nicht so hoch sein, dass der inflationäre Druck rausgenommen wird.

      Steigende Löhne:

      Es ist richtig, was Sie dazu sagen.

      Aber die Lohnquote war schon mal höher und dürfte neue Höhen kaum erklimmen.

      Hier:

      https://de.wikipedia.org/wiki/Lohnquote – /media/Datei:LohnquoteBRD50plus.png

      Selbst wenn:

      Es ist ungewiss, wie sich das BIP entwickeln wird.

      Wenn wir zur Dienstleistungsgesellschaft mit wachsender inländischer Nachfrage mutieren, also tendenziell weg von der exportorientierten Wertschöpfung, sehe ich keine großen Wachstumsraten.

      Die große Unbekannte ist die Energiewende.

      Sicher gibt es da auch deflationäre Tendenzen durch wachsende Arbeitslosigkeit in bestimmten Branchen.

      Aber auch da weist die allgemeine Entwicklung eher auf Kostensteigerungen und Inflation, wie beispielsweise an der strukturellen Steigerung der Strompreise abzulesen.

      Antworten
      • troodon
        troodon sagte:

        @Stoertebecker
        “Der Versuch einer Prognose muss daher aus meiner Sicht in der Beliebigkeit enden.”
        Gerade auf längere Sicht stimme ich ihnen zu. Deshalb hatte auch White in dem gestern verlinkten Artikel gesagt:
        “wir wissen schlichtweg nicht, welchen Pfad die Entwicklung nehmen wird“.
        In Deutschland steht man aber mehr auf klare Ansagen, die dann eben eine bescheide Eintrittswahrscheinlichkeit haben.
        Die klaren Ansagen lassen sich besser verkaufen ;)

        @Dietmar Tischer
        “Niemand, der vorsichtig urteilt, prognostiziert etwas.”
        Da haben Sie grundsätzlich zwar recht, aber das Bekenntnis zum “Nichtwissen” ist in D eben nicht gerade sehr ausgeprägt. Christian Anders beschrieb es letztens so gut.
        Der Deutsche liebt offensichtlich klare Ansagen/Prognosen, die dann häufig das Papier nicht wert sind…

        Ändert nichts daran, dass ich das Interview als höchst interessant empfand !

        “Aber die Lohnquote war schon mal höher und dürfte neue Höhen kaum erklimmen.”
        Leider endet die von Ihnen verlinkte Grafik 2013. Schaut man sich aktuelle Zahlen an, dann erkennt man, dass sich die unbereinigte Lohnquote seit 2007 deutlich erhöht hat und 2019 wieder auf dem Zwischenhoch des Jahres 2000 lag. Anfang der Achtziger lag sie auch nicht extrem höher. Da hatte ich eigentlich anderes erwartet, BEVOR ich mir die Zahlen ansah…
        https://www.deutschlandinzahlen.de/tab/deutschland/volkswirtschaft/einkommen/volkseinkommen

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @D Tischer
        >Es gibt aber Entwicklungen, die ziemlich gesichert sind – insbesondere die demografische – und bezogen darauf kann man bestimmte andere Entwicklungen ERWARTEN.<

        Einverstanden.

        Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass sich jedes Wirtschaftssubjekt (und damit seine Kohorte) produzierend, konsumierend, sparend, investierend verhalten kann. Mit gleichgerichteten oder gegenläufigen inflationären/deflationären Auswirkungen. Wie der Saldo aussieht, ist unklar, zumal die Kohorte heterogen ist.

        In einer geschlossenen Volkswirtschaft kommen dann (beim demographischen Blick) weitere Kohorten dazu, wiederum mit jeweils unklarem Saldo. Zudem beeinflussen zumindest Geld- und Fiskalpolitik direkt (z.B. Helikoptergeld) oder indirekt (Verhaltensänderungen zB über Steuern) den Saldo.

        Wird die geschlossene nun zur offenen Volkswirtschaft, können Waren/Dstlstg. und Personen frei verkehren (Konsum, Produktion) sowie Kapital (Sparen, Investitionen). Obendrauf kommen dann noch die unternehmerischen Angebots-/Nachfrage-/Investitionsentscheidungen, die auch wieder rückwirken.

        Und jetzt sage mir einer, wir können den demographischen Effekt BEZIFFERN. Vielmehr stellen sich anhand des Blicks auf die deutschen Bruttolohnsteigerungen der letzten 15 Jahre wiederum die Fragen

        a) Messen wir überhaupt die richtige Inflation?

        b) Ist die Herleitung der Inflation über steigende Preise wegen steigender Löhne überhaupt noch zeitgemäß?

        Und damit bin ich bei meinen Lieblingsthemen.

        c) TAUGEN die volkswirtschaftlichen ANALYSEWERKZEUGE der geschlossenen Volkswirtschaften überhaupt für die offenen?

        d) Wenn wir Erkenntnisse/Theorien der Angelsachsen diskutieren und zu übertragen versuchen, sollten wir immer auf die zugrundeliegende DATENBASIS schauen. Zumindest bei den hier relevanten Größen Arbeitsmarkt, Konsum- und Sparverhalten sind der deutsche und der angelsächsische Untersuchungsraum vermutlich Welten auseinander.

        PS Wir bekommen noch nicht einmal rückblickend trotz umfassender Datenlage eine gemeinsame Meinung für die Ursache der niedrigen Inflation hin. Zur Auswahl steht die Demographie (hier angeboten), Angebot/Nachfrage im Geldmarkt (u.a. M Stöcker), die Politik der EZB, vermutlich weiteres. Die Diskussion wird dann quasireligiös, Atheisten in den Limbus verdammt.

        Grüße aus der Vorhölle.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Stoertebekker

        >Wie der Saldo aussieht, ist unklar, zumal die Kohorte heterogen ist.>

        Das ist richtig und daher ist völlig verfehlt „Gewissheits-Prognosen“ zu erstellen.

        >Und jetzt sage mir einer, wir können den demographischen Effekt BEZIFFERN.>

        Ich sehe NIEMANDEN, der den EFFEKT beziffert.

        Es ist aber SEHR GUT möglich die demografische Entwicklung zu BEZIFFERN, da die Geburtenraten sich nicht über Nacht verändern.

        Und das hat per se WIRKUNGEN.

        Die Effekte, d. h. das GESAMT-Ergebnis ist dann wieder eine ganz andere Sache.

        Im Übrigen:

        Ich glaube, dass die westlichen Gesellschaften in einem FUNDAMENTALEN Systemumbau sind, der POLITISCHE Folgen haben wird, die überhaupt nicht abzusehen sind.

        Da liegt die GROSSE Unbekannte, die ökonomische Erkenntnisse STARK relativiert.

    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Stoertebekker

      ” In meinem Verständnis haben wir keinen Wettbewerb mit asiatischen Arbeitskräften im Dienstleistungssektor.”

      Oh, da täuschen Sie sich aber gewaltig. Nahezu alle Aufgaben, die so schön bequem im “Home Office” erledigt werden können, können auch von Arbeitskräften im Ausland erledigt werden. Theoretisch global, nicht nur auf Asien beschränkt. Da wird in den nächsten Jahren viel Personal eingespart werden – zumindest in Deutschland.

      “Nun gibt es (jedenfalls im Moment noch) freien Waren-, Dienstleistungs-, Kapital- und Personenverkehr mit großen Teilen der Welt.”

      Der Personenverkehr mit dem Rest der Welt ist momentan alles andere als frei.

      Ihr Kommentar wirkt als hätten sie ihn 2019 geschrieben.
      Die Kundenidentifikation per Videochat im Kontoeröffnungsverfahren machen zum Beispiel bei einer meiner Banken mittlerweile zwei Servicecenter in Polen (billiger als Deutschland) und Rumänien (noch viel billiger).

      Antworten
    • Axel
      Axel sagte:

      @Stoertebekker

      “Nach vorn schauend. Aufgrund unserer demografischen Entwicklung wird es weniger Arbeitskräfte geben (ceteris paribus inflationär).”

      Ein Aspekt der schrumpfenden Demographie wird dabei vernachläßigt:
      Schrumpft eine Bevölkerung, werden auch weniger Ärzte, Bauern, Lebensmittelläden, Handwerker, etc. benötigt, so daß nicht in allen Bereichen ein durch Arbeitskräftemängel bestehender Inflationärer Druck besteht. Würde Deutschland bspw. auf die Bevölkerung Dänemarks schrumpfen…na und? Wichtig ist das Verhältnis der Berufsgruppen zur Gesamtbevölkerung…da macht eine schrumpfende Bevölkerung überhaupt nichts aus.

      Fehlende Industriearbeiter können (bedingt) ins Ausland outgesourct werden, um den Exportbedarf zu decken …temporärer Arbeitskraftmangel kann natürlich in der Altenpflege entstehen, aber evtl. durch hervorragend ausgebildete osteropäische Fachkräfte wieder kompensiert werden…

      Wer die Renten bezahlt, ist eine andere Frage…und natürlich können wir uns kein Millionenheer von Arbeitslosen und Schul- und Bildungsverweigerern mehr leisten…da liegt eine Menge Potential Brach, welches aktiviert werden muß um einen evtl. Arbeitskräftemangel in einfachen Arbeitsbereichen (z.b. Alten-Pflegehelfern) abzufedern (und um u.a. die eingesparten Sozialhilfen für die Altersabsicherung umzuleiten)….
      .

      Antworten
  5. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Ein Klasseinterview mit Charles Goodhart und Manoj Pradhan.

    Aus meiner Sicht vor allem beeindruckend:

    Ihre Sichtweise beruht auf REALWIRTSCHAFTLICHEN Phänomen, insbesondere der Globalisierung und der demokratischen Entwicklung.

    Beispielhaft dafür die Sicht auf China und Japan.

    Ein besonderes Qualitätsmerkmal beider ist ihr Blick auf die Vergangenheit mit sehr differenzierenden Einsichten, etwa dieser:

    Es war NACHVOLLZIEHBAR angebracht, dass die Notenbanken um 1990 ein Inflationsziel von 2% gesetzt haben, weil DAMALS – mit China gerade mal 5% am Welthandel beteiligt – die Entwicklung zu heute 25% mit weiterem Wachstum in Richtung 30% NICHT absehbar war. Aus heutiger Sicht wären 0% besser gewesen. Aber die Notenbanken können der Glaubwürdigkeit wegen ihre Inflationsziele nicht nach Belieben ändern.

    Auf solche Aussagen wartet man hierzulande vergebens.

    Denn hier weiß man immer ganz genau, warum wer was falsch gemacht hat.

    Auf die Einzelthemen will ich nicht eingehen bis auf diese Punkte:

    a) Mir erschließt sich nicht, warum die gesellschaftliche Ungleichheit in Zukunft abnehmen sollte (im Titel des Buchs: Waning Inequality). Denn die Steuern und Abgaben werden nicht nachhaltig spürbar zu erhöhen sein angesichts des Niveaus, das sie bereits bei uns haben. Dass die ältere bzw. alte Bevölkerung ihre Ersparnisse konsumieren werden, stimmt zwar; sie werden aber auch mehr sparen, wenn durch die Inflation bedingt die erwünschte Versorgung im Alter immer teurer wird und der Staat vermutlich die Transfers für die Rentner irgendwann nicht mehr erhöhen kann, weil es zu viele Rentner sein werden im Verhältnis zur arbeitenden Bevölkerung.

    b) Produktivitätssteigerungen wird es geben, auch im produzierenden Gewerbe. Wenn dieses aber an Bedeutung verliert, weil die Gesellschaft zu einer Dienstleistungsgesellschaft mutiert, dann kommt es auf die Produktivitätssteigerungen bei den Dienstleistungen an. Ich glaube, dass es diese geben wird. Gleichzeitig wurde in der Diskussion ausgeblendet, dass es im Bereich der Betreuung und Pflege eine wachsende Nachfrage nach „Empathieleistung“ gibt, die heute schon und in Zukunft zumindest theoretisch durch Zuwanderung befriedigt werden könnte. Die EU bietet dafür die Voraussetzungen mit armen Bevölkerungen vor allem in Süd- und Osteuropa und Deutschland wird auch in Zukunft ein attraktives Land für Zuwanderer aus diesen Regionen sein. Das Problem ist allerdings bekannt: Widerstand wegen Identitätsverlusts – Deutschland wäre dann noch weniger Deutschland als es dies heute bereits ist.

    c) Anders als behauptet sind die Notenbanken m. A. n. nicht selbstzufrieden. Was Goodhart und Pradhan sehen, haben sie längst auf dem Schirm. Sie müssen allerdings gute Miene zu bösen Spiel machen: In einer Zeit, in der immer noch – und verstärkt durch die Pandemiebekämpfung – Deflation droht, muss dieser durch die Stabilisierung von Nachfrage entgegengewirkt werden. Das erfolgt durch kontinuierlich ermöglichte Zombifizierung und mehr oder weniger offen durch Monetäre Staatsfinanzierung. In der Zukunft, wenn die Inflation steigt, werden die Notenbanken vielleicht ein wenig an der Zinsschraube drehen, aber diese nicht niederknüppeln können wie Volcker in den 80er Jahren. Der Grund wurde genannte: Die Verschuldung bezogen auf das BIP ist heute durchweg überall deutlich höher als damals. Es käme zu Insolvenzwellen in der Finanz- und Realwirtschaft.

    Es wird daher eine nachhaltige Bekämpfung der Inflation durch die Notenbanken nicht erfolgen.

    Vielmehr werden die Staaten die Inflation durch Transfers an die Bevölkerung zu kompensieren suchen. Das wird eine immer umfangreichere Monetäre Staatsfinanzierung erfordern.

    Fazit:

    Verursacht vor allem durch den demografischen Wandel wird es zu steigender Inflation kommen.

    Die zunehmende Monetäre Staatsfinanzierung wird das Vertrauen in die Währung mindern und Abwertungstendenzen beschleunigen, was wiederum die Inflation beschleunigt.

    Steigende Inflation ist demnach die politisch-gesellschaftlich schmerzloseste Option – eine, die freilich im Desaster endet.

    Das ist kein Widerspruch.

    Leider wurde der Kampf mit dem Klimawandel nicht mit den beiden Gesprächspartnern thematisiert.

    Er ist eine tiefgreifende Umkehr, die dem demografischen Wandel in nichts nachsteht, zumal er mit einem funktionalen Systemumbau verbunden ist.

    Zu:

    VERNUNFT in den Überbrückungswahnsinn bringen.

    Das kann zweierlei heißen, nämlich

    a) die Unvernunft bzw. der Wahnsinn liegt in der Handhabung der Überbrückungsgelder

    und/oder

    b) die Unvernunft bzw. der Wahnsinn besteht darin, einen Lockdown zu verordnen, der Existenzen gefährdet und Überbrückungsgelder erforderlich macht

    Zu a):

    Das ist nun einmal so in einer Gesellschaft, in der GERECHTIGKEIT vor allem steht und die BÜROKRATIE und Juristen das Sagen haben, um öffentlich Aufruhr und eine mögliche Kalgewelle abzuwenden.

    Zu b):

    Das ist KEINE Unvernunft, wenn die Mehrheit der Bevölkerung dem zustimmt bzw. nicht dagegen rebelliert.

    Heißt:

    Pech gehabt, Selbständiger zu sein.

    An die Abgeordneten zu schreiben oder die „richtige“ Partei zu wählen, bringt nichts, weil das Kind schon in den Brunnen gefallen ist und nach Lage der Dinge immer wieder in den Brunnen fallen würde.

    Die richtige Konsequenz:

    Die Kinder BEFÄHIGEN, in wirtschaftlich attraktivere Gesellschaften auszuwandern.

    oder

    sie darauf VORBEREITEN, dass die Beschäftigung im wachsenden Öffentlichen Dienst eine Alternative ist, mit der sich die Existenz vergleichsweise gut sichern lässt.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Tischer

      “Das ist nun einmal so in einer Gesellschaft, in der GERECHTIGKEIT vor allem steht und die BÜROKRATIE und Juristen das Sagen haben, um öffentlich Aufruhr und eine mögliche Kalgewelle abzuwenden.”

      Haben Sie noch nie eine deutsche Verwaltung gesehen, die ineffizient *UND* ungerecht ist? Eine langsame Verwaltung produziert nicht als Beiwerk automatisch Gerechtigkeit. Sie kann auch reiner Selbstzweck sein, zur Versorgung inkompetenter Bürokraten und Juristen mit dem richtigen Parteibuch.

      Was soll daran gerecht sein, wenn die “Corona-Hilfen” an vor der Pleite stehende Unternehmen erst mit monatelanger Verzögerung ausgezahlt werden weil die Software nicht funktioniert? Wird das Ergebnis irgendwie besser weil es so langsam geht?

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        >Haben Sie noch nie eine deutsche Verwaltung gesehen, die ineffizient *UND* ungerecht ist?>

        NEIN, denn die gibt es NICHT.

        Denn ein IST gibt es nicht bei Gerechtigkeit/Ungerechtigkeit, weil es kein allgemein anerkanntes Kriterium für deren Feststellung gibt.

        Es gibt nur ein diffuses mehrheitliches Wollen, das sich auch anhand der Folgen als „GILT als ungerecht“ darstellt.

        Daher:

        Es muss NICHT Gerechtigkeit produziert werden, wohl aber dürfen nicht zu VIELE Menschen den Eindruck haben, dass sie die ultimativen VERLIERER sind, weil Gerechtigkeit aufgrund von mehrheitlich als richtig empfundenen Entscheidungen praktiziert wird.

        >Wird das Ergebnis irgendwie besser weil es so langsam geht?>

        Wenn die VERSPROCHENE Auszahlung nicht funktioniert, hagelt es zu Recht Kritik und Minuspunkte gibt es auch.

        Denn das wird als Inkompetenz angesehen und hat nur implizit etwas mit Gerechtigkeit zu tun, wie z. B. mit für was und wie viel.

        Mir scheint, dass Altmaier da mehr im Feuer steht als Scholz.

        Bei denen GRÜNEN würde das natürlich alles viel BESSER laufen und vor allem viel SCHNELLER.

        Denn da hätte man erst einmal eine Kommission eingesetzt ;-)

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        Schon klar, “Gerechtigkeit” ist eine normative Kategorie und wir können jetzt darüber spekulieren, was eine politische Mehrheit in Deutschland für gerecht halten könnte oder nicht.

        Deshalb frage ich Sie persönlich: Finden Sie das Agieren der deutschen Verwaltung in der Corona-Krise gerecht? Finden Sie es effizient?

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        Zu a)

        Es gibt KEIN Agieren der deutschen Verwaltung in der Corona-Krise, weil es die deutsche Verwaltung NICHT gibt.

        Wenn man das ÜBERFALLARTIGE reagieren der REGIERUNGEN auf die Pandemie zugrunde legt, haben die vielen Verwaltungen ihren Möglichkeiten nach unterm Strich vermutlich keinen schlechten Job gemacht – was ihr AGIEREN betrifft.

        Dass ein OB geimpft wird, auch wenn er noch nicht an der Reihe ist, muss ganz klar als NICHT gerechte Aktion einer Verwaltung benannt werden.

        Der Punkt, auf den Sie vermutlich hinaus wollen:

        Waren die MASSNAHMEN der Regierungen gerecht zur Bekämpfung der Pandemie?

        Nach Meinung der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung waren sie offensichtlich gerecht – BISHER.

        Das scheint sich aber JETZT massiv zu ändern und die Regierungen sind KLUG genug, der NEUEN „Gerechtigkeit“ zu folgen:

        Stufenweise Öffnung, obwohl wir noch meilenweit von einem Inzidenzwert von 35 und darunter entfernt sind!

        Schaden für die Demokratie:

        Wachsender Kompetenz- und Vertrauensverlust der Regierungen.

        Zu b)

        Das Agieren der Verwaltungen war vermutlich so effizient, wie es der Ausstattung und den Vorgaben entsprechend sein konnte.

        Aber es war NICHT effizient gemessen an den BERECHTIGTEN Erwartungen der Bürger.

        Ich meine hier insbesondere die Auszahlung der Gelder an Kleingewerbetreibende und Selbständige.

        Hier liegt m. A. n. eindeutig POLITIKVERSAGEN vor angesichts der vollmundigen Versprechungen, die abgegeben wurden.

        Die Abrechnung erfolgt spätestens bei den Wahlen zum BT.

    • Stoertebekker
      Stoertebekker sagte:

      @D Tischer
      >Die Kinder BEFÄHIGEN, in wirtschaftlich attraktivere Gesellschaften auszuwandern.
      oder
      sie darauf VORBEREITEN, dass die Beschäftigung im wachsenden Öffentlichen Dienst eine Alternative ist, mit der sich die Existenz vergleichsweise gut sichern lässt.<

      Beim ersten Teil stimme ich sofort zu. Muss man aber erst einmal finden.

      Den zweiten halte ich für zu kurzsichtig, da aufgrund des immer weiter schwindenden Unternehmergeistes die Steuern generierende ECHTE erste Wertschöpfungsstufe immer kleiner werden dürfte. (im Übrigen beschleunigt durch genau die beiden vorgeschlagenen Alternativen) Zudem schaut diese Argumentation vor allem auf die WIRTSCHAFTLICHE Existenz. Zufriedenheit ist ja nochmal ganz was Anderes…

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Stoertebekker

        Mit „richtiger Konsequenz“ urteile ich aus SICHT der BETROFFENEN:

        Wenn die Gesellschaft so ist, wie sie ist und weiterhin und möglicherweise sogar verstärkt so sein wird, wie sie ist, d. h. Selbständige sozusagen opfert, dann wäre es nicht rational, sondern Masochismus gegen den Strom zu schwimmen.

        Es ist aber völlig klar, dass dies VOLKSWIRTSCHAFTLICH den Weg nach unten weiter beschleunigt.

        Richtig natürlich, dass ich aus rein wirtschaftlicher Sicht urteile.

        Selbständigkeit kann sehr befriedigend sein, auch wenn man sich dabei materiell nicht so belohnt, wie es anderweitig der Fall wäre.

    • troodon
      troodon sagte:

      @Dietmar Tischer
      “dass die Notenbanken um 1990 ein Inflationsziel von 2% gesetzt haben”
      Zumindest für die Bundesbank war es doch eher MAXIMAL 2%. Insofern war die BuBa da näher dran an “Aus heutiger Sicht wären 0% besser gewesen.”

      “warum die gesellschaftliche Ungleichheit in Zukunft abnehmen sollte”
      Mmh, wenn die Nachfrage nach Betreuung und Pflege in den nächsten Jahren weiter wächst, sollte sich dies in höheren Löhnen in diesem Sektor niederschlagen. Da dieser Sektor eher nicht zu den bisher gut bezahlten gehört, sollte dies von der Tendenz doch die Ungleichheit verringern. Je mehr dort arbeiten, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass auch dort Gewerkschaften stärker Fuß fassen.
      Warum sollte dies Ihrer Meinung nach nicht passieren?

      Wenn man es begleitet, durch Steuererhöhungen bei z.B. Erbschaftssteuer, Spitzensteuersatz (natürlich erst ab deutlich höheren EK als jetzt) und Erhöhung der Abgeltungssteuer, dann sollten auch Steuersenkungen im unteren und mittleren Bereich kein Problem darstellen, sich die Ungleichheit beim Einkommen weiter verringern.

      “wenn die Mehrheit der Bevölkerung dem zustimmt bzw. nicht dagegen rebelliert.”
      Sollte der Lockdown nicht zügig verringert werden, wird die Union dies in den nächsten Monaten in den Umfragen spüren, dann ist es aber zu spät, noch rechtzeitig das Ruder vor der Wahl in Bezug auf Wählerstimmen erneut rumzureißen.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ troodon

        >Mmh, wenn die Nachfrage nach Betreuung und Pflege in den nächsten Jahren weiter wächst, sollte sich dies in höheren Löhnen in diesem Sektor niederschlagen.>

        Wird von einem nicht sehr hohen Niveau aus auch erfolgen → Inflation, was nicht viel übrig lässt für die Vermögensbildung.

        >Da dieser Sektor eher nicht zu den bisher gut bezahlten gehört, sollte dies von der Tendenz doch die Ungleichheit verringern.>

        Das glaube ich nicht, weil es GLEICHZEITIG die immer noch, wenn auch weniger werdenden gut honorierten Jobs im produzierenden Gewerbe gibt und auch in einigen Dienstleistungssektoren hochbezahlte Jobs entstehen werden.

        Und dann noch, meine Überzeugung aufgrund der bundesdeutschen Besteuerungshistorie:

        Die Vermögenden bleiben die Vermögenden, weil der Staat diese nicht massiv besteuern wird. Da sind sich Goodhart, Pradhan und Dr. Stelter einig und ich schließe mich an.

        Offen ist, wie weit Vermögen auf- oder abgebaut werden in einer alternden Gesellschaft, wenn ein Mehrbedarf wegen längerer Lebenszeit und höheren Betreuungskosten (Demenz) erforderlich ist, den der Staat aber nicht decken kann wegen der zunehmenden Zahl der Anspruchsberechtigten.

        Es ist mir viel zu einfach, von einer geringeren Sparquote bei den Arbeitenden auszugehen.

        Kurzum:

        Ich gehe von VOREST noch anhaltendem deflationären Druck aus und der Alimentierung einer steigenden Zahl von Menschen durch den Staat (Rentner und Menschen mit geringem Arbeitseinkommen).

        Das verstärkt eher noch die Vermögensungleichheit.

        Was später, auch angesichts der Energiewende sein wird, ist letztlich nicht mit Bestimmtheit vorauszusehen.

        Die Behauptung der beiden Autoren, dass – wie der Buchtitel besagt – die Ungleichheit abnehmen werde, ist m. A. n. jedenfalls mehr als gewagt.

        >Sollte der Lockdown nicht zügig verringert werden, wird die Union dies in den nächsten Monaten in den Umfragen spüren, dann ist es aber zu spät, noch rechtzeitig das Ruder vor der Wahl in Bezug auf Wählerstimmen erneut rumzureißen.>

        Sehe ich genauso.

        Die Leute werden nicht sagen, ja, der Lockdown war richtig, weil die Mehrheit ihn gewollt bzw. ihm zugestimmt haben.

        Sondern es wird heißen:

        Die Politik hat meine Existenz vernichtet – wer war an der Macht?

        Wie die Politiker, ob Merkel, Laschet oder Söder und die der mitregierenden SPD da rauskommen wollen, wenn – so wie es aussieht – die Inzidenz von 35 in weite Ferne rückt und der Lockdown angesichts steigender hochansteckender Mutanten beibehalten oder sogar verstärkt werden MÜSSTE aufgrund geltender „Verhältnismäßigkeit“, ist mir schleierhaft.

        Mein Tipp:

        Die fallen demnächst beim Lockdown um wie die Kegel, weil sie nicht die politischen Verlierer sein wollen.

        Interessant ist, WIE man diesen Turn verkaufen wird.

        In jedem Fall wird das Vertrauen in die Politik weiter abnehmen.

      • troodon
        troodon sagte:

        @Dietmar Tischer
        Ich hatte “gesellschaftliche Ungleichheit” tatsächlich nur auf die Einkommensentwicklung bezogen.

        Bei “Die Vermögenden bleiben die Vermögenden, weil der Staat diese nicht massiv besteuern wird” stimme ich zu.

      • troodon
        troodon sagte:

        @Dietmar Tischer
        “Die fallen demnächst beim Lockdown um wie die Kegel, weil sie nicht die politischen Verlierer sein wollen.”
        Söder fängt mit den Baumärkten an und Brandenburg springt sofort drauf… :)
        Domino Days

  6. Al
    Al sagte:

    Immer wenn ich Ökonomen höre die höhere Steuern fordern stelle ich mir folgende Frage:
    a) Haben sie keine Ahnung von Politikern und wissen sie nicht was diese tun werden?
    Oder:
    b) Haben sie sehr viel Ahnung von Politikern und wissen sie wie man denen die eigene Meinung schmackhaft macht?

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @AI

      “wenn ich Ökonomen höre die höhere Steuern fordern”

      Das machen die aus dem gleichen Grund, wegen dem Autohändler Ihnen immer erzählen werden, dass Sie unbedingt ein neues Auto brauchen: Sie profitieren auf ihren staatsfinanzierten Pöstchen persönlich davon.

      Antworten

Ihr Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.